Immer wieder frage ich mich, ob es einen Zusammenhang gibt: je teurer ein Auto, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass eine Freisprecheinrichtung installiert ist. In letzter Zeit sehe ich immer wieder Lastkraftwagen oder grössere Limousinen, in denen die Frau oder Mann hinter dem Steuer eine Hand am Lenkrad hat und die andere am Telefon. Warum das heute noch immer so häufig anzutreffen ist, ist mir ein Rätsel. Denn oftmals hat man eine Freisprecheinrichtung schon dabei.
Das Navigon 8410
Die Anfänge der Freisprecheinrichtungen für Autos waren – sagen wir harzig. Mein erstes Headset, das ich mit meinem damaligen Siemens M55 genutzt habe, habe ich noch immer. Zwar besitze ich kein Handy mehr, mit dem es arbeiten würde, aber es liegt noch im alten Auto. Diese Headsets waren und sind jedoch keine gute Lösung. Die Kabel landen in der Hektik des Autofahrens immer wieder dort, wo sie eher stören. Die kleinen, kostengünstig produzierten Ohrstecker fallen viel zu gerne aus dem Ohr heraus und mehr als Abnehmen und Auflegen kann der Nutzer mit diesen Headsets auch nicht ohne das Telefon nicht doch in die Hand zu nehmen.
Dabei war damals Siemens geradezu vorbildlich. Selbst in relativ einfachen Geräten war eine Sprachsteuerung eingebaut. Ein Knopfdruck, den Telefon den Namen zu rufen und es wählte automatisch. Kann das ihr klicki-buntes „Smartphone“ auch?
Die Lösung für das mobile Freisprechen ist meist viel näher, als Kunden glauben mögen. Seitdem Einzug von Bluetooth in die Handys, ist es drahtlos möglich. Schon sehr früh wurden bei Bluetooth verschiedene Anwendungsszenarien – technische Profile – definiert. Das geht hin von einfachen Headsets, den berühmten Knopf am Ohr, bis hin zu ganzen Profilen für Autos. So kann elegant aus dem Adressbuch gewählt werden ohne das Handy auch nur anzufassen.
Der Bluetooth Standard hat sich mittlerweile durchgesetzt. Nur viele scheinen es nicht zu wissen. So ist in den meisten mobilen Navigationssystemen eine entsprechende Gegenstelle eingebaut. So kann das Telefonat über das Navi geführt werden. Der im Gerät eingebaute Lautsprecher überträgt den Ton, ein dort eingebautes Mikrofon nimmt ihn auf. Auf dem Display ist es möglich, die bekannten Informationen abzurufen – bis hin zur Wahl aus dem Adressbuch des Handys.
So etwas einzurichten, ist meist nicht übertrieben schwer – nur muss eben einmal gemacht werden. Das Grundsystem ist immer das gleiche: beim Navi wird die Freisprechfunktion eingeschaltet. Dann wird beim Handy ebenfalls Bluetooth aktiviert und nach „neuen Geräten“ gesucht. Im Regelfall wird das Handy nun das Navi finden und zur Auswahl anbieten. Bei der Verbindung wird dann ein Passwort abgefragt, man kann sich dies sozusagen als Schlüssel vorstellen. Oft ist dieser auf „0000“ festgesetzt. Nach der Eingabe des Schlüssels, bieten Handys an, sich automatisch mit dem Navi zu verbinden, sobald es in Bluetooth Reichweite ist. Bejaht der Nutzer dies, braucht er die oben genannte Prozedur nicht mehr durchzuführen.
Was mir jedoch gänzlich unverständlich ist, ist die Tatsache, dass dieser Vorgang von Seiten der Gerätehersteller nicht vereinfacht wird oder wurde. Bei einem DECT Telefon reicht es aus, zwei Knöpfe zu drücken und diese Verbinden sich. Warum reicht es nicht, beim Navi und Handy einen Knopf zu drücken, vielleicht noch eine Sicherheitsfrage einzubauen, und das war es? Bluetooth dürfte für viele Verbraucher zu kompliziert sein. Was ist Sichtbarkeit? Was ist der sichere Modus? Was ist die Sicherheitszahl? Bei WLAN hat es doch auch funktioniert, warum ist es hier noch so kompliziert?
Doch die Navigatiosgeräte haben auch einige andere Nachteile, die der Kunde bedenken sollte: die Sprachqualität ist zwar absolut ausreichend, doch meistens klingt es eher scheppernd. Der Grund ist relativ leicht zu finden: die eingebauten Lautsprecher sind klein. Je lauter diese nun arbeiten müssen, desto beschränkter ist der Bereich, in denen diese sauber arbeiten können. Auf typische Stimmen des Navigationssystems hin, lässt sich so noch gut hinoptimieren. Man kann Stimme und Navi aneinander anpassen. Doch wenn ein echter Mensch dahintersteht, der zudem durch eine schwankende Telefonverbindung übertragen wird, ist relativ schnell das Ende der Möglichen erreicht.
