Fort Krasia, mitten in der krasianischen Wüste: Die Krasianer tanzen seit Jahrhunderten den alagai’sharak und bekämpfen todesmutig und furchtlos die Dämonen im Labyrinth der Stadt. Auch der junge Ahmann Jardir wird, zeitgleich mit dem jungen Abban, in die Ausbildung zum sharum Krieger gegeben. Jardir erweist sich als äußerst geschickt und mutig, während Abban ängstlich und unbeholfen ist. Jardir bringt es weit, sehr weit, Abban jedoch muss sein Dasein als khaffit, im niedrigsten Stand der Krasianer, fristen. Tal des Erlösers: Der tätowierte Mann, die Kräutersammlerin Leesha und der musikalisch begabte Jongleur Rojer haben die Dorfbewohner im Tal gegen die Horclinge mobilisiert. Gemeinsam kämpfen sie jede Nacht, wie die Krasianer, gegen die Dämonen und feiern den tätowierten Mann als den Erlöser. Da kommen sich Jardir und der tätowierte Mann natürlich irgendwann ins Gehege, der eine sagt von sich, er sei der Erlöser, will aber alle Nordländer unterwerfen und der anderen wird zum Erlöser erhoben, obwohl er das gar nicht sein will.
Hui, mir fällt es sehr schwer die richtigen Worte für dieses Fantasy-Meisterwerk zu finden! Schon Band 1 „Das Lied der Dunkelheit“ ließ mich mit einer Leere zurück, nachdem die letzte Seite umgeblättert war, doch jetzt empfinde ich dieses Gefühl noch sehr viel stärker. Die über 1000 Seiten haben mich einfach gefangen genommen, mitgerissen und nicht mehr los gelassen. Wobei die ersten 300 Seiten Jardir vorbehalten sind und seinem Aufstieg an die Spitze des krasianischen Volkes. Erst dann trifft man wieder auf Arlen, Leesha und Rojer, auf die Charaktere, die man in „Das Lied der Dunkelheit“ so sehr in sein Herz geschlossen hat. Als weiteren Erzählstrang gibt es da noch den, um die junge Renna aus Tibbets Bach, der Arlen einst versprochen war, bevor er davonlief.
Insgesamt gibt es acht handelnde Personen mit ihrer jeweils eigenen Erzählperspektive. Die Szenen- und Perspektivwechsel, auch oft innerhalb einer einzelnen Szene, vollziehen sich meist abrupt und man taucht wieder in die Welt einer anderen Person ein, fiebert aber den anderen immer entgegen, weil man unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Der Erzählstil des Autors ist so packend und mitreißend, wie im ersten Teil der „Painted Man“-Reihe. So wunderbar einfach und flüssig reihen sich Sätze und Abschnitte aneinander, getrennt von schönen Siegelzeichen. So weiß man immer sofort, dass einen eine andere Perspektive oder Szene erwartet.
Die Charaktere haben eine unheimliche Tiefe und sich ausgefeilter den je! Leesha, die starke, mutige Anführerin der Bewohner des Tal des Erlösers, die aber auch auf ihre Art und Weise zärtlich und verletzlich ist. Rojer, der Jongleur, der mit seiner Musik die Dämonen verhext, ist der unsichere Junge, der für eine unerreichbare Frau schwärmt. Jardir ist der grausame Anführer des Wüstenspeers, für den man aber wiederwillig Sympathien aufbaut, denn auch er ist nur ein Mensch und tut, was er für richtig hält. Arlen, der tätowierte Mann, ist und bleibt die undurchsichtigste Person, die von sich glaubt, dem Horc näher zu stehen, als der Menschenwelt und alles und jeden abweist und doch ist Arlen der heißkalte Held dieser Geschichte!
Das Cover steht dem von Band 1 um nichts nach! Kunstvolle Ornamente umranken den erhaben geprägten Buchtitel und ein einsamer schwarzer Reiter ist im unteren Teil des Titelbildes abgebildet.
Diese Buchreihe ist neben „Der Name des Windes“ von Patrick Rothfuß, das Beste, was der Fantasy-Markt derzeit zu bieten hat!!!! Unbedingt lesen, ich bin begeistert, immer noch, weiterhin und darüber hinaus!!!
Das Flüstern der Nacht
von Peter v. BrettTaschenbuch: 1008 Seiten Verlag: Heyne Verlag (9. August 2010) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3453526112 ISBN-13: 978-3453526112 Originaltitel: The Desert Spear
Rezension vom 19.02.2011