von Inge M. Thürkauf
Im Ares Verlag Graz ist ein Buch erschienen mit dem Titel „Kinder brauchen Mütter. Die Risiken der Krippenbetreuung – Was Kinder wirklich stark macht“. Hanne K. Götze hat es geschrieben. Aufgewachsen in der ehemaligen DDR schildert sie ihre Beobachtungen und Erfahrungen als Mutter von vier Kindern zum damaligen Kinderkrippen-System. Fassungslos über die Absichten der Gender orientierten Regierungen, flächendeckend die Krippenplätze auszubauen, berichtet sie vom Alltag der Kinderkrippen-Fremdbetreuung. „Panik, verzweifeltes Schreien, Streß kamen bei den Babys auf, als ihre Mütter sie in die Krippen brachten. Schlimmer noch war mit anzusehen, wie diese Kinder nach einiger Zeit schließlich resignierten und nur noch stumpf vor sich hinblickten. Aus ihren Augen waren die Freude und die kindliche Neugierde gewichen. Kinder verbrachten einen wichtigen Teil des Tages in einem apathischen Zustand.“
Was dieses Buch unbedingt lesenswert macht, sind die Erfahrungsberichte der Mütter und Erzieherinnen, die „das furchtbare Schreien“ der Kinder schildern, als die Mütter sie morgens in den Krippen abgeliefert haben. „Jeden Morgen um 6 Uhr hätte dieses furchtbare Schreien begonnen. Es sei so schrecklich gewesen, daß sie sich geschworen hätte, niemals ein so kleines Kind wegzugeben. Wenn sie selbst einmal Kinder bekäme“, schildert eine Hausbewohnerin einer Kinderkrippen-Station ihre Beobachtungen.
Eine Mutter berichtet, „daß ihr kleiner Junge auf dem Weg zur Einrichtung im Kinderwagen bereits wimmerte: ‚Sitten bleiben, sitten bleiben!’ Dort angekommen, hätte er sich krampfhaft am Wagen festgehalten und sich steif gemacht, um tatsächlich sitzen zu bleiben. Mit seiner ganzen Kraft hätte er gegen das Unvermeidliche gekämpft. Eine Frau erzählte davon, daß sich ihr Kind regelrecht in die Polster des Kinderwagens verbissen hätte, wenn es morgens in die Krippe ging.“
Es gibt heute genügend wissenschaftliche Arbeiten, die einwandfrei belegen, daß die frühe Trennung der Kinder von den Müttern eine Störung der Persönlichkeitsentwicklung zur Folge hat. Die Autoren der Studie „Study of Early Child Care and Youth Developement“ stellen bei 12-jährigen Kindern, die als Kleinkind einer Krippenbetreuung übergeben wurden, Verhaltensauffälligkeiten und vermehrte Aggressionen fest. Kinder, die mindestens 10 Stunden pro Woche in der Kinderkrippe verbracht hatten, zeigen im 6. Schuljahr häufiger aggressives und schwieriges Verhalten, als Kinder, die von den Eltern betreut wurden. Die Trennungsangst des Kindes darf nicht bagatellisiert werden. Die frühkindlichen Beziehungserfahrungen sind letztlich Grundlage für die psychische Gesundheit, vor allem legen sie das Fundament zu späteren befriedigenden Bindungen.