Das Geben und Nehmen

Erstellt am 18. Januar 2013 von Andramas

Gerade bin ich mit “Versorgungsinstinkt” fertig, drücke “ENTER” – da fällt mir ein, dass es neben dem weiblichen Wunsch, versorgt zu sein, möglicherweise auch das Bedürfnis gibt, die Sippschaft mit Nahrung zu versorgen. Das Versorgtseinwollen und das Versorgen sind offenbar korrespondierende Gefässe.

“Willst du was essen?”

Sohn oder Mann darf nicht “nein” sagen, sonst ist die Enttäuschung groß. Zumal das Angebot heftig umworben wird:

“Ich habe sooo scheeene Makkaroni gemacht! – Die haste doch früher immer so gern …”

Da ich im Allgemeinen nicht mehr so viel esse, da ich mich seit Jahren gesund ernähre, da ich den Plemps aus meiner Kindheit einfach nicht mehr mag – gleichwohl aber nicht enttäuschen will, versuche ich zu minimiere und trage eine Lüge vor:

“Nur ein kleines Bisschen. Ich habe nämlich schon vorher viel gegessen.”

Schwupps! habe ich eine große Portion Penne auf dem Teller. Worüber sie sich freut.

“… scheeenes Kompott habe ich auch noch!”

~

Eben geht mit einem Teller
Witwe Bolte in den Keller,
Dass sie von dem Sauerkohle
Eine Portion sich hole,
Wofür sie besonders schwärmt,
Wenn er wieder aufgewärmt.

Unterdessen …

… – stelle ich dem Hund die Pasta zur Verfügung. Dem es offensichtlich gut schmeckt, weshalb er nichts mehr auf dem Teller lässt.

Sie kommt zurück und kommentiert das Ergebnis:

“Na siehste! Haste also doch Hunger gehabt. DER TELLER SIEHT AUS WIE ABGELECKT!”

Derweil sie strahlt – sie hat versorgt.

Zuhause steht Lenchen in der Tür.

“Кушать хочешь?”

Was die Google-Maschine mit “Sind Sie hungrig?” übersetzt, was aber “Willst du essen?” bedeutet und was ich nur deswegen anmerke, weil ich bemerke, dass das deutsche Duzen immer zu russischem Siezen wird, was allerdings ein völlig anderes Thema ist.