Die Liebe ist das grösste Geschenk! Bild: Pixabay
Als ich mir letzte Woche Gedanken zum perfekten Weihnachtsgeschenk machte, sind Kindheitserinnerungen wach geworden, die mich traurig und glücklich zugleich gemacht haben.
Und zwar erwähnte meine Mutter oft, dass sie sich damals als Frischverliebte von meinem Vater am liebsten schon auch Geschenke in Form von Blumen, Parfümen oder Schmuck gewünscht hätte – Dinge, die man sich als Frau eben so wünschte und die man vom Kino kannte oder von denen man von Freundinnen hörte. Romantische Geschenke eben, als Zeichen der Liebe. Doch meine Mutter erhielt von meinem Vater nichts dergleichen. Aber nicht etwa, weil er sie nicht genug liebte, sondern weil er einfach eine ganz andere Vorstellung vom perfekten Liebesgeschenk hatte. Blumen, die verwelken, Parfüme, die verduften, oder Schmuck, der bei der damaligen Fabrikarbeit nur gestört hätte – solche Dinge erschienen ihm weder romantisch noch nutzbringend.
Er, der während des Zweiten Weltkriegs in Süditalien aufwuchs und, kaum erwachsen, in die Schweiz emigrierte, bewertete das Leben, die Liebe und Geschenke eben anders. Viel lieber schenkte mein Vater meiner Mutter ein winziges Transistorradio, damit Musik sie aufheitern konnte, wenn sie sich ein paar Tage lang nicht trafen. Oder er schenkte ihr ein Paar Winterstiefel, damit sie warmen Fusses durch den so noch nie gesehenen, meterhohen Glarner Schnee zur Arbeit stapfen konnte. Oder er schenkte ihr eine Nähmaschine, damit sie sich etwas Schönes nähen konnte. Was viele von uns heute als absolute «Liebestötergeschenke» betrachten würden, waren für ihn Stück für Stück die Bausteine für ein gemeinsames Leben in Liebe und einfachster Zufriedenheit. Mit seinen vielleicht unperfekten Geschenken schuf mein Vater die Basis für eine 51 Jahre lang funktionierende Ehe – das grösste und schönste Geschenk, das er meiner Mutter überhaupt hätte machen können!
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
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