Wenn das Wetter sich von seiner schönen Seite zeigt, dann zieht es mich hinaus auf „Entdeckungstour". Diesmal habe ich mir das Felsenmeer im Lautertal ausgesucht.
Ein Meer voller Felsen?
Aber ja und was es dort zu sehen gibt und ob sich ein Besuch für Dich lohnt?
Wir werden es herausfinden.
Wo liegt das Felsenmeer?
Schätze diese Frage sollte ich Dir zunächst beantworten.
Das Felsenmeer liegt am Hang des Felsberg und dieser befindet sich im Odenwald in der Gemeinde Lautertat. Dort fährst Du nach Reichenbach.
Keine Bange, es gibt zahlreiche Hinweisschilder die direkt zum großen Parkplatz am Infogebäude führen. Der Eintritt ins Felsenmeer ist frei, es wird jedoch eine Parkplatzgebühr am Informationszentrum erhoben.
Ich allerdings habe meinen Startpunkt auf den kleinen Parkplatz „Römersteine" verlegt und währenddessen das Auto dort im Schatten der Bäume träumt, mache ich mich auf den Weg in die Felsen.
Durch die Wiesen.
Zunächst führt mich der Weg durch einen schmalen Pfad in Richtung Beedenkirchen, so heißt der kleine Ort in der Nähe. Aber ich streife ihn nur am Rand und biege schnell in die umgebenden Wiesen ab.
Eine schöne Landschaft erwartet mich.
Wiesen und in der Ferne grüßt mich die Neunkirchener Höhe, die ihre 605 Meter in den blauen Odenwälder Himmel reckt.
So wandere ich der nächsten Anhöhe zu, von Felsen ist hier noch nichts zu erahnen, aber ich bin sicher, sie kommen noch.
Ankunft im Wald.
Schon empfängt mich die leichte Kühle des Waldes, wobei das an diesem schönen Tag schon vermessen ist, von wegen Kühle.
Die ersten Steine sind jetzt auch zu sehen, wenn an ein Meer aus Felsen noch lange nicht zu denken ist.
Auf dem Wanderweg ist nicht viel los, kaum eine Seele begegnet mir hier.
Meine Schritte führen mich langsam immer weiter hinauf auf die Erhebung des Felsberg.
Dieser erhebt sich 514 Meter in die Höