Das Gebet – nur etwas für alte schwache Mütterchen?

Das Gebet – nur etwas für alte schwache Mütterchen?

Quelle: Helmut Mühlbacher

Ihr Lieben,
in diesen Tagen bekam ich eine E-Mail, die mich tief berührt hat.
Jemand hatte sehr schweres Leid erfahren und fragte mich nun, was ich vom Beten halte.
Diese Frage beantworte ich gerne, zunächst möchte ich Euch aber eine Geschichte von Heribert Haberhausen erzählen:

„Tatkräftiges Beten“

„Ein Schüler fragte einmal seinen Lehrer: „Was ist eigentlich ein Gebet?“
Der Lehrer antwortete mit einer kleinen Geschichte. Er berichtete:

An einem nebligen Herbsttag fuhr auf der Autobahn 46, der Sauerlandlinie, unmittelbar nach der Ruhrsenke ein PKW in die Leitplanke und zwei weitere Fahrzeuge kollidierten mit dem verunglückten Fahrzeug.

Die nachfolgenden Autos konnten rechtzeitig anhalten. Sie mussten es auch, denn die ineinander verkeilten Autos versperrten die Fahrbahn. Eine schnellentschlossene Frau stellte ihr Warndreieck auf der Standspur auf, um die nachfolgenden Autos zu warnen. Zwei Männer aus den vorderen Wagen näherten sich dem Verunglückten.

„Das erste Auto kann gleich in Flammen aufgehen. Wir müssen den Ohnmächtigen herausholen“, schrie der eine Mann und zeigte auf den Verletzten, der regungslos über dem Lenkrad hing. Dann rannte er los.

Der andere Mann wich erschrocken zurück und blieb dann in sicherem Abstand stehen. An der Leitplanke faltete er seine Hände und betete: „Vater im Himmel, steh dem Verunglückten bei!“

In diesem Augenblick riss der Mutige die Wagentür auf, zerrte den Bewusstlosen aus dem Fahrzeug und schleppte ihn zur Standspur. Kurz darauf explodierte der Tank.“

Der Lehrer machte eine Pause, schaute seinen Schüler an und fragte:
Wer hat gebetet?


Ihr Lieben,

wenn man mit den Menschen über das Gebet spricht, dann kann es vorkommen, dass man belächelt wird. Das Gebet ist in unserer heutigen Zeit aus der Mode gekommen. Beten tun angeblich nur noch alte Menschen.

Mit großem Interesse stelle ich aber fest, wenn im Fernsehen von großen Katastrophen berichtet wird, dass dann plötzlich davon berichtet wird, dass selbst Menschen, die gar nicht an Gott glauben, anfangen zu beten.

Was das Gebet betrifft, so gibt es für mich drei Arten von Gebet:
Die erste Art:
Wer meint, Gott sei eine Art „Wünscheautomat“, in den man nur oben nur „einige Euro Gebet“ einwerfen müsse, damit unten die Wunscherfüllung herauskommt, der wird eine große Enttäuschung erleben.

Die zweite Art:
Ich persönlich bin überzeugt, dass, wenn ich bete, dass ich dann mit einem persönlichen Gott spreche, der mit zuhört. Aber selbst wenn das ein Irrtum wäre und ich mich morgens nur mit mir selbst unterhalten würde, so könnte ein morgendliches Gebet von 3 Minuten mir durchaus dabei helfen, vor der Anspannung des Tages noch einmal kurz zur Ruhe zu kommen und zu bedenken, wie ich meinen Tag gestalten möchte.
Die dritte Art:
Die dritte Art des Gebets ist für mich die beste Art des Gebet, man nennt diese Art des Gebets das tatkräftige Gebet. Natürlich kann man, wie der Mann in unserer Geschichte, darum beten, dass Gott dem Verunglückten beisteht, aber Gott liebt viel mehr das tatkräftige Gebet, nämlich den Menschen, der sein eigenes Leben, seine eigene Gesundheit riskiert, um einem anderen Menschen zu helfen.

Nun werden wir „zum Glück“ nicht immer die Gelegenheit haben, dabei zu sein, wenn es darum geht, ein Menschenleben zu retten, jedenfalls nicht in der drastischen Form wie in unserer Geschichte.

Aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir auch täglich Menschenleben retten können, indem wir Menschen ermutigen, Menschen mit unserer Fröhlichkeit anstecken, Menschen mit unserer Liebe berühren, Menschen mit Hoffnung und Zuversicht beschenken.

Natürlich kann ich mich zuhause hinsetzen und beten:
„Lieber Gott, mach, dass mein Nachbar fröhlich ist und dass jemand meiner Nachbarin hilft, wenn sie Hilfe nötig hat.“
Ich kann aber auch durch ein freundliches Lächeln, ein kleines Geschenk, eine Einladung zum Kaffeetrinken dafür sorgen, dass mein Nachbar fröhliche Stunden erlebt. Ich kann meiner Nachbarin tatkräftig helfen, indem ich sie mit meinem Auto mit zum Supermarkt nehme und ihr das Tragen der schweren Einkaufstaschen abnehme.

Als junger Theologiestudent las ich einmal von Franz von Assisi die Aufforderung: „Lasst uns beten ohne Unterlass!“ Ich war ganz erschrocken, denn ich sagte mir: Wenn ich den ganzen Tag bete, wann soll ich denn dazu kommen, meine Aufgaben zu erledigen? Das Gebet – nur etwas für alte schwache Mütterchen?Aber als ich genauer hinsah und die Sätze las, die dieser Aufforderung folgten, begriff ich, was Franz von Assisi meinte. Denn Franz von Assisi war ein sehr fleißiger Mensch und setzte sich sehr für arme und bedürftige Menschen ein.
Franz von Assisi hielt vor allem etwas vom tatkräftigen Gebet.
„Beten ohne Unterlass“ bedeutete für ihn, sich den ganzen Tag dafür einzusetzen, Freude in das Leben anderer Menschen zu bringen, Menschen mit neuem Mut zu erfüllen, Menschen Zuwendung zu schenken.
 
Frank von Assisi sagte einmal: „Das Beten ohne Unterlass ist deshalb so etwas Wunderbares, weil es keine zusätzliche Zeit erfordert. Wenn wir unser Tagwerk erledigen, begegnen wir vielen Menschen. Und da wir ihnen ohnehin begegnen, können wir die Gelegenheit auch gleich nutzen, ihnen unsere Liebe zu schenken, in ihnen das Licht der Freude zu entzünden.“
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch einen Abend voller Liebe, voller Zuversicht und Freude und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner aus Bremen

Das Gebet – nur etwas für alte schwache Mütterchen?

Quelle: Karin Heringshausen



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