Die ganze Stadt war an diesem Wochenende schwarzweißgrün.
„Aleman, wie hat dein Verein gespielt?“ Als ich sonntagfrüh den Großmarkt „Vega Monumental“ betrete, entdeckt mich Marco sofort. Bei ihm kaufe ich regelmäßig Peperoni, Oliven und andere Spezialitäten. Weil er wie ich Fußballfan ist, diskutieren wir dabei oft über die Ergebnisse aus Deutschland und Chile. Sein Klub Fernandez Vial stolpert in der dritten Liga vor sich hin, trotzdem gehört das schwarz-gelbe Trikot immer zu seiner Arbeitskleidung.
„3:0 gewonnen! Wir bleiben oben“, antworte ich dem Händler. „In der Primera, ja?“ fragt er. Er freut sich für mich, denn Marco kennt die Leiden eines Abstieges. Sein Fernandez Vial musste 2008 eine Klasse tiefer gehen. Für den beliebtesten Verein Concepcions ist das eine Tragödie. Dritte Liga in Chile ist Amateurfußball. „3:0? Dann hat Hamburgo...“ „Hannover“, korregiere ich. „Ja, Dann hat Hannover keine Probleme.“ Ich stimme einfach zu. Es würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen, ihm die gesamte Dramatik der letzten Wochen zu erklären.
In der Nacht vor dem Spiel hatte ich wie wohl die meisten 96-Fans unruhig geschlafen. In einer Endlosschleife drehten sich meine Gedanken um die Partie in Bochum. Zum Frühstück gab es jedoch die erste gute Nachricht des Tages: Eintracht Braunschweig hatte traditionell den Aufstieg in die Zweite Liga verpasst, somit schmeckte das Marmeladentoast gleich noch besser.
Kurz darauf wurde es ernst. Ich hatte weise auf jeglichen Aberglauben verzichtet, da ich den richtigen Glücksbringer in dieser Saison nicht finden konnte. Besondere Vorkehrungen wurden nicht getroffen. Beim Anpfiff in Bochum stand ich vor dem PC-Monitor. Mein Arbeitszimmer verwandelte sich zu einem Stadion, mein Blick richtete sich auf die Übertragung. Concepción und das Ruhrstadion waren zu einem Ort verschmolzen.
Was es auf dem Platz zu sehen gab, nahm die Angst. Hannover 96 wartete nicht ab, sondern suchte mit dem ersten Ballkontakt das VfL-Tor. Als Arnold Bruggink bereits in der neunten Minute traf, verschwand jegliche Nervosität. Ich war mir sicher, dass die Roten dieses Endspiel um den Klassenerhalt gewinnen sollten, denn die Mannschaft trat drückend überlegen auf. Der VfL Bochum dagegen existierte gar nicht, sondern fügte sich dem Schicksal. Nachdem es 3:0 zur Halbzeit stand, war die erwartete Abstiegsschlacht längst Vergangenheit.
Dieser Nichtabstieg war für Spieler und Fans der Roten eine sichtbare Befreiung. Eine schwere Saison wurde glücklich abgeschlossen. Die über alles liegende Trauer um Robert Enke wird fortan keine lähmende Last mehr sein, sondern ist zu einem identitätsstiftendem Moment von 96 geworden. Die Slomka-Elf hat es jedenfalls geschafft, sich aus der Krise zu ziehen, deshalb feierte sie mit der Anhängerschaft den an sich mageren 15. Platz wie eine Meisterschaft.
Nach dem Spiel teilte auch ich per Ein-Auto-Jubelkarawane und Hupkonzert der chilenischen Provinzhauptstadt die frohe Kunde aus Deutschland mit. An der Plaza Peru blickten die Kneipengäste verwundert auf meinen Wagen und der Parque Ecuador versank wenig später im schwarz-weiß-grünem Fahnenmeer, das aus meiner Fahne bestand. Interesse für den Trubel zeigten die anderen Parkbesucher nicht.
