Das geht ja gar nicht! – Siehste: geht doch!

Manchmal frage ich mich, wieso etwas nicht gehen soll, was offensichtlich doch geht?!

Geschafft

Wird sie es schaffen? – Grafik: © JSB Public Domain

Es geht gar nicht! - höre ich seit Tagen. Die Deutschen werden immer infantiler, ihre Sprache nähert sich dem Niveau von Müttern, die mit ihren Kleinkindern sprechen und angesichts der großen Anzahl von alleinstehenden Müttern verwundert es nicht. Etwas Neues aus der Kleinkindsprache lernte ich vor kurzem. Menschen die etwas nicht gemacht haben, was sie versprochen haben zu tun, sagen dann: „Ich habe es nicht geschafft.“ Nicht „Ich habe es nicht gemacht“, sondern „Ich habe es nicht ge-schafft“. Ich sehe, wie diejenige mit letzter Kraft den Bürgersteig entlangkriecht und vor Durst aus der verschnürten Kehle kaum verständlich „Wasser! Wasser!“ krächzt, die lieblosen Passanten gehen aber an ihr vorbei, so daß sie leblos auf die Gehplatten sinkt – sie hat es nicht geschafft.

Gerhard Schröder lehrte mich wiederholt, daß etwas „Keine Frage“ sei. Wieso ist etwas „keine Frage“? Was bedeutet es eigentlich? Darf man fragen? Ach nein, keine Frage! Dann hört man immer-wieder, wenn jemand „Ein schöner Tag heute“ sagt, daß er dann als Antwort anstatt „Ja“, „absolut“ zu hören bekommt. Wieso ist alles und jedes für manche „absolut“? Und dann „auf jeden Fall“. „Schlaf tut gut“ – „auf jeden Fall“. Wieso „auf jeden Fall“, ein Ja hätte gereicht.

Zuletzt wissen offenbar viele nicht, wenn sie einen Psychotherapeuten aufsuchen, daß sie ihm etwas erzählen sollen. „Ich habe nichts zu erzählen, es ist nichts passiert, ich weiß nicht was ich erzählen soll.“ – bekomme ich sehr oft zu hören. Leute, das geht gar nicht! Auf keinen Fall! Absolut! So schafft ihr es nicht!


DoktorGrafik

Wirkung und witzige Größenordnungen – Grafik: © JSB Public Domain

Und nun etwas tolles, die Homöopathie. Nachgewiesenermaßen ohne jegliche angepriesenen Wirkstoffe. Es soll etwas wirken dadurch, daß es nicht vorhanden ist. Ganz toll, diese Deutschen! Sie schaffen eine riesige Industrie für etwas aufzubauen, das nicht existiert.

Nun lesen Sie und hören Sie selbst:
Prof. Martin Lambeck kritisiert die Homöopathie:

Als Physiker interessiere ich mich für die Phänomene im Grenzbereich von Physik und Medizin. Hier jetzt speziell der Homöopathie. Und da denke ich an ein sehr beliebtes Homöopathikum, Bella Donna D30, was ist das?

Bella Donna, auf Deutsch Tollkirsche. Was heißt D30? Das D kommt vom lateini-schen Wort für zehn. D30 heißt also, dass 30-mal 1:10 verdünnt wurde und das entspricht, diese Verdünnung entspricht dem Auflösen von einem Stückchen Zucker in so viel Wasser wie in tausend Erdkugeln Platz hat. Und jetzt vergleichen Sie mal, das Spülbecken, in dem die Gläser gespült wer-den, mit dem Wasser in tausend Erdkugeln, dann verstehen Sie meinen Satz “In keinem Restaurant wird Ihr Glas von den Spuren des vorigen Getränks und des vorigen Trinkers so perfekt befreit wie dieses Fläschchen von Bella Donna”. Wo Bella Donna D30 draufsteht ist kein Bella Donna drin. Be-sonders wichtig für die Homöopathie ist die Potenz C30, weil Herr Hahnemann verlangt, dass mit Präparaten in C30 die Arzneimittelbilder bestimmt werden. Das C kommt vom lateinischen Wort für hundert. C30 heißt also, dass 30-mal 1:100 verdünnt wurde. Hier kann man nicht mehr in Erdkugeln rechnen, sondern nur noch in Milliarden von Galaxien.
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Nachdem wir wissen, dass in einem Hochpotenzhomöopathikum nichts drin ist, stelle ich die umgekehrte Frage. Was ist drin? Was drin ist sagt uns das homöopathische Arzneibuch. Nämlich zum po-tenzieren, das heißt also zum verdünnen mit dazwischengeschaltetem Schütteln, verwende man ge-reinigtes Wasser und Alkohol. Wasser und Alkohol sind aber keineswegs reine Substanzen. In man-chen Gegenden enthält Wasser Kalk, in anderen Eisen und der Alkohol enthält verschiedene Neben-bestandteile, je nachdem ob er aus Roggen, Weintrauben, Kartoffeln, Reis, Mais usw. hergestellt wurde. Wie viel Nebenbestandteile drin sein dürfen sagt uns das Europäische Arzneibuch. Beim gereinigten Wasser darf der Verdampfungsrückstand je 100 Milliliter ein Milligramm betragen. Das entspricht G5. Außerdem darf dieses Wasser pro Milliliter nur 100 Mikroorganismen enthalten. Beim Alkohol darf der Verdampfungsrückstand 2,5 Milligramm je 100 Milliliter betragen und dazu kommen die flüchtigen Bestandteile. Deren Summe darf 300 PPM betragen. Das entspricht D4. Das ist nicht etwa billiger Schnaps, sondern das ist der Apothekeralkohol, mit dem die Homöopathika hergestellt werden.

Der Hersteller wird als Wasser beziehungsweise Alkohol immer das verwenden was grade am billigsten angeboten wird. Je nach Marktlage entsteht also Eisen in Kartoffel mit Mikroorganismen aus der Spree oder Kalk in Zuckerrohr mit Mikroorganismen aus der Donau. Das heißt, es gibt völlig verschiedene Präparate die nur zwei Dinge gemeinsam haben, es steht Bella Donna drauf, es ist kein Bella Donna drin. Anders gesagt, Hochpotenzpräparate kann man gar nicht herstellen.

Der Alkohol darf 16 Nebenbestandteile enthalten. Ich greife eins heraus, was wir alle kennen, das hochgiftige Benzol. Der Benzolgehalt darf 2 PPM betragen, das entspricht D6. Das heißt also, bei Bella Donna D30 ist 10 hoch 24-mal mehr Benzol drin als Bella Donna und bei dem Hahnemann Präparat in C30, das entspricht D60, ist 10 hoch 54-mal mehr Benzol drin als das was draufsteht. Somit lautet meine fallsifizierbare These:
Im Hochpotenzbereich kommt es auf den Inhalt der Flasche gar nicht an. Nur das Etikett wirkt auf Patient und Arzt.

Das war der physikalische Aspekt.

Ich möchte noch einen medizinischen Aspekt hinzufügen: Ich lasse jetzt mal alle physikalischen Bedenken weg und nehme an die Homöopathen haben recht, hier ist zwar kein Bella Donna als Materie drin, wohl aber die, wie sie sagen, Schwingung des Bella Donna. Dann muss diese Schwingung irgendwie auf den Menschen wirken. Die naturwissenschaftlich begründete Medizin erklärt die Wirkung der Medikamente dadurch, dass sie auf der molekularen Ebene wirken, das heißt die Moleküle des Medikaments kommen so nahe an die Moleküle des Körpers heran, dass die Materiewellen von Medikament und Körper sich überlappen und nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip eine Wirkung hervorrufen. Man spricht vom Andocken an einem Rezeptor. Bei der Homöopathie muss das anders sein. Denn diese Rezeptoren können die Schwingung ja nicht wahrnehmen, weil sie ja nur auf Materie ansprechen. Der Mensch muss also irgendwelche Wahrnehmungsorgane, ich nenne sie einfach Sensoren, haben, die die Schwingungen des Homöopathikums aufnehmen. Wenn das so ist, dann müssen die Lehrbücher Physiologie des Menschen und Pharmakologie und Toxikologie neu geschrieben werden und es ist mindestens ein Nobelpreis für Medizin fällig.

So. Über Burn-Out, Mobbing und Traumatisierung, des Deutschen liebste Gründe für eine Krankschreibung, Frühberentung, Schadenersatz- oder andere geldwerte Forderungen, ein anderes Mal.

Ein schönes Wochenende wünscht allen
DJ Psycho – Julian S. Bielicki

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Quellen – weiterführende Links

Grafiken: by J.S.B. – Public Domain Grafiksammlung
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Zu den Webseiten des Autors: www.psychosputnik.com
http://www.saatchionline.com/jsbielicki

Video: “Prof Martin Lambeck kritisiert die Homöopathie”, youtube.com – uploader – gwup


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