Ausgemergelte Jammergestalten müssen sich der Erkenntnis stellen, dass Goldsucher im wahrsten Sinne des Wortes gefährlich leben, wie geronnen, so zerronnen, wie Gold gefunden, so Gold verloren. "Das Gold von Sam Cooper" ist der zweite Schatz der Sierra Madre und bebildert Elementares – die Veränderung zur Gier des Menschen in verdorrt-miefigen Wüstenkaffs. Nicht übel, der Italo-Reißer, spaßig, kurzweilig, kaum Durchhänger. Das darin illustrierte Todesquartett ist todesbedrohlich: Ein homosexueller, als Priester gekleideter Sadist (Klaus Kinskis Wahnsinn hinter einer furchteinflößenden Fassade aus gewissenloser Hinterhältigkeit zu Stein erstarrt), dessen unterwürfiger Gigolo (George Hilton fand sich nie in die Rolle ein, wie auch, als Kinski-Liebhaber), ein von Malaria gepeinigter Gefängnissklave (Gilbert Roland) und dessen verhasster Kriegskamerad (Van Heflin), ein bislang erfolgloser, kauziger Goldjäger mit schallender Lache. Was sich Giorgio Capitani daraus baut, dürfte nicht weiter überraschen. Intrigante Machtspielchen desjenigen mit demjenigen gegen denjenigen und diejenigen, um sich einen Vorteil zu verschaffen, die Angst dem vorzubeugen, aber auch die Raffinesse dagegen zu halten in unterschiedlichen Konstellationen. Auffällig, jedoch nicht minder erfrischend, dass der Film kaum Haken schlägt, Umwege einschlägt, nicht groß rumquatscht und situationsabhängige Nebensächlichkeiten vermeidet, die in vergleichbaren Genrewerken immer wieder den direkten Weg zum Ziel (ergo: zum Schatz) künstlich bis ins Unermessliche dehnt, respektive länger gestaltet, als er in Wahrheit ist. Die Exkursion ist eingebettet in überlange Kameradrehungen, die oft am Quartett vorbei schwenken oder es in einer einzigen Einstellung einzufangen wissen, stylishe Zooms, präzise Schnitttakte, heroische Musik (widmet Kinski sogar ein verdunkeltes Thema: Carlo Rustichelli), viel Details, beträchtlich Schießpulver und Verpflegung, auch ein bisschen trashig-Urkomisches gibt's, wenn sich die Gruppe im lang ersehnten Regen plötzlich auf dem Wüstensand wälzt (hier wieder – das Lachen!). Trotz fehlendem Profil der uneingeschränkt schattenhaft umrissenen Figuren und ihrer Marotten, sowie einiger absehbarer Finten und unzähliger Platzpatronen macht Capitani vor allem Lust auf Sauna. Welcher Western kann das schon von sich behaupten? Eben.
6/10