Das friedliche Atom und das militärisches Atom: untrennbare Mordbrüder!

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Zu Risiken und Nebenwirkungen.. – Foto: © Axel Hoffmann / pixelio.de

Eine Hilfsaktion der amerikanischen US-Marine hat nun ein trauriges Nachspiel. Nach Angaben der Washington Post, Fox News (1) und der ARD-Tagesschau seien mittlerweile 71 Soldaten durch radioaktive Verstrahlung erkrankt. Sie haben im Jahr 2011 drei Wochen lang bei einer Hilfs- und Rettungsaktion vor Fukushima mit ihrem Flugzeugträger “USS Ronald Reagen” geholfen. Das Schiff lag im Pazifik vor der Küste Fukushimas. Aber niemand hatte es für nötig befunden, den Helfern mitzuteilen, dass TEPCO, die Betreibergesellschaft des havarierten Desaster-Atom-Kraftwerks Abermillionen Liter radioaktiv verseuchtes Wasser eingeleitet hatte. Die Ersthelfer wussten das nicht. Die Tagesschau formulierte es so: “In dieses Wasser sprangen die US-Soldaten, um Menschen zu retten. Und dieses Wasser wurde auch durch die Entsalzungsanlage der “USS-Ronald Reagan” gepumpt, damit sich die Soldaten damit waschen und die Zähne putzen konnten.” (2)
Jetzt wollen die bisher 71 erkrankten Menschen Tepco auf “Schadensersatz” verklagen. Aber kann es einen wirklichen “Ersatz” in Form von Geld für die verlorene Gesundheit geben? Nimmt die atomar verstrahlte Giftbrühe Rücksicht auf die Bewohner der unzähligen Inseln der Pazifik-Atolle?  (3) Und wer kümmert sich um deren Gesundheit?
Selbst heute, während sich täglich noch Millionen Liter verstrahlter Abwässer in den Pazifik ergießen, planen verantwortungslose Lobby-Strategen und hörige Regierungen neue Kraftwerke.

Ob friedlich oder militärisch, die Geschichte zeichnet ein niederschmetterndes Bild des Einsatzes atomaren Kräfte

Die der Entdeckung der Radioaktivität 1897 durch Marie Curie und der Kernspaltung durch Otto Hahn und seiner Mitarbeiterin Lise Meitner sowie seinem Assistenten Fritz Straßmann am 17. Dez. 1938 hatte ein neues Zeitalter in der Geschichte der Menschheit eingeleitet.

Ein “ausgeprägtes Interesse” an militärischer Nutzung

Die Entdecker dieser neuen Wissenschaft erkannten relativ früh, welche bahnbrechenden Möglichkeiten sich aus ihren Erkenntnissen verwirklichen ließen. Diese neue und bis dahin ungebändigte Kraft der Atome, galt es nun zu beherrschen und somit für die Menschheit nutzbar zu machen. Jedoch war, wie bei vielen Erfindungen der Vergangenheit, das Interesse an einer militärischen Verwendung weitaus ausgeprägter als das der zivilen Nutzung. Mit der Weiterentwicklung und Forschung im militärischen Bereich wurden während des zweiten Weltkrieges, von den kriegführenden Staaten, Deutschland und Amerika fieberhaft an dem Bau der ersten Atombombe geforscht. Das Ergebnis dieser Entwicklung ist noch heute, 70 Jahre nach Kriegsende, der ganzen Welt bekannt. Der erste Einsatz einer funktionsfähigen Bombe am 6. und 9. August 1945 über Hiroshima und Nagasaki zeigte dem ganzen Erdkreis, zu welch Apokalyptischen Ausmaßen Kernspaltung in der Lage war. Binnen Minuten wurden 90.000 Menschen der beiden japanischen Städte buchstäblich ausgelöscht und die Städte dem Erdboden gleichgemacht. Der preisgekrönte Dokumentarfilm: “Nagasaki – Der Tag nach der Apokalypse” führt die authentischen Bilder des jungen Militärfotografen Yosuke Yamahata vor. (6)
Die Wirkung der bis dahin unbekannten Waffentechnik, erstaunte selbst die Entwickler und war letztendlich mit ausschlaggebend dafür , dass Japan am 2. September die bedingungslose Kapitulation unterzeichnete. Hier wurde zum ersten Mal die Büchse der Pandora geöffnet und schwebet seitdem wie ein Damoklesschwert über der Menschheit.

