Das frühe Chan und die besondere Zen-Ethik

Veröffentlicht am 22. Januar 2020

Teil I: Die Vorläufer Seng-chao und Chih-i

In der jüngeren Zeit sind das Fehlverhalten und der Machtmissbrauch buddhistischer Lehrer in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Dabei fiel mir auf, dass sich bei einigen Schülern (ich bitte die weibliche Form jeweils mitzudenken) auch nach der Aufdeckung von Skandalen eine unrealistische Erwartung hartnäckig hält, die zwei wesentliche Charakteristika hat: Zum einen wird auch der nächste Lehrer als etwas angesehen, der etwas besitzt, was man selbst nicht habe; zum anderen soll auch er wieder exemplarisch die wesentlichen „Gebote“ oder Regeln (sila) verkörpern, also als moralisches Vorbild taugen. Eigentlich kann eine solche Erwartungshaltung nicht überraschen, da jede Religion für sich in Anspruch nehmen dürfte, anständige Menschen zu schaffen und weise Lehrer hervorzubringen. Ich möchte mit einigen kurzen Aufsätzen zum frühen Chan (Zen) jedoch aufzeigen, inwiefern diese Schüler hier das Opfer ihres eigenen Irrtums werden – und von Beginn an das frühe Chan (ca. 600-900 n. Chr.) gegen jegliche Illusionen dieser Art vorging…,.. der-asso-blog.blogspot.com