Genau deshalb mussten wohl Uwe Bogen und Patrick Mikolaj einen weiteren Stuttgart-Guide schreiben, damit wir was Neues über „Hochgefühle, Streitfälle, Schätze, Kulturtrümpfe, Käpsele, Unikate und Understatement“ zwischen Neckar und Reben erfahren!
„Das gibt es nur in Stuttgart“ behaupten der Journalist Bogen und Unnützes Stuttgartwissen-Blogger Mikolaj also in ihrem neuem Buch und obwohl ich mir schon einige Stuttgart-Führer und Stadtteilchroniken zu Gemüte geführt hab, kam ich beim Lesen tatsächlich öfter ins Staunen!
Und ja, wir können ruhig beim „Höchsten, Schnellsten, Kesseligsten“ bleiben, denn die ehemalige Kehrwochen-Metropole spielt in ziemlich vielen Disziplinen ganz vorne mit:
Stuttgart ist wohl die einzige deutsche Großstadt, in der gleich zwei historische Schlossbauten direkt nebeneinander stehen und in der die Weinberge bis in die City reichen. Da kommt in der Nachbarschaft höchstens Wien mit.
Hier gibts das am längste geführte Bunkerhotel – die fensterlosen Gästezimmer unterm Marktplatz sind nichts für Klaustrophobiker und nur selten – beispielsweise zur Langen Nacht der Museen – für Besucher geöffnet.
Stuttgart hat wohl die meisten Staffeln Deutschlands, das zweitgrößte Mineralwasser-Vorkommen Europas, einen der erfolgreichsten Dolmetscher des Sportfernsehens, ein einzigartiges Close-up-Theater und eines der besten Opernhäuser der Welt.
In der Landeshauptstadt leben die meisten Großstadt-Hasen, die größte Gelbkopfamazonen-Population außerhalb Mittelamerikas und der Weltmeister im Stillstehen: 16 Stunden, 16 Minuten und 16 Sekunden stand Martin Bikovsek alias Carismo auf einer Stelle und bewies damit seinen Zirkusschülern, dass man ein Ziel erreichen kann, wenn man wirklich will.
Ich wusste nicht, dass es im 21. Stock des Asemwalds ein Hallenbad gibt, dass das allererste Stuttgarter Weindorf schon 1511 gefeiert wurde, dass und warum es in der Markthalle Bahngleise gibt oder dass die drei Häuschen unter der Eisenbahnbrücke in der Rosensteinstraße als Musterbeispiel für „Platzsparendes Wohnen“ gebaut wurden.
Sehr erfreulich: trotz des stadtbewussten Titels haben Bogen und Mikolaj keine reine Lobhudelei abgeliefert – sie beleuchten auch die Schattenseiten der Stadt wie Feinstaub, Stau und Abriss-Wahn oder die Klett-Passage als echt unterirdischen Einkaufs- und Umstiegs-Keller.
Wer also wissen will, was ein Bauwich ist, warum sich 1839 fast die ganze Stadt auf dem Alten Schlossplatz versammelte, wem Rosa von Praunheim ein cineastisches Denkmal setzte, wann das allererste Weindorf gefeiert wurde, wo sich Verliebte treffen und welchen Ort die meisten Stuttgarter am romantischsten finden – „Das gibt es nur in Stuttgart“ gibt unterhaltsam spannende Antworten!
Uwe Bogen | Patrick Mikolaj „Das gibt es nur in Stuttgart“, 160 Seiten mit zahlreichen Fotos, broschiert, 16 Euro 90, Silberburg-Verlag