Das gezähmte Lästermaul
Lindsay Lohan hieß wegen ihrer zahlreichen Abstürze nur «Lindsanity» – eine Mischung aus ihrem Namen und dem englischen Wort «Insanity», was «Wahnsinn» bedeutet. Von Jennifer Aniston sprach er nur als «Jennifer Maniston», weil die Schauspielerin angeblich so verzweifelt auf der Suche nach Männer gewesen sei. Auf die Fotos seiner Webseite zeichnete er Starletts wie Paris Hilton krotesk große Brüste und so manchem männlichen Hollywood-Star einen extrem kleinen Penis.
Der Promi-Blogger Perez Hilton (Geburtsname: Mario Armando Lavandeira Jr.) nennt seine Internetseite zu Recht die meistgehasste Website Hollywoods. Innerhalb nur weniger Jahre schaffte es der 33-jährige Sohn kubanischer Einwanderer, zu einem der einflussreichsten Meinungsmacher in Los Angeles zu werden. Dank seiner guten Kontakte zu Stars und Sternchen ist er auf allen wichtigen Partys eingeladen. Fehltritte, Baby- oder Trennungsgerüchte – Perez Hilton entgeht nichts.
Verklagt und verprügelt
Doch trotz seiner Nähe zu den Stars hat er nie ein Blatt vor den Mund genommen und da Spott verteilt, wo er verdient war. Allerdings schoss er dabei auch öfters über das Ziel hinaus. Perez Hilton sah die Promis fast genauso oft im Gerichtssaal wie auf Hollywood-Partys. Jennifer Aniston, Samantha Ronson, Miley Cyrus und viele andere Stars verklagten den Blogger. Er soll wegen seiner umstrittenen Äußerungen sogar schon mal in eine Prügelei mit Black-Eyed-Peas-Rapper Will.i.am verwickelt gewesen sein.
Darüber hinaus ist Perez Hilton dafür bekannt, homosexuelle Prominente zu outeten, meistens gegen deren Wunsch. So gaben der ‘N-Sync-Sänger Lance Bass und Neil Patrick Harris (Barney Stinson aus How I Met Your Mother) öffentlich bekannt, homosexuell zu sein, nachdem Perez Hilton dies mehrmals auf seiner Seite angedeutet hatte.
Das Verhältnis zwischen Perez Hilton und den Promis war deswegen immer ambivalent. Sie fühlen sich einerseits von ihm angegriffen, bloßgestellt und lächerlich gemacht, andererseits wissen sie genau, welchen Einfluss seine Seite hat. Täglich wird perezhilton.com von Millionen Usern weltweit angeklickt.
«Ich muss mich ändern»
Nun hat sich diese Seite allerdings verändert. Perez Hilton ist freundlicher geworden. Es gibt keine fiesen Namen und keine bloßstellenden Zeichnungen mehr. Wenn Lindsay Lohan auch nach dem dritten Entzug noch nicht begriffen hat, dass Partys und Alkohol nicht gut für sie sind, weist Perez Hilton zwar darauf hin, ist dabei aber nicht mehr so gehässig wie noch vor einem Jahr. Was ist passiert?
Im letzten Jahr wurden in den USA mehrere Teenager-Selbsmorde publik. Dutzende Jugendliche hatten sich das Leben genommen, nachdem sie von anderen gemobbt wurden. Einige wurden im Internet als homosexuell geoutet, beschimpft und nicht selten auch physisch gequält. Perez Hilton hatte mehrfach darüber berichtet, und immer wieder dazu aufgerufen, etwas gegen das Mobbing an Schulen und Universitäten zu unternehmen.
Im September des vergangenen Jahres stürzte sich der erst 18-jährige Student Tyler Clementi von einer Brücke, weil sein Mitbewohner ihn beim Sex mit einem Mann gefilmt, das Video danach ins Internet gestellt – und Clementi dadurch geoutet hatte.
Einige Tage nach dem Bekanntwerden dieses Vorfalls postete Perez Hilton ein Video, in dem er ungewöhnlich ernst darüber sprach, fortan nicht mehr gemein über Prominente zu berichten: «In den letzten Wochen haben viele Leute zu mir gesagt, dass ich mich in dem, was ich tue, von Mobbern nicht groß unterscheide. Da ist etwas Wahres dran. Ich habe meine Arbeit immer damit gerechtfertigt, dass es nur Spaß ist und Menschen trifft, die die Öffentlichkeit suchen. Aber ich habe keine Lust, das immer wieder erklären müssen. Ich muss mich ändern und ich werde heute damit anfangen.»
Der nette Herr Hilton
Die Veränderung von Perez Hilton war nicht nur auf seiner Internetseite deutlich sichtbar, auch der Blogger sah plötzlich ganz anders aus. Er hatte mehrere Kilo abgenommen, trug seine natürliche Haarfarbe – zuvor waren seine Haare blond, blau, grün, pink und orange gewesen – und kleidete sich weniger exzentrisch.
Und zu alledem veröffentlichte er vor einigen Wochen ein Kinderbuch. In The Boy With The Pink Hair (Der Junge mit dem pinkfarbenen Haar) geht es um einen Jungen, der anders ist als andere Kinder. Perez Hilton sagt dazu selbst, dass es gewissermaßen seine Geschichte ist und die Krönung seiner Verwandlung. Mit diesem Buch will er helfen, gegen Vorurteile zu kämpfen. Vorurteile, die zu Hänseleien und Mobbing führen können. Im Interview mit Good Day New York sagte er: «Ein Kinderbuch zu schreiben war perfekt für mich. Ich haben Fehler begangen, sie erkannt und mich geändert. Das ist ein gutes Beispiel für Kinder.»
Vom garstigen Lästermaul zum Vorbild für Kinder? Hollywood ist eben immer für Überraschungen gut. Und für Happy Ends.
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Blogger Perez Hilton – Das gezähmte Lästermaul
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