Heute Morgen war ich mit Nummer 1 um 7 Uhr schon on the road.
Es ging zu einem Turnier ihrer Voltigier-Gruppe, die zur 2. Sichtung der Deutschen Meisterschaft unterwegs war.
Ich möchte gar nicht viel von Pferden, Stallluft und Hufgetrappel erzählen. Nur kurze Infos. Unser Voltigier-Pferd sieht so aus:
Was ich bemerkenswert fand war nicht nur, dass unsere schweigsame Nummer 1 und ich fast ohne Wortwechsel 40 Minuten hin und zurück im Auto saßen. Zuerst hatte ich den Eindruck, die Stille füllen zu müssen: Hey, da hatte ich mal Zeit allein mit einem der Kinder und dann schwieg man sich an. Aber so müde wie wir waren, hatten wir eigentlich keinen Redebedarf.
Also genoss ich die Stille im Auto.
Angekommen ließ Nummer 1 sich die Haare zur standardisierten Gruppenfrisur flechten und zog sich das Trikot an. Ich hatte einen pferdischen Freund gefunden, mit dem ich eine kleine Unterhaltung mit Streicheleinheiten und Hand-Ablecken pflegte.
Ich hatte ja mal vor ewigen Jahren ein eigenes Pferd und erinnerte mich daran. Der Pferdefreund und ich verstanden uns prächtig und er war das erste Pferd, das ich irgendwie mochte, seit dem irgendwie stressigen und etwas angstbeladenen Ende meiner eignen Reiterinnen-Zeit. Sobald ich wegging trat er gegen die Box und streckte Kopf so nahe an mich heran wie möglich. Das Hand-Geschlecke schien im gut zu tun – er schloss die Augen genießerisch und ich mochte das Geschlabber komischer Weise schon immer. Nummer 1 fand es eklig und wollte es lieber nicht ausprobieren. Zudem hatte sie irgendwie Angst, das fremde Pferd anzufassen. Vorsichtig erkundete sie nach meiner Ermutigung die Samtnase und fand das so schön, dass sie es danach sogar noch einmal kurz wiederholte.
Die Begegnung mit dem Tier war echt richtig schön und ich bemerkte so vieles an ihm: Die interessanten Streifen auf der Nase des, die samtweiche Fell”straße” zwischen den Nüstern, die drahtigen Tasthaare und auch, dass seine Mähne an den Spitzen viel heller war als am Ansatz und einen schönen Farbverlauf hatte. Ich war so unglaublich achtsam. Wusste gar nicht, dass ich das kann …
Ich genoss danach wie immer den Auftritt der Gruppe, filmte ihn diesmal und anschließend hieß es warten auf die Siegerehrung. Wir vertrieben uns die Zeit damit, diverse Lose zu kaufen und gewannen für Nummer 2 einen Brockhaus “Astronomie”, für mich einen blumenbedruckte Gartenschaufel sowie einen Deko-Schmetterling, für Nummer 3 Glitzer-Pferde-Sticker und für Nummer 1 eine sehr witzige Uhr.
Dann futterten wir Kuchen und spazierten durch die Kälte. Anschließend holten wir uns Pommes und saßen in der warmen Cafeteria der Reitanlage. Immer noch quatschten wir wenig und hatten dennoch so unseren Spaß.
Während Nummer 1 sich für die Siegerehrung vorbereitete und auch schon zuvor, während sie sich warm machte, hatte ich Zeit für mich. Ich schlenderte herum, sah den anderen Gruppen zu, besuchte meinen Pferdefreund und sah mich um.
Das war ein seltsames Gefühl. Mit nur einem Kind irgendwo, zwischendurch auf mich konzentriert. Irgendwie war es so unbekannt unstressig.
Ich konnte mich selbst wahrnehmen, statt dauernd irgendwo gefordert zu werden, irgendwen zu suchen oder tausend Hunger-Pipi-Durst-Langeweile-Belange hören zu müssen.
Nummer 1′ Gruppe bekam den 3. Platz, womit ich sehr glücklich war, während die Mädels sich natürlich erhofft hatten, wieder auf dem Ersten zu landen, so wie bei der Kreisentscheidung zuvor.
Für den Rückweg machte ich die Heizung im Auto an und wir ließen unsere wieder eingefrorenen Füße auftauen. Und schwiegen. Die Landschaft hier ist halt so urlaubsortmäßig und man kann sie durchaus genießen. Strahlender Himmel, schneeweiße Wolkenberge und darunter sanfte grüne Hügel.
Zuhause freute ich mich, die anderen Kinder zu sehen und hatte auch richtig Lust, mit Nummer 4 zu spielen, statt das irgendwie so zwangsweise abzuspulen.
Man kann sich dem Zusammensein mit Kindern weit besser hingeben, wenn man sie auch mal gründlich los ist. Das war schon immer meine Erfahrung – ich hatte es nur inzwischen wieder vergessen.
… oder in einem Morgen, der für mich besonders war, weil ich Ruhe, Achtsamkeit, Spannung, Freude, Genuss und Stolz gefunden habe. Einfach so, mitten im Reitstall, drumherum geschäftige Eltern und aufgeregte Kinder. Mittendrin ich – ganz bei mir.