Marthe hilft der Burgherrin bei der Entbindung, doch den Tod des viel zu früh geborenen Sohnes kann sie nicht verhindern. Da Burgherr Wulfhart ihr gedroht hat, sollte sein Sohn nicht gesund geboren werden, Marthe Hände und Füße abzuschlagen flieht die junge Hebamme aus der Burg. Durch den Wald versucht sie sich zu der von ihr und Serafine bewohnten Kate durchzuschlagen. Als sie dort ankommt steht die Kate bereits in Flammen. Marthe flieht schnell zurück in den Wald und nimmt die Spuren der am Vortag aufgebrochenen Siedlern auf, die von einem Ritter abgeworben wurden um in der Mark Meißen das Land urbar zu machen und ein besseres Leben aufzubauen.
Ritter Cristian verspricht Marthe Schutz und Marthe schließt sich dem Siedlerzug an. Nicht alle sind damit einverstanden das Marthe sich anschließt, zum einen fürchten die Siedler die Rache Wulfharts und auch kann Marthe nichts zum Überleben beisteuern. Ritter Christian macht den Siedlern schnell klar, dass eine Heilerin immer gebraucht wird und so wird Marthe aufgenommen.
Nach vielen Gefahren und Entbehrungen kommt der Siedlerzug nach einigen Wochen in der Mark Meißen an und die fränkische Gruppe besiedelt das Gebiet das Markgraf Otto dafür bestimmt hat. Damit sind die Gefahren für Marthe allerdings nicht vorüber, neben den Knechten Ludolf und Oswalt werden auch schnell die Feinde Christians auf sie aufmerksam…
Kritik
Mit dem Roman „Das Geheimnis der Hebamme“ hat die Autorin Sabine Ebert den Auftakt zu einer über fünf Teile ausgelegten Siedlersaga von dem Hintergrund der Machtkämpfe Barbarossas und Heinrich des Löwen geschrieben.
Bildgewaltig und lebendig schildert die Autorin das Leben im Mittelalter. Die verschiedenen Stände und auch die Willkür die sich die Niedriggeborenen ausgesetzt sehen beschreibt Sabine Ebert realistisch. Dem Leser wird schnell ausdrücklich klar gemacht was die Gewaltherrschaft im Mittelalter bedeuten konnte. Nicht nur willkürliche Enteignungen, auch Vergewaltigung und ungesetzliche Verurteilungen waren an der Tagesordnung. Ritter die nicht nach den Idealen des Standes wie Ehre, Ehrlichkeit, Treue lebten gab es zuhauf, Schutz konnten die Niedriggeborenen kaum erwarten.
Der wortgewande Erzählstil und die authentische Handlung der Autorin liest sich flüssig und der intelligent eigewobene Spannungsbogen macht es schwer dieses Buch aus der Hand zu legen. Die Geschichte fesselt und die ausgiebige historische Recherche unterstützt die Geschichte perfekt. Auch die Nebengeschichten fügen sich perfekt in den Plot ein.
Der historische Hintergrund wurde von der Wahl-Freibergerin sehr gut recherchiert, ihr Wissen erwarb sie nicht nur bei der bei ihrer Redaktionellen Erforschung der Freiberger Region, sondern viele Gespräche mit Historikern und anderen Fachleuten runden dieses ab. Auch ein ausführliches Personenregister in den historisch belegte und die der Fantasie entsprungenen Charaktere aufgelistet sind bringt dem Leser die überlieferte Geschichte nahe.
Die Protagonisten sind, trotz das sie relativ flach bleiben die guten sind fast ausschließlich gut während die Bösewichte nur schlimmes planen, ansprechend gezeichnet. Jeder Charakter hat eigene Schwächen und Stärken die auf der eigenen erlebten Geschichte begründet sind.
Marthe scheint zu perfekt, nicht nur das sie das Heilwissen perfekt beherrscht, sie zeichnet sich noch durch Übermenschleche Stärke, hellseherische Kräfte und atemberaubende Schönheit aus. All das Schreckliche das sie erlebt, überwindet sie ohne anscheinend seelische Schäden davon zu tragen und ist egal wie schlecht es ihr selber gerade geht immer bereitwillig zu helfen. Trotzdem wächst sie an ihren Erlebnissen und entwickelt von dem fast noch kindlichen Mädchen zu einer ernst zu nehmenden Frau.
Auch der Ritter Christian ist sehr klischeehaft gezeichnet, Christian ist der Ritter ohne Furcht und Tadel. Immer bereit die Schwachen zu schützen und sich dadurch nicht wenige Feinde machend besticht auch dieser durch sehr gutes Aussehen und die perfekte Ritterlichkeit in allen Lebensbelangen.
Aber auch wenn die Figuren, Marthe und Christan schon fast zu gut für diese Welt sind wachsen sie dem Leser doch schnell ans Herz und der Leser hofft nur das Beste für die beiden.
Die Nebendarsteller sind wesentlich authentischer konzipiert, diesen nimmt der Leser das erlittene Schicksal besser ab da der Kampf ums Leben deutlicher und realistischer erzählt wird.
Die Gegenspieler der Bewohner von Christansdorf und besonders Christians und Marthes sind so finster und durch und durch verderbt gezeichnet das der Leser diesen garantiert kein Quäntchen Mitgefühl entgegen bringen wird, diese schwarz-weiß Zeichnung wirkt recht eindimensional aberr in weiteren Bänden kann sich bei allen Protagonisten ja noch einiges tun.
Die hier besprochene Sonderausgabe enthält zusätzliches Bonusmaterial, nicht nur auf die Besiedlung östlich der Saale geht die Autorin ein, sie schildert auch die eigenen Empfindungen plötzlich Bestsellerautorin zu sein. Ein Glossar verwendeter historischer Begriffe sowie das am Anfang zu findende ‚Personenregister runden das Buch perfekt ab.
Das Cover ist wunderschön gestaltet, auf rot/beigem Hintergrund ist eine junge Frau abgebildet die ein standesgemäßes Kleid trägt.
Fazit
Mit dem ersten Band „Das Geheimnis der Hebamme“ hat die Autorin Sabine Ebert den bildgewaltigen Auftakt einer Saga um die Siedlerzüge im 12. Jahrhundert geschrieben.
Mitreißend und vor solide recherchiertem historischem Hintergrund erzählt die Autorin eine spannende Geschichte die den Leser zu fesseln vermag. Die eingewebten Klischees verzeiht man im Laufe der Geschichte schnell und zurück bleibt das Gefühl etwas Wunderbares gelesen zu haben.
Weitere drei Teile sind bereits erschienen, ein fünfter geplant. Mit diesem Geschichtsepos dürft die Autorin nicht nur die Leser der Region Freibergs, das ursprünglich einmal Christansdorf nannte, fesseln.
Autor
Sabine Ebert (* 1958 in Aschersleben) ist eine deutsche Journalistin und Romanautorin.
Geboren in Aschersleben wuchs Sabine Ebert in Berlin auf. Sie absolvierte ihr journalistisches Volontariat in Magdeburg und studierte in Rostock Lateinamerika- und Sprachwissenschaften.
In ihrer Wahlheimat Freiberg/Sachsen war sie 1990 Mitbegründerin der ersten unabhängigen Zeitung der Stadt, deren Redaktion sie mehrere Jahre leitete. Ab 1995 war sie freiberuflich für Tageszeitungen, Fernsehen und Hörfunk tätig und veröffentlichte darüber hinaus eine Reihe von Sachbüchern zur Geschichte Freibergs, darunter das Freiberger Jahrbuch (1991-2006), das die wichtigsten regionalen Ereignisse des Jahres zusammenfasst.
Im Jahr 2006 erschien Sabine Eberts Romandebüt im Knaur-Verlag: "Das Geheimnis der Hebamme", Auftakt einer fünfbändigen Saga über die Siedlerzüge in den Osten und die ersten Silberfunde im Erzgebirge zur Zeit Barbarossas. Drei Fortsetzungen liegen bereits vor. (Quelle: Wikipedia)
Sabine Ebert lebt in Freiberg.
Das Geheimnis der Hebamme (Roman), Knaur München 2006, ISBN 3-426-63412-0
Die Spur der Hebamme (Roman), Droemer/Knaur Januar 2008, ISBN 978-3-426-63695-4
Die Entscheidung der Hebamme (Roman), Droemer/Knaur September 2008; ISBN 3-426-63835-5
Blut und Silber (Roman), Droemer/Knaur November 2009; ISBN 978-3-426-66288-5
Der Fluch der Hebamme (Roman), Droemer/Knaur Oktober 2010; ISBN 978-3426506066
Taschenbuch: 672 Seiten
Verlag: Knaur TB (1. November 2006)
ISBN-13: 978-3426634127
©Nadine Warnke