Das Grabbeltisch-Phänomen: Nach den guten Dingern musst du graben

Eine beachtliche Weile studiere ich nun schon die Thematik des Online-Datings. Neben meiner Feststellung, dass heutzutage eigentlich keiner mehr so richtig weiß, was er will, geschweige denn bereit ist, sich auf irgendeine Art und Weise zu verpflichten, kristallisiert sich ein weiterer Fakt sehr deutlich heraus: Männer in den 30ern sind B-Ware. B-Ware weil geschieden. B-Ware weil geschieden mit Kind. B-Ware weil Frauenhasser nach bitterer Enttäuschung. Sie weisen deutliche Gebrauchsspuren auf. Meistens können sie selbst am wenigsten dafür. Nun birgt diese Lebenssituation, in der sich B-Ware-Männer befinden, diverse Schwierigkeiten und Reibungspunkte im Umgang mit dem anderen Geschlecht – was die bereits geringe Auswahl erneut schmälert.

Ring frei

Frauen Mitte dreißig verhalten sich bei ihrer Jagt auf Männer Mitte dreißig in etwa so, wie eine schwäbische Hausfrau im Sommerschlussverkauf bei Karstadt. Die Türen öffnen sich, der Schüpfer-Grabbeltisch wird anvisiert und zielsicher wird, unter Einsatz spitzer Ellenbogen und lang nicht mehr geschnittener Fingernägel, ein Teil der Beute für sich beansprucht. Hierbei wird im Eifer des Effekts erst einmal genommen was einem in die Finger kommt. Da ist es nicht so wichtig, ob einer der Schlüpfer im Dreierpack fehlt, ein Loch hat oder das Muster nicht zeitgemäß ist. Ist ja Schlussverkauf, ein paar Monate tragen und dann in die Tonne damit. Lässt sich das so einfach auf zwischenmenschliche Beziehungen übertragen? Ich sage JA!

Dein Muster gefällt mir nicht!

Ich habe bereits des Öfteren vom Bild der anuptaphoben Frau erzählt. Der Frau, die Angst hat, übrigzubleiben. Diese Angst scheint (natürlich nicht bei allen) mit den Jahren immer größer zu werden. Also passiert es oft, dass zugeschnappt wird, auch wenn der “erstandene” Mann Mängel aufweist, die Frau ein paar Jahre zuvor noch nicht akzeptiert hätte. Aber schließlich ist er B-Ware, die hat nun mal Mängel. Angeknackstes Selbstbewusstsein, Vertrauensunfährigkeit, übermäßiges Paschatum, noch nicht ausgekriegter Ehekrieg, Mann im Dreierpack mit kindlichem Anhang. Ihr wisst was ich meine. Wer oberflächlich sucht, und sich mit der löchrigen Unterhose mit Blümchenmuster zufrieden gibt, läuft Gefahr, dass die Mängel auf Dauer zur unerträglichen Last werden. Löchrige Schlüpfer trägt nämlich (fast) keiner. Die Frage, die sich mir an dieser Stelle eröffnet ist die, warum ich die hässlichen Schlüpfer nehmen muss, die oben auf liegen? Kann ich nicht sagen “dein Muster gefällt mir nicht” und weiterwühlen? Kann ich!

Auch Qualität wird reduziert

Ich bin kein typischer Schwabe. Bevor ich etwas Hässliches kaufe, nur weil es um 80% reduziert ist, kaufe ich lieber gar nichts. Ich bin auch die, die am Grabbeltisch eisern stehenbleibt, und sich die Mühe macht, sich bis zum Boden durchzuwühlen. Schlussverkaufstechnisch habe ich hier bereits das ein oder andere Goldstück gefunden. Männertechnisch war das bis jetzt leider noch nicht sonderlich erfolgreich. Bis jetzt. Nachdem ich den alleinerziehenden Vater Bernie mit deutlichem Egoproblem, den eben verlassenen Paddy mit Sehnsucht nach der Ex und den entscheidungsunfreudigen Martin, der nicht so recht wusste, was er wollte, hinter mir gelassen habe, bin ich nun bereit, ein bisschen mehr Geduld an den Tag zu legen. Geduld um ein bisschen tiefer zu graben. Denn B-Ware muss nicht minderwertig sein. Für irgendjemand  war sie nicht mehr gut genug, und nun wird sie zum reduzierten Preis weitergegeben – und das heißt nicht, dass sie für mich nicht genau richtig sein kann.

Geduld ist eine Tugend, ich weiß das. Mit den Jahren übe ich mich darin, und werde immer besser. Wenn die Generation 30+ eines braucht, dann ist es Geduld. Geduld jemanden zu finden, der für einen gemacht ist. Geduld, jemanden genau kennenzulernen. Mal sehen, was ich am Boden des Grabbeltisches noch finde, wenn alle Blümchenschlüpfer abgegriffen sind.

xoxo_Carrie_2

© lassedesignen – Fotolia.com


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