Nein, dies wird kein Neidartikel, um dies schon mal auszuschliessen. Es geht vielmehr um Verantwortung und Steuergerechtigkeit, um Moralität und Betrug bei den Superreichen. Nicht erst seit der globalen Wirtschaftskrise ärgern sich Staaten über den massiven Steuerbetrug ihrer reichsten Mitbürger. Dabei stellt sich häufig schon viel eher die Frage nach Gerechtigkeit und Ehrlichkeit; wie kann es zum Beispiel sein, dass ein Mensch alleine das Tausendfache eines normalen Arbeiters verdient. Ja ver – dient, d.h. streng genommen: sich durch seine erbrachte Arbeitsleistung oder Wertschöpfung redlich erdienert hat.
Spekulanten, Hungermacher und Zyniker sind eins
Finanzjongleure zum Beispiel erbringen gar keine Wertschöpfung, ihre Arbeit ist leistungsfrei. Sie schliessen nur Wetten auf zukünftige Wertschöpfungsvolumina ab, die vielleicht, unter Umständen in bestimmten Branchen, Marktsegmenten oder mit bestimmten Produkten einmal erbracht werden könnten. Hm, da wettet tatsächlich einer auf den künftigen Getreidepreis. Wetter war scheisse in den vergangen Jahren. Dürren breiten sich aus. Ja, da wetten wir mal auf steigende Preise, weil im günstigen Fall totale Ernteausfälle zu erwarten sind. Nachdem Russland, Indien und die USA in der Dürreklemme stecken, und die wachsenden Bevölkerungen in Asien immer mehr Getreide nachfragen; werden die Preise zusätzlich hoch spekuliert; was den feinen Nebeneffekt von vielen Millionen Hungertoten mit sich bringt – Menschen aus der dritten Welt, die sich die Preise für das Korn nicht mehr leisten können, und deswegen schlicht verrecken, und für zukünftige Nachfragen ausfallen. Darauf können wir dann das nächste Mmal wetten, die Preise sinken bestimmt wieder ein wenig.
Beschützer der leistungslosen Abzocker
Wirtschaftspolitisch gesehen ein hinnehmbarer Kollateralschaden. Für unseren superreichen Spekulanten, der mit Papis geerbten Geld die Märkte aufmischt, eine bequeme Situation. Geld gesellt sich zu Geld, leistungslos, und ein wenig mit Blut befleckt, dafür aber geschützt durch Lobby und neoliberaler Politik. Klingt ein bisschen zynisch, aber das macht nichts; man muss nur blind seiner Gier nach Mammon folgen, die Gelegenheit beim Schopfe packen und abkassieren. Moral ist was für Verlierer, für die Turnbeutelvergesser. Wer einmal im System sein Auskommen gefunden hat, der knipst schnell seine Skrupel und moralische Orientierungsmarken aus. Wurde das Geld erst einmal auf diese oder anderen ähnlich maffiösen Arten ergattert, muss man es vor der Allgemeinheit schützen, d.h. die Steuer umgehen. Das ist weltweit usus.
Eine nicht näher spezifizierte Organisation in der Finanzbranche hat mal zusammengerechnet, was denn so alles weltweit an gesicherten Geldern gebunkert wurde. Jetzt bitte tapfer sein; und nein wir werden nicht neidgelb, sondern wutrot. Wetten?
Nach Schätzungen der Organisation Tax Justice Network bunkerten die Reichen der Welt in Steueroasen 21 bis 31,5 Billionen Dollar, das sind umgerechnet läppische 17 bis 26 Billionen Euro. 1 Billion sind 1000 Milliarden. 1 Milliarde 1000 Millionen. Keine Peanuts mehr könnte man meinen. Denn damit entgingen den Staaten Steuereinnahmen pro Jahr von bis zu 280 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands betrug im Jahr 2011 rund 3,5 Billionen Dollar, das der gesamten EU 17,5 Billionen Dollar. Nun, rund 10 Millionen Menschen weltweit bilden die Klasse, die die Steueroasen nutzt. Die Hälfte der Billionen liegt aber allein bei den 10.000 Reichsten der Welt. Ha, die könnten locker ganze Staaten kaufen mit ihrem so schwer ergatterten Geld.
Konsequenzen?
Wir erkennen folgendes: den kriminellen Steuerhinterziehern zu helfen, kann lukrativ sein. Hauptnutznießer sind die Unehrlichen unter den Reichsten der Reichen, also etwa 0,001 Prozent der Weltbevölkerung. Mit deren Drang, möglichst viel für sich zu behalten, macht eine ganze Industrie gute Geschäfte. Hoffentlich sind wir dabei. Die großen Banken helfen der vermögenden Kundschaft gerne dabei, ihr Geld dem Staat vorzuenthalten – zuletzt viel die Schweizer UBS mit Mitarbeiter Anleitungen für den gelungenen Geldschmuggel auf. So kurz vor Inkrafttreten der deutsch – schweizerischen Steuer Abkommen hatte das ein Geschmäckle, wie der Schwabe sagen würde. Anwälte und Steuerberater sind natürlich auch unterstützend tätig. Die Grenzen von legaler Steuervermeidung zur verbotenen Steuerhinterziehung sind fließend; und seien wir ehrlich, nicht immer sind sie so leicht ausmachbar. Apropos ausmachen: oft bauen Täuschungsmanöver auf komplizierten Konstruktionen auf, Spuren sind da häufig kaum mehr auszumachen: Die Groß – Mudda von meinen Freund ihrer schweizer Tante, die eine lichtensteiner Stiftung für ein Altenheim in Griechenland hat, welche die Pensionen über schweizer Sozialzuhilfen mitfinanziert, nimmt deutsche Gelder für diesen Zweck an, die dann schweizerisch werden, und nicht mehr der Steuerpflicht unterliegen, weil sie allgemeinnützig sind. Logfisch.
Da schreien die richtigen nach Gesetz und Ordnung
Laut der Finanzmarktanalyse-Firma Helvea sammelten diese schweizer Stiftungsoma und auch andere Eidgenossen im Jahr 2010 rund 280 Milliarden Franken – umgerechnet 233 Milliarden Euro – in Zürich, Basel oder Bern, davon rund zwei Drittel Schwarzgeld. In der Negativliste von Tax Justice Network steht die Schweiz damit ganz weit oben. Und jetzt schreien die Kurzen aus Uri und Co: “he, das ist kriminell, oder?!”, wenn Steuerfahnder aus Nordrhein Westfalen CDs kaufen, auf denen die Daten von tausenden gut beratenen schweizer Steuerkunden stehen. Hm, Geschmack.
Mittlerweile, so verlautbaren es die Medien heute morgen, haben sich schon Hunderte Steuersünder aus Angst auf der liste zu stehen selber angezeigt. Noch nicht mal standhaft abkacken können diese, ach, ich weiß gar nicht wie man diese Sippschaft nennen soll – vielleicht Staats- und Wirtschaftselite?
Mittelfinger hoch, der Rest runter: jump motherfuckers! Wenn ihrs versaut, springt. Es wird euch niemand ein Tuch spannen.
Pack.
cio René Brandstädter – humanicum