“Otto Hahn sah diese Art der Nutzung seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse als Missbrauch, ja sogar als Verbrechen an. Weithin bekannt wurden seine Ausführungen in seiner Rundfunk-Rede vom 13. Februar 1955 „Cobalt 60 – Gefahr oder Segen für die Menschheit?“, die zeitgleich in Deutschland, Dänemark, Österreich und Norwegen, wenige Tage später auch über die BBC in London weltweit übertragen wurde. Die international große positive Resonanz auf diesen Appell nutzte Otto Hahn zu zahlreichen weiteren Aktionen mit vergleichbarem friedenspolitischem Inhalt. So war er, unter anderem, der Initiator der Mainauer Kundgebung vom 15. Juli 1955, in der zunächst 18 und ein Jahr später dann 52 Nobelpreisträger auf die Gefahren der Atombombe aufmerksam machten und die Staaten der Welt eindringlich vor der Anwendung von Kernwaffen jeglicher Art warnten. Darin heißt es unter anderem:

• „Wir sehen mit Entsetzen, dass die Wissenschaft der Menschheit Mittel in die Hand gibt, sich selbst zu zerstören.“
• „Voller kriegerischer Einsatz der heute möglichen Waffen kann die Erde so stark radioaktiv verseuchen, dass ganze Länder und Völker vernichtet würden. Dieser Tod kann die Neutralen ebenso treffen wie die Kriegführenden.“
• „Alle Nationen müssen zu der Entscheidung kommen, freiwillig auf die Gewalt als letztes Mittel der Politik zu verzichten. Sind sie dazu nicht bereit, so werden sie aufhören zu existieren.“ (1)

Friedliche Nutzung der “sauberen” und “billigen” Energie

Otto Hahn hatte die Dimension und das Gefahrenpotential der Kernspaltung schon damals im Laufe seiner Forschungen erkannt und warnte Zeit seines Lebens vor den unübersehbaren Folgen einer missbräuchlichen und unkontrollierten Nutzung derselben. Nach dem Krieg wurde die zivile Nutzung favorisiert, die Waffen dienten als globale Vernichtungs-Kulisse der “atomaren Bedrohung” und verursachten ein dementsprechendes Lebensgefühl.  Weltweit wurde parallel über Einsatzmöglichkeiten dieser neuen und angeblich sauberen und vor allem auf den ersten Blick “billigen” Energie nachgedacht. Die ersten Atomkraftwerke entstanden und zogen sich nach und nach, einem Spinnennetz gleich um den ganzen Globus.

Seit dem versucht uns die Atomlobby mit Ihren Thesen zu beeinflussen und setzt dafür immense Geldmittel ein, um ihrem Streben nach Profit den Glanz von Seriosität und Sicherheit zu verleihen. Doch seit dem Störfall am 27. März 1979 in Harrisburg bei der es zu einer unkontrollierten Kernschmelze kam, wurden die Zweifel an der Beherrschbarkeit der Atomenergie weltweit immer lauter.

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Vielen nicht mehr in Erinnerung: Die Katastrophe von Harrisburg
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Bei der Reaktorkatastrophe im April 1986 in Tschernobyl kam mindestens das hundertfache mehr Strahlung in die Umwelt, als bei der Explosion der zwei Atombomben, welche auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden. Die tausenden von Toten, die unmittelbar -oder anschließend- an den Folgeschäden verstarben wurden nie genau ermittelt und veröffentlicht. Dies ist bis heute eines der best gehüteten Geheimnisse der ehemaligen Sowjetunion.
Die kollektive Erinnerung verblasste. Konnte es noch schlimmer kommen? Das bisher schwerste Unglück in der Geschichte der Menschheit ereignete sich am 11. März 2011 im japanischen Atomkraftwerk Fukushima, als nach einem Erdbeben und anschließendem Tsunami die gesamte Infrastruktur zerstört und die Reaktorblöcke schwer beschädigt wurden. Das führte dazu, dass es in den Blöcken 1 bis 3 zur Kernschmelze kam. Gleichzeitig kam es in den Reaktorgebäuden der Blöcke eins, drei und vier zu verehrenden Wasserstoffexplosionen. Zwischenzeitlich bestand auch Gefahr, dass die in den Lagerbecken für verbrauchte Brennstäbe zwischengelagerten Brennstäbe zu schmelzen beginnen. Wäre dies geschehen so hätten im Umkreis von 250 km 50 Millionen Menschen rund um Fukushima evakuiert werden müssen. Auch so mussten bereits 100.000 bis 150.000 Einwohner das Gebiet um Fukushima vorübergehend oder dauerhaft verlassen.

Eine weitere Zeitbombe tickt parallel schon längst in der russischen Barentssee  und im Nordpolarmeer. Nicht nur dort kreuzen bis heute 60 atomgetriebene U-Boote, fahrende, veraltete Atomreaktoren, Relikte aus dem kalten Krieg. Ausgediente russische Atom-Uboote vergammeln in den Häfen um Murmansk. In den Werften türmt sich der radioaktive Schrott. Die ausgebauten Brennstäbe hat man in den Buchten ringsum versteckt in metallene Gehäuse, durch die sich seit Jahren das Salzwasser frisst. Wenn diese irgendwann vom Wasser erreicht würden, hätten wir den nächsten Supergau, dessen Auswirkungen aufgrund der Vielzahl der dort gelagerten Brennstäbe unabschätzbar wären. (Siehe dazu Quelle (5) Video ab Minute 32:45)

Die Frage >Ist Atomkraft beherrschbar?< ist zurück!

Von diesen Szenarien geschockt wurde die bisher verharmloste Gefahr einer beherrschbaren Atomenergie wieder in den Fokus weltweiter Diskussionen gerückt, was letztendlich dazu führte das Deutschland, den von den Grünen schon seit Jahren geforderten Atomausstieg vorantrieb und zukünftig erneuerbare Energien zur Deckung des Stromverbrauches setzt. Doch der Druck der Atomlobby hat nie wirklich nachgelassen und man versucht auch heute – oder gerade heute-  die Mär vom billigen und sauberen Atomstrom zu verbreiten.

·   Atomkraftwerke sind absolut sicher?

Das Atomkraftwerke nicht sicher sind und nie waren, ist nicht erst nach Tschernobyl oder Fukushima gelebte Realität. Sieht man sich die Störfälle und Unfälle der Vergangenheit an und die daraus resultierenden  Kosten, kann diese These nicht aufrecht erhalten werden.  

·   Die in Atomkraftwerken erzeugte Elektroenergie ist die billigste?

Atomkraft_Grey59_pixelio.de

Abenddämmerung für AKWs? – Foto: © Grey59 / pixelio.de

Berechnungen unabhängiger Institute zeigen, das Atomkraft derzeit bis zu fünf Mal teurer ist als Strom, der aus Gas-Dampf-Anlagen erzeugt wird. Allein das Problem einer nicht gelösten Endlagerfrage und der daraus resultierenden Kosten sind bis heute noch gar nicht zu beziffern. Wir produzieren weiter atomare Abfälle und wissen immer noch nicht, wohin damit. Sicherheitstechnische Vorgaben und Aufwendungen überschreiten schon jetzt den geplanten Kostenaufwand um ein vielfaches, Tendenz steigend.

·   Atombrennstoff reicht der Menschheit auf ewige Zeiten?

Die Vorräte für eine weltweite Uranversorgung zu erschwinglichen Preisen aller jetzigen Atomanlagen reichen laut Berechnungen für weitere ca. 50-70 Jahre.   Deshalb ist und bleibt die Nutzung von Erdgas und erneuerbaren Energiequellen zweifelsohne am zuverlässigsten und auch als kostengünstigste anzusehende Stromerzeugung .

·   In der ganzen Welt werden Atomkraftwerke aktiv gebaut?

Außer Russland und Weißrussland werden in den Ländern, welche Atomwaffen besitzen, mittlerweile mehr AKWs  wegen technischer Probleme vom Netz genommen und außer Betrieb gesetzt, als dass neue gebaut werden – wenn auch  die Atomlobby hier ein anderen Eindruck erweckten möchte. Dass ausgerechnet Japan neue Atomkraftwerke plant, kann angesichts der Lage des Landes im pazifischen Feuerring und aufgrund der noch andauernden Atom-Katastrophe nicht nachvollzogen werden.

Tödlich. Ob friedlich oder nicht

Die Klassifizierung in „friedlich“ und „nicht friedlich“ muss im Kontext gesehen werden, denn das Eine bedingt das Andere. Ein “friedliches Atom” wie immer behauptet,  gibt es nicht. Diesem immer noch verbreiteten Unsinn muss klar widersprochen werden. Ob friedlich oder militärisch: Uran und Plutonium interessieren unsere sprachliche Einteilung nicht. Sie töten Mensch und Natur und sind in der Lage, unseren ganzen Planeten zu zerstören und dauerhaft unbewohnbar zu machen.   

 von Hans-Jürgen Philipps

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Quellen – weiterführende Links

Fotos: Zu Risiken und Nebenwirkungen..  © Axel Hoffmann / pixelio.de
Abenddämmerung für AKWs?  © Grey59 / pixelio.de
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(1) Fox News: Sickened by service: More US sailors claim cancer from helping at Fukushima
(2) ARD Tagesschau: Erkrankte US-Soldaten verklagen Tepco
(3) Politropolis Fukushima, eine permanente Bedrohung. “ATOMKLOAKE PAZIFIK”
(4) Wikipedia über Otto Hahn
(5) ARD-Doku Mit Atomkraft durchs Ewige Eis
(6) Nagasaki – Der Tag nach der Apokalypse
Video1: Versunkene russische Atom-U-Boote werden zur tickenden Zeitbombe | REPORT MAINZ, youtube.de – Uploader: ARD -
Zum vollständigen Bericht (25 Minuten)


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