Kürzlich erschien auf Spiegel Online eine Polemik von Sibylle Berg über den Niedergang des deutschen Feuilletons. Darin beklagte sie sich darüber, dass es in den Kulturteilen unserer Zeitungen von "putzigen Pubertätsbüchern und Blockbuster-Besprechungen" nur so wimmelt und die Welt zu einem "großen Klumpen Mainstream verkommt". Eine treffende Beobachtung, wie ich finde.
Vermutlich hat jeder Nachwuchsautor (oder Künstler anderer Sparten) schon einmal die Erfahrung gemacht, von einem Feuilletonisten, Kulturredakteur oder sonstigem Hochwohlgeborenen abgewiesen zu werden - wenn man sie denn überhaupt erreicht. Eingelassen wird man nicht, auf Postsendungen und E-Mails reagieren sie nicht, und wenn man sie endlich mal am Telefon hat, reagieren sie mit Ausflüchten oder Desinteresse. Bloß nichts Neues wagen, keinem Außenseiter eine Chance geben - man braucht ja den Platz für die Bestseller und Blockbuster. Natürlich bleiben noch ein paar Fitzelchen für die kleinen Bücher und Filme, doch um diese balgt sich eine Unzahl von Künstlern, eine Platzkarte zu bekommen gleicht einem Lottogewinn.
Es stellt sich die Frage: Warum tun die das? Muss denn wirklich jeder große Hollywood-Film, der ohnehin ein gewaltiges Werbebudget besitzt, über halbe Seiten hinweg im Kulturteil besprochen werden? Muss ein Buch wie Charlotte Roches Schoßgebete, das mit einer Startauflage von 500.000 Exemplaren den Markt überschwemmt, auch noch von Kulturjournalisten beworben werden? Haben diese Herrschaften etwa Angst, dass Leser wegbleiben, wenn man den Massenmarkt nicht bedient?
Dabei könnten sich die Zeitungen doch gerade in diesem Bereich von den übrigen Massenmedien absetzen, indem sie den Fokus erweitern auf unbekannte Künstler und Randthemen, die vielleicht nicht immer die ganz großen Auflagen erzielen, dafür aber umso interessanter sind. So gewinnt man Profil.
Natürlich wissen die Herrschaften das. Trotzdem handeln sie nicht danach. Vielleicht bereiten sie sich schon auf die Übernahme durch Mister Murdoch oder Signore Berlusconi vor?