Das große Ende /Der WOF Marathon

Der Tag nach einem Perfect Day hatte es ja wirklich schwer, aber er war auf seine Weise ebenfalls wundervoll. Wir fuhren bis hinunter nach Auckland und trafen zwei ganz besondere Menschen: Yvi und Roland, das Hochzeitspaar, für die wir das Hochzeitsvideo gedreht hatten, starteten ihre Hochzeitsreise an diesem Tag in Auckland und wir trafen sie an einer Kreuzung direkt am Skytower. Beide hatten T-Shits mit unserem Bloglogo drauf an und waren vornehm winterbleich. Wir tranken einen Weihnachtskaffee bei Starbucks und unser Heimweh wurde wieder ein Stück größer. Es war so schön, hier in Auckland und nach so langer Zeit so enge Freunde zu treffen. Eine ehemalige Klassenkameradin von Roland trafen wir anschließend auch noch – jaja, die Welt ist klein. Wie klein sie wirklich ist, zeigte sich auch in unserem Hostel: Hier arbeitet Tessa, mit der ich zusammen das Bug Hostel gemanaged hatte, als der Besitzer im Urlaub war. Wir gönnten uns nach fast 30 Tagen Vanübernachtungen ein Doppelzimmer, um unsere ganzen Sachen zu sortieren, auszumisten und auf jeweils zwei Rucksäcke zu reduzieren. Nach so langer Zeit mit großem Stauraum hatte sich so einiges angesammelt. Die gesamten Wintersachen mussten zum Beispiel raus und gingen ans Rote Kreuz. Außerdem machten wir den Van noch einmal von innen und außen richtig sauber, mit Neues-Auto-Geruck, Cockpitspray, Fensterputzen, Saugen etc. Er glänzte nun wirklich wie noch nie und alle Interessenten bestätigten uns, dass sie noch nie – und ich zitiere – so einen gepflegten Van gesehen haben! So, da kann ja dann nichts mehr schief gehen. (dachten wir)

Leider sagten auch bisher alle Interessierten, dass ihnen der Van zu klein (dafür sparsam wie sonst was!) oder zu teuer sei. Durch Preisrecherche waren wir uns aber sicher, dass wir in der mittleren Preisklasse lagen und unser Auto eine gute Ausstattung und wenig Kilometer hatte, was uns zuversichtlich bleiben ließ. Manche konnten auch nicht so lange warten, bis wir aus dem Northland wieder zurück waren und hatten bereits einen Van gekauft. Wir fuhren noch einmal die Hostels ab strichen die Gitarre auf den Flyern durch und reduzierten den Preise deswegen um 50 Dollar.

Anschließend fuhren wir zu unserer Wwoofingfamilie, bei der wir planten, bis zu unserem Abflug zu bleiben. Evelyn wohnt mit ihrer Katze ungefähr 30 Minuten entfernt von Auckland. Als wir ankamen, begrüßte sie uns vor dem Haus. Auf dem Boden im Gras lag eine Matratze und sie forderte uns auf, diese mit rein zu nehmen, da wir darauf schlafen würden. Wir könnten auch im Van schlafen, wenn uns das angenehmer wäre (noch mal zur Erinnerung: Arbeiten gegen Essen und UNTERKUNFT). Da wir die Bettwäsche im Van schon für den nächsten Besitzer gewaschen hatten und weil wir ja dafür arbeiteten, entschieden wir uns für das kleine Zimmer mit den zwei dünnen Matratzen auf dem Boden. Evelyn gab uns Bettwäsche (keine Kissen, die holten wir aus dem Van) und wir machten unser Zimmer beschlafbar. Wir teilten es mit vielen Spinnen (zum Glück nur die dünnen großen), doch was mich wirklich vom Schlafen abhielt, war der Geruch: Ich weiß nicht, ob es der Vorhang, der Teppich oder das Bücherregel war, aber irgendwas stank moderig, wie in einem feuchten Keller.

Die beiden Kinder Jackson (ca. 21) und Marama (ca. 25) waren zu Besuch und das kleine Haus war somit ziemlich voll. Bei einem Rundgang durch den Garten erklärte uns Evelyn die Arbeiten für den nächsten Tag. Sie musste noch ein paar Tage arbeiten, bevor sie Urlaub hatte. Sie betreut Kinder in einer Waldorf-Kindertagesstätte. Das Haus schien schon sehr alt zu sein. Vor der Dusche klebte eine feste Plastikfolie auf dem Boden, durch die man unter das Haus schauen konnte, weil an der Stelle das Holz schon weggefault war. In den nächsten Tagen versuchten wir das Haus mit einem Hochdruckreiniger von außen abzusprühen, um es zum Streichen vorzubereiten (funktionierte nicht, weil man an dem Hochdruckreiniger den Schlauch nicht richtig befestigen konnte). Ansonsten zogen wir viel Unkraut heraus und an einem Regentag reinigten wir die Fenster und das Bad von oben bis unten. Das Essen war zwar lecker, aber nicht so ganz sättigend, da es jeden Abend nur Salat gab. Am dritten Tag schwoll Jeres Fuß stark an und am vierten Tag gingen wir zum Arzt. Der Fuß war nicht gebrochen, aber Jere sollte ihn still halten und kühlen. Wir sagten Evelyn, dass wir nicht weiter für sie arbeiten könnten und am nächsten Tag ins Hostel ziehen würden. Wir hatten sowieso schon mit dem Gedanken gespielt, weil wir uns in dem Haus nicht so ganz wohlfühlten. An diesen Abend bestellten wir leckere Pizza bei der Kette „Hell’s Pizza“ (sehr lecker) und hatten noch einen schönen letzten Abend zusammen. Am nächsten Vormittag reinigten Jere und ich noch ein paar Küchenschränke und dann fuhren wir zu Tessas Hostel zurück.