„Aleman, wie hat dein Verein gespielt?“ Als ich sonntagfrüh den Großmarkt „Vega Monumental“ betrete, entdeckt mich Marco sofort. Bei ihm kaufe ich regelmäßig Peperoni, Oliven und andere Spezialitäten. Weil er wie ich Fußballfan ist, diskutieren wir dabei oft über die Ergebnisse aus Deutschland und Chile. Sein Klub Fernandez Vial stolpert in der dritten Liga vor sich hin, trotzdem gehört das schwarz-gelbe Trikot immer zu seiner Arbeitskleidung.
„3:0 gewonnen! Wir bleiben oben“, antworte ich dem Händler. „In der Primera, ja?“ fragt er. Er freut sich für mich, denn Marco kennt die Leiden eines Abstieges. Sein Fernandez Vial musste 2008 eine Klasse tiefer gehen. Für den beliebtesten Verein Concepcions ist das eine Tragödie. Dritte Liga in Chile ist Amateurfußball. „3:0? Dann hat Hamburgo...“ „Hannover“, korregiere ich. „Ja, Dann hat Hannover keine Probleme.“ Ich stimme einfach zu. Es würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen, ihm die gesamte Dramatik der letzten Wochen zu erklären.
In der Nacht vor dem Spiel hatte ich wie wohl die meisten 96-Fans unruhig geschlafen. In einer Endlosschleife drehten sich meine Gedanken um die Partie in Bochum. Zum Frühstück gab es jedoch die erste gute Nachricht des Tages: Eintracht Braunschweig hatte traditionell den Aufstieg in die Zweite Liga verpasst, somit schmeckte das Marmeladentoast gleich noch besser.
Kurz darauf wurde es ernst. Ich hatte weise auf jeglichen Aberglauben verzichtet, da ich den richtigen Glücksbringer in dieser Saison nicht finden konnte. Besondere Vorkehrungen wurden nicht getroffen. Beim Anpfiff in Bochum stand ich vor dem PC-Monitor. Mein Arbeitszimmer verwandelte sich zu einem Stadion, mein Blick richtete sich auf die Übertragung. Concepción und das Ruhrstadion waren zu einem Ort verschmolzen.
Was es auf dem Platz zu sehen gab, nahm die Angst. Hannover 96 wartete nicht ab, sondern suchte mit dem ersten Ballkontakt das VfL-Tor. Als Arnold Bruggink bereits in der neunten Minute traf, verschwand jegliche Nervosität. Ich war mir sicher, dass die Roten dieses Endspiel um den Klassenerhalt gewinnen sollten, denn die Mannschaft trat drückend überlegen auf. Der VfL Bochum dagegen existierte gar nicht, sondern fügte sich dem Schicksal. Nachdem es 3:0 zur Halbzeit stand, war die erwartete Abstiegsschlacht längst Vergangenheit.
Dieser Nichtabstieg war für Spieler und Fans der Roten eine sichtbare Befreiung. Eine schwere Saison wurde glücklich abgeschlossen. Die über alles liegende Trauer um Robert Enke wird fortan keine lähmende Last mehr sein, sondern ist zu einem identitätsstiftendem Moment von 96 geworden. Die Slomka-Elf hat es jedenfalls geschafft, sich aus der Krise zu ziehen, deshalb feierte sie mit der Anhängerschaft den an sich mageren 15. Platz wie eine Meisterschaft.
Nach dem Spiel teilte auch ich per Ein-Auto-Jubelkarawane und Hupkonzert der chilenischen Provinzhauptstadt die frohe Kunde aus Deutschland mit. An der Plaza Peru blickten die Kneipengäste verwundert auf meinen Wagen und der Parque Ecuador versank wenig später im schwarz-weiß-grünem Fahnenmeer, das aus meiner Fahne bestand. Interesse für den Trubel zeigten die anderen Parkbesucher nicht.