Michaela Preiner
Sieglinde Feldhofer (Jakob) – © Werner Kmetitsch Im Österreichischen gibt es ein schönes Sprichwort: Das Glück ist ein Vogerl. In der Oper für Kinder und Jugendliche mit dem Titel „Gold“ – ist es aber doch ein Fisch. Ausgehend vom Märchen „Der Fischer und seine Frau“ der Gebrüder Grimm komponierte der Holländer Leonard Evers das Stück „Gold“, das derzeit auf der Studiobühne der Oper Graz aufgeführt wird. Das Libretto von Flora Verbrugge hält sich an den Hauptplot, ist aber ganz in einem aktuellen Diktum verfasst, in dem dann schon einmal die Rede von einem „Traumhaus“ oder einem „Trip“ ist. Auf diese Weise werden die jungen Opernfreaks textlich gut abgeholt. Leonhard Königseder sorgt für die abwechslungsreiche, musikalische Untermalung am Schlagwerk und ist damit permanent auch im sichtbaren Einsatz. Die Musik ist eine interessante Mischung aus tonalen Ohrwürmern, wie einigen kleinen Walzern, atonalen Einsprengseln und einer klanglich angelegten Geräuschkulisse, die Sterne zum Funkeln, Wasser zum Brausen und den Wind zum Heulen bringt.Sieglinde Feldhofer übernimmt alle Rollen, die dieses Stück zu bieten hat: Den kleinen Jacob, der jenen verwunschenen Fisch fängt, der ihm alle Wünsche erfüllt – nachdem er ihn wieder ins Meer entlassen hat. Aber auch seinen Vater, den Fischer und dessen Frau, sowie den Fisch selbst und einen Chauffeur. Es ist eine wahre Wonne, ihr schauspielerisches Können zu verfolgen. Ganz abgesehen von ihrem stimmlichen, untadeligen Einsatz.
Sieglinde Feldhofer (Jakob), Leonhard Königseder (Percussion) – © Werner Kmetitsch Julia Burger, die bereits am Burgtheater und im Dschungel Wien vor allem für junges Publikum inszenierte, ist auch für diese Produktion verantwortlich. Kleine, blaue Tüchlein helfen den Kindern im Publikum, das Meer darzustellen und bieten ihnen dabei, pädagogisch geschickt, auch die Möglichkeit, nicht permanent still sitzen zu müssen. Fliegende Luftballons, die dank kleiner Sandsäcke vom Off auf die Bühne geworfen werden und dort Halt finden, sind eine witzige Idee. Theaterdonner, Blitz und Sturmgeheul lassen die Kinder den Atem anhalten, weil sie realistisch erscheinen. Dass der Fisch, der die kleine Familie unermesslich reich werden lässt, ihnen aber letztlich alles wieder nimmt, nicht sichtbar ist – und auch das Schloss nur durch einen Kristall-Leuchter angedeutet wird – soll dazu anregen, mit der eigenen Fantasie zu spielen.Interessant, dass beim Verlassen einer Jugend-Vorstellung ein 2.Klässler zu seiner Sitznachbarin sagte: „Unser Schloss war aber schöner!“ Er war einer der Darsteller der Aufführung „Was wünscht du dir?“, die im Rahmen eines Schulprojektes in Zusammenarbeit mit der Oper Graz in der Volksschule St. Peter zur Aufführung kam. Das Schloss, das die Kinder bei ihren Vorstellungen auf der Bühne hatten, war aus Karton gebastelt. Die Aussage zeigt aber, wie sehr gerade junges Publikum sich an Illusionistischem erfreut, an einer Theaterwelt, die das Alltägliche sprengt und heute auch ohne großes Bühnenbild leicht in Szene zu setzen ist.
Sieglinde Feldhofer (Jakob) – © Werner Kmetitsch Die Frage, was denn nun wünschenswert ist, wann Wünsche erfüllt werden können und wann nicht – steht im Mittelpunkt dieser Oper und bietet viel Stoff, mit den Kindern darüber zu reden. Zu sehen noch bis Anfang Juni. Sie machen uns eine Freude, wenn Sie den Artikel mit Ihren Bekannten, Freundinnen und Freunden teilen.