Das Wwoofing abzubrechen war eine gute Entscheidung. Auf diese Weise konnten wir spontan zu Van-Interessierten hinfahren und fühlten uns auch nicht mehr so fehl am Platze: Die Tochter von Evelyn ist nämlich nur alle ein bis zwei Jahre dort und wir hatten das Gefühlt, dass wir da eher störten.

Ein holländisches Pärchen meldete sich schließtlich mit ernsten Absichten den Van für den angebotenen Preis zu kaufen. Jere holte die beiden ab, da nur für drei Leute Platz ist und der große Tag begann: Die beiden wollten den Van wirklich gerne kaufen und hatten bereits einen Legalcheck machen lassen: Hier erfährt man, ob der Van gestohlen ist und ob Schulden (Falschparken, Maut etc.) auf ihm lasten. Der Check war ok und als nächstes stand der Mechanical Check an. Da dieser hier in Auckland extrem teuer ist, wollten die zwei einfach noch mal einen WOF-Check machen lassen, wie wir ihn vor einer Woche hinter uns gebracht hatten. Jere rief mich an und beschrieb die Situation: wenn wir dort durchfallen, dann ist auch der jetzige WOF nicht mehr gültig. Das heißt, wir müssen jede Reparatur machen, um wieder WOF zu haben. Eine Stunde später meldete er sich noch einmal und natürlich sind wir durchgefallen und der WOF war weg.

Drei Sachen mussten gemacht werden: Zwei Räder mussten miteinander ausgetauscht werden, damit die Größe vorne und hinten einheitlich ist (der andere WOF hatte die Räder ausgetauscht, weil die „besten Reifen vorne sein sollten“, der hatte wohl nicht auf die Größe geachtet… also wieder zurücktauschen), die Vorderlichter mussten neu ausgerichtet werden, damit sie bei Dunkelheit die Straße ideal beleuchten (jeder WOF findet immer wieder neue Kleinigkeiten) und dann gab es aber noch eine Beanstandung, die uns ein bisschen schockte: Die vordere Lenkstange musste ausgetauscht werden. Es war Freitag und die Holländer wollten am nächsten Tag schon losfahren. Jere suchte mit ihnen also noch schnell eine Werkstatt, die diese Reperaturen machen konnte. Sie fanden eine, die ebenfalls eine WOF-Stelle mit integriert hatte. Diese meinte, man bräuchte die Lenkstange nicht zu wechseln, behob die anderen Kritikpunkte und schickte Jere zurück zum anderen ersten WOF. Die meinten aber, die Lenkstange müsse auf jeden Fall ausgetauscht werden. Nun waren wir alle verunsichert und wir entschieden, das Auto noch einmal durch eine andere (dritte bzw. vierte Werkstatt) testen zu lassen. Hier kam nun auch raus, dass die Lenkstange gewechselt werden sollte. Also ließen wir das am nächsten Tag machen. Wir hatten Glück, das einer der Mitarbeiter ganz großes Mitleid bekam und extra für uns am Samstag das Ersatzteil besorgte und einbaute. Wir teilten die Reperaturkosten mit den Holländern und mussten so einiges vom Endpreis abziehen. Dafür haben die zwei dann hoffentlich in zwei Monaten Ruhe, wenn sie den Van wieder verkaufen. Also noch muss keiner traurig sein: In zwei Monaten gibt’s den Kiwi-Van wieder zu kaufen!

Die zwei lieben Holländer fuhren Jere noch zurück zum Hostel, wo ich sie auch endlich kennenlernte und dann hieß es auch schon: Good Bye Van! Das war ein ganz komisches Gefühl, zu sehen, wie die zwei in unseren gelben Van mit den schwarzen Kiwis einstiegen. Auf der organgenen Matratze (wahrscheinlich der Kaufgrund für die Holländer) lag noch unser Bodyboard und die Kühlkiste und schon fuhren sie los, bogen um die Kurve und unsere Reise hier in Neuseeland war nun entgültig vorbei.



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