Eine ganz andere Problematik wurde mir dann während meiner Arbeit an diesem Blog bewusst: die Ersatzteilsituation. Der Markt der Navigationsgeräte ist sehr schnelllebig. Nach einem Jahr ist ein Gerät veraltet. Zwar kann es meistens mit neuen Karten auf dem aktuellen Stand gehalten werden, doch die Hardware ist bald vom Markt verschwunden. Das Thema erlebte ich nun bei einem Navigon 8110. Das ist das ehemalige Topgerät des Navigationsgerätespezialisten, ausgestattet mit zahlreichen Spielereien.
Eineinhalb Jahre nach dem Kauf, kollabierte das Ladekabel. Der Stecker brach schlicht und ergreifend ab. Ein Betrieb im Auto ist so nicht mehr möglich. Also begann die Suche nach einem Ersatzteil. Der Mediamarkt, bei dem das Gerät gekauft wurde, machte es relativ einfach: ein solches Kabel gibt es nicht mehr, die Garantie ist abgelaufen. Wohlgemerkt bei einem Gerät für damals 477 CHF. Auf etwas stärkere Nachfrage hin, wurde dann ein alternatives Ladekabel angeboten – nur das hätte keinen TMC Empfang mehr ermöglicht – sprich keinen Empfang von Staunachrichten, weder nach TMC noch TMCplus. Nach gut einer Stunde Telefonarbeit wurde dann schliesslich doch ein Kabel aufgetrieben und für 80 CHF (!!) angeboten. Das Ladekabel war damit teurer als das günstigste Einstiegsnavigationsgerät.
Leicht entsetzt von diesem Erlebnis fragte ich bei Navigon direkt nach. Die erste Suche im Shop blieb ergebnislos: die Suche nach „8110“ brachte nur ein Hausladegerät hervor. Die Presseabteilung lieferte dann eine interessante Aussage: das Kabel gibt es nicht mehr. Es wird jedoch – inzwischen auch mit obigen Suchbegriff auffindbar – ein alternatives Kabel angeboten, das auch TMC Empfang ermöglicht. Das sieht dann zwar anders aus, arbeitet aber genausogut.
Grundsätzlich sei es so, dass die Kabel mehrere Jahre nach Auslaufen des einzelnen Artikels weiterhin verfügbar sind. Ein leichter, bitterer Nachgeschmack bleibt trotzdem: wenn ein Kunde sein Navi intensiv nutzt, sprich auch die Zusatzfunktionen ausnutzt, möchte er vielleicht noch später weiteres Zubehör kaufen. Wenn nach gerade einmal eineinhalb Jahren dies schon schwierig wird, er im Fachhandel gar nur nach intensiver Nachfrage etwas bekommt, ist das nicht zielführend.
Ganz anders sieht da noch die Möglichkeit aus, sich eine Freisprecheinrichtung ins Auto einbauen zu lassen. Diese gibt es entweder ab Werk oder als Nachrüstung. Zwar haben die vor allem den Nachteil, dass sie fest installiert sind, jedoch haben sie auf der anderen Seite erhebliche Vorteile:
Die Ersatzteilthematik ist weitaus weniger ausgeprägt: Fahrzeughersteller bieten Jahre, teils Jahrzehnte nach Kauf noch Ersatz an. Es sollte im Regelfall nicht passieren, dass ein Kunde sein Auto nach eineinhalb Jahren nicht mehr richtig nutzen kann. Meist sind die Garantielaufzeiten ebenfalls entsprechend lang – zumindest ausserhalb Deutschlands…
Auch ist die Akustik erheblich besser. Die Stimmen kommen durch das Radio und ein auf den Fahrer gerichtetes Mikrofon nimmt die eigene Stimme auf. Auch wird das Mikrofon an einer Stelle installiert, an dem es wenig Eigenschall des Autos mit aufnimmt. Das Gespräch wird dadurch erheblich angenehmer.
Bei guten Festeinbauten wird zusätzlich eine Aussenantenne genutzt, die einen verbesserten Empfang mit sich bringt. Freaks bauen sich dann noch einen Dabendorf-Booster ein – dann bricht das Gespräch auch im hintersten Wald nicht ab.
Einige Freisprecheinrichtungen sind dazu noch recht schlau aufgemacht. In meinem Privatwagen habe ich eine Fiscon Anlage einbauen lassen. Diese kann ich über das Multifunktionsdisplay ansteuern. Der Witz ist nun, dass die Anlage in diesem Display auch Informationen einblendet, die ich sonst nicht sehen würde. So kann ich die Öltermperatur, den restlichen Treibstoff in Litern oder die Spannung der Batterie darstellen lassen. Gerade im Winter eine sehr nette Zusatzfunktion, gratis dazu.
Was bei dieser „schönen“ Welt natürlich zu beachten ist, sind die Preise. Bei einem Navi ist das Freisprechen oftmals gratis dabei, ein Festeinbau in einem Auto geht schnell über einige hundert Euro hinaus – je nach Auto geht es sogar über tausend. Nur dabei ist auch zu bedenken, dass diese Freisprecher dann jahrelang arbeiten.
Klar ist für mich: wenn jemand eine Freisprcheinrichtung an Bord hat, sollte er sie auch benutzen. Viele haben sie serienmässig an Bord, da frage ich mich ernsthaft, wieso soviele Fahrer das Handy ans Ohr halten. Vielleicht haben sie ja kalt, eine andere sinnvolle Erklärung fällt mir nicht ein.
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