Im Zwang, immer größere Gewinnspannen einzufahren, ist das Franchise „Tribute von Panem“ nicht das Erste, dessen Finale in zwei Teile gespalten wird. War es in „Harry Potter“ insofern verzeihlich, da die Bücher in ihrem Umfang viel Stoff hergaben, verhält es sich mit dem Werk von Suzanne Collins anders. Knappe 300 Seiten sind es nun, die mit „Tribute von Panem: Mockingjay 1“ auf vier Stunden Laufzeit aufgebläht werden.
So verläuft Katniss‘ Werdegang zur Ikone der Revolution der 12 Sklaven-Distrikte relativ ruhig. Nur selten fährt Regisseur Franics Lawrence die knallenden Geschütze auf. Trotzdem ist Teil drei mitnichten spannungsarm oder gar langweilig. Viel eher ist es eine angenehme Abwechslung im Blockbuster-Einerlei Mal nicht auf den großen Effekt, oder die nächste Explosion zu setzen. Von der unglaubwürdigen Prämisse einmal abgesehen, ist „Tribute von Panem“ generell eine Filmreihe, die ihre jüngeren Fans ernst nimmt und ihnen von Beginn an interessante Charaktere, sowie eine wendungsreiche Story zutraut. Insofern ist „Tribute von Panem: Mockingjay 1“ die logische Schlussfolgerung. Regisseur Lawrence vertraut auf seine – vor allem in den Nebenrollen – herausragenden Akteure, die allein durch Dialoge eine Grundspannung im Film integrieren. Die Entwicklung von Katniss ist hierbei zentraler Bestandteil und Jennifer Lawrence wird ihrem Ruf wieder gerecht. Eine Heldin wider Willen, die angesichts der Ungerechtigkeit um sie herum zum Bogen greift. Einen Wehmutstropfen gibt es allerdings immer. Es ist schade, dass einer der talentiertesten Mimen unserer Zeit – Philip Seymour Hoffman – in seiner letzten Rolle als Vertrauter Plutarch nicht nochmal sein ganzes Können unter Beweis stellen darf. Allerdings entschädigt das erreichte Millionenpublikum dann doch ein wenig.
©Studiocanal
Die aufkeimende und in manchen Distrikten schon voll ausgewachsene Rebellion setzt Lawrence ansprechend in Szene. Wieder einmal beweist sich sein Engagement seit Teil zwei als wahre Goldgrube. Sein Talent, einprägsame Bilder zu erschaffen, die die Gedankengänge seiner Protagonisten wiederspiegeln, ist großartig. Das Leid, die Angst und die aufkeimende Hoffnung angesichts des bewaffneten Wiederstands sorgen mehr als einmal für Gänsehaut. Nicht umsonst wurden zuletzt in Thailand Menschen festgenommen, die die drei erhobenen Finger aus den Filmen – das Symbol der Rebellion – übernommen hatten. Landesweit ist das Zeichen verboten, da es als Wertung gegen das Militärregime gilt. So schnell kann ein Film seine Fußspuren in der heutigen Gesellschaft überlassen. Dass „Tribute von Panem: Mockingjay 1“ nicht ganz an seinen Vorgänger heranreicht, hat andere Gründe. Es ist eben offensichtlich, dass ein Buch in zwei Teile gespalten wurde. Viel eher wirkt es wie ein Luftholen vor dem Knall, die Ruhe vor dem Sturm auf das Capitol. Schon wie bei „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ stellt sich das Gefühl ein, ein halbfertiges Produkt zu sehen. Dafür können aber weder der Regisseur, noch die Darsteller etwas. Dort ist nämlich alles auf gewohnt hohem Niveau.Tatsächlich ist die Verfilmung sogar besser als das Buch, da der Bruch mit der Thematik der Hungerspiele im Film flüssiger herbeigeführt wird und den Tenor der Vorgänger nicht komplett unterläuft. Ein Jahr heißt es jetzt noch warten. Warten, bis sich Katniss und der Tyrann Snow gegenüberstehen und die Flammen der Rebellion eine Seite ausradieren. Nur Eines ist sicher: Es wird Opfer geben. Auf beiden Seiten.
©Studiocanal
BEWERTUNG: 7,5/10Titel: Tribute von Panem: Mockingjay 1FSK: ab 12 freigegebenLaufzeit: 123 MinutenErscheinungsjahr: 2014Genre: Dystopie, Action, DramaRegisseur: Francis LawrenceAutor: Danny StrongDarsteller: Jennifer Lawrence, Woody Harrelson, Liam Hemsworth, Philip Seymour Hoffman, Donald Sutherland, Josh Hutcherson, Julianne Moore, Elizabeth Banks, Jeffrey Wright, Willow Shields, Stanley Tucci, Sam Claflin