Den Tagesspiegel in Berlin plagen ja düstere Visionen hinsichtlich des heutigen Muttertages: “Generell scheint der Brunch als Allzweckwaffe zu gelten, gern angepriesen mit dem Nachsatz ‘Damit Mutti sich hinterher um den Abwasch keine Gedanken machen muss.’ Die häkeldeckchenhafte Betulichkeit solcher Sätze legt den Verdacht nahe, dass der Muttertag in Berlin längst heimlich zum Omatag umgeschaltet wurde, dessen Zugangsberechtigung die Mutter erst im Rentenalter erreicht. Endlich Zeit für Dampferfahrt, Kännchennurdraußen und einen finalen Eierlikör”, steht da unter der Überschrift “Alles in Mutter” im Lokalteil. In der Beilage CAUSA heißt es in der derselben Ausgabe: “Viele Frauen können sich am Muttertag aber selbst über eine Flasche ‘Veuve Clicquot’ nicht richtig freuen. Die rituelle Mutti-Ehrung widerspricht dem Selbstbild vieler Frauen. Die meisten haben heute ein eigenes Einkommen. Sie sind nicht angewiesen auf das gönnerhafte Überreichen kleiner Präsente.” Was soll ich sagen? Ich weiß ja nicht, wo die beiden Autoren – übrigens ein Mann und eine Frau – ihre Erkenntnisse her haben. Aber bei uns in der Familie freuen sich mit Oma und meinen zwei Töchtern gleich drei gestandene und selbstbewusste Frauen über diese “kleineren Präsente” – denn sie sind mit Liebe und Wertschätzung geschenkt. Und im übrigen ist bei uns nicht nur am zweiten Sonntag im Mai Muttertag, sondern mehr oder weniger das ganze Jahr über.