Grünkohl – eigentlich stehe ich total auf Grünkohl. Ob gekocht oder momentan eben roh im Salat. Und was ist schließlich nordischer als dieses deftige Kohlgemüse? Und da es momentan einen totalen Hype um Grünkohl gibt (in der Rohkost-Küche, aber ebenso unter den US-Hollywood-Stars) , dachte ich mir, trendbewusst wie ich bin: “Mach ich doch mal einen grünen Smoothie draus.” Gesagt getan.
Ich entschied mich für die Mango-Bananen-Variante, bei der eigentlich nichts schief gehen kann. Und weil ich mir einen ganz besonderen Genuss gönnen wollte, fügte ich noch eine halbe Avocado hinzu. Fröhlich mixte ich nun die Zutaten zusammen und ließ den Vitamix sein Bestes geben bis ein herrlich grüner und cremiger Smoothie entstand. Ich goss mir ein Glas voll und setzte mich mit meinem Smoothie gemütlich in die herbstliche Mittagssonne auf die Terrasse. Nichtsahnend setzte ich das Glas an meine Lippen und nahm einen schönen großen Schluck dieses herrlich leuchtend grünen Getränkes. Aber just in dem Moment als meine Geschmacksknospen in Berührung mit dem grünen Gold kamen, durchzog es mich. “Was ist denn das!?!”, schoss es durch meinen Kopf. Von wegen Hochgenuss. Dieser Smoothie schmeckte nicht einfach bloß „nicht so gut“, sondern gehörte schlichtweg in die Kategorie „ungenießbar“. Ich wäre im Leben nicht darauf gekommen, dass dieser Smoothie nicht schmecken könnte. Denn wir sind wirklich hart im Nehmen, was die grünen Smoothies angeht. Krasseste Wildkräutervarianten mit geringer Süße und hohem Bitteranteil waren im Sommer an der Tagesordnung.
Als Rohköstlerin will man so ein Desaster natürlich nicht wahrhaben. Also wieder rein in die Küche, die Plörre wieder in den Vitamix gegossen und ein paar Datteln hinzugefügt, ein guter Trick, nicht ganz so dolle Smoothies wieder gerade zu rücken. Aber es half nichts. Halbherzig trank ich ein paar Schlucke bis es nicht mehr ging. Den Rest stellte ich in den Kühlschrank.
Als am Abend Achim nach Hause kam erzählte ich ihm erst einmal nichts von meinem Erlebnis. Stattdessen sagte ich etwas scheinheilig: „Ich habe Grünkohl-Smoothie gemacht, im Kühlschrank steht noch was.“ Ich wollte ihm schließlich die Chance geben, den Smoothie vorurteilsfrei zu probieren. Während Achim freudig in die Küche stapfe sagte ich noch halblaut hinter ihm her: „Mir hat er nicht ganz so gut geschmeckt…“ Eine Weile hörte ich nichts aus der Küche. Doch plötzlich heulte der Mixer auf und kurze Zeit später stand Achim mit dem Grünkohl-Smoothie im Wohnzimmer. Offensichtlich war er von diesem Smoothie ebenso wenig begeistert wie ich. Mit runzelnder Stirn sagte er: „Mit einer ordentlichen Portion Carob ist er gar nicht schlecht. Man schmeckt gar nicht mehr, was sonst drin ist.“
Sieht toll aus, schmeckt aber nicht so.
Und so kam der Grünkohl-Smoothie doch noch weg. Aber auch nur, weil Achim es nicht übers Herz brachte ihn einfach weg zu schütten. Meine Einstellung war in diesem Fall eine andere. Die zusätzliche Power für den Kompost (zu der bereits eine Durian beiträgt) hätte ja wunderbar dazu beigetragen, dass wir im nächsten Jahr wieder frischen Grünkohl aus dem Garten haben!