Das grosse Schlafen

In meinem Kopf habe ich schon unzählige Male Anlauf genommen.

Anlauf, endlich an der Geschichte weiter zu arbeiten, die schon so lange auf die Feinarbeit wartet. Ich habe mir gar eine alte Schreibmaschine zugelegt, damit ich gezwungen bin, jedes einzelne Wort noch einmal umzudrehen und an den richtigen Platz zu setzen. Wo es keine Delete-Taste gibt, gibt es auch keinen Raum mehr für überzählige Wörter, so dachte ich mir. Aber eben, bis jetzt ist es beim Anlaufnehmen geblieben.

Ich habe auch schon unzählige Male Anlauf genommen, endlich mal wieder ein paar Kilos loszuwerden. Nein, ich habe nicht vor, einem ungesunden Schönheitsideal nachzueifern, aber einfach nur noch runder werden ist wohl auch nicht gerade gesund.  Auch hier ist es aber beim Anlauf geblieben.

Auch im Bezug auf meine Kinder bin ich in den Startlöchern: Endlich wieder mehr Energie in die Beziehung stecken, nicht immer nur müde mit dem Kopf nicken und „dann mach halt, wenn du unbedingt musst“ seufzen. Doch auch in diesem Bereich trete ich auf der Stelle, nehme mir jeden Tag vor, es anders zu machen als am Tag zuvor.

Wohin ich auch schaue in meinem Leben, überall sehe ich Dinge, die ich in Angriff nehmen will; Lebensbereiche, die mir wichtig sind, denen ich gerne wieder mehr Beachtung schenken würde.

Mein Kopf ist unglaublich aktiv, denkt sich neue Wege aus, entwirft Pläne für ein Leben, das mehr dem entspricht, was ich unter Leben verstehe. Aber was hilft es, wenn der Kopf wie verrückt arbeitet, solange der Körper nicht mitmacht? Das faule Ding hat nämlich seit einiger Zeit nur noch eins im Sinn: Schlafen, schlafen und nochmals schlafen. Kaum zeichnet sich ab, dass es da ein freies Zeitfenster geben könnte, beginnt mein Kopf zu planen. „Zuerst einmal werde ich eine oder zwei Stunden schreiben, dann mache ich einen Spaziergang und schliesslich spiele ich noch mit den Kindern dieses Spiel, das sie schon so lange spielen möchten“, sagt er dann zum Beispiel. „Nichts da!“ schreit der Körper. „Zuerst wird geschlafen.“ „Nicht schon wieder schlafen“, meckert der Kopf. „Das haben wir schon gestern zuerst gemacht und dann war wieder die ganze freie Zeit verpennt und alles, was ich tunt wollte blieb liegen.“ „Heute schlafen wir nicht so lang“, verspricht der Körper. „Nur ein halbes Stündchen, dann können wir tun, was immer du willst.“ „Das sagst du jedes Mal und am Ende bleibst du doch so lange liegen, bis die Kinder von der Schule nach Hause kommen und es Zeit wird zum Kochen“, brummt der Kopf. „Ach komm schon, du weisst, dass man viel besser arbeiten kann, wenn man ausgeschlafen ist. Und die Kinder erträgst du auch viel besser, wenn du nicht mehr so müde bist“, insistiert der Körper. „Da hast du ja schon Recht, aber meine Freizeit ist begrenzt, die kann ich nicht einfach verschlafen… Wobei, so eine Viertelstunde könnte nicht schaden. Vielleicht habe ich danach tatsächlich mehr Energie….“ „Ich hab’s doch gewusst, dass du zur Einsicht kommen wirst“, lobt der Körper, schmeisst sich aufs Bett und schon versinke ich im tiefsten Schlaf.

Ich hoffe doch sehr, dass ich im Schlaf irgendwann genügend Energie für neue Taten gewonnen haben werde. Damit es nicht lange beim Anlaufnehmen bleibt…

Das grosse Schlafen



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