Das Glück aus der Dose – Kinder und Psychopharmaka

Immer häufiger werden auch bei Kindern psychische Störungen diagnostiziert. Vor allem in den USA werden diese in erster Linie mit Psychopharmaka behandelt. Weltweit sind die Verordnungszahlen von Psychopharmaka bei Kindern in den letzten 10 Jahren um 250 Prozent gestiegen. Die Dokumentation beleuchtet die Kontroverse um Nutzen und Risiken dieser Medikamente.

Bei dem elfjährigen Raul aus New York wurde eine bipolare – manisch-depressive – Störung didagnostiziert. Laut einer Studie des Massachusetts General Hospital in Boston stellten Ärzte diese Erkrankung bei amerikanischen Kindern in den letzten zehn Jahren 4.000 häufiger fest als vorher. Ein Europa beurteilt man das vorwiegend als Fehldiagnose. Medikamentengegner behaupten, dass heute Krankheiten gezielt von der Pharmaindustrie „erfunden“ werden, um die Absatzmöglichkeiten für deren Produkte zu erhöhen, obwohl diese Medikamente für Kinder gar nicht zugelassen sind.
Doch mit der Begrüdung „individueller Heilungsversuch“ können Ärzte Medikamente an kleinere Kinder verschreiben. Man spricht dann vom „Off-Label-Use“. Die Eltern von Raul versprechen sich von den Pillen Hilfe. Ihr Sohn war bereits mit drei Jahren verhaltensauffällig. Seither schluckt er verschiedene Medikamenten-Cocktails. Als er neun Jahre wird, rastet er aus, zertrümmert sein Zimmer und schlägt seine Mutter. Die Eltern rufen die Polizei, er kommt in die Psychiatrie. „Fremdaggressives Verhalten kann eine Nebenwirkung bestimmter Antidepressiva oder Stimulatien sein“, erklärt der ehemalige Vorsitzende der deutschen Arzneimittelkommission, Professor Bruno Müller-Oerlinghausen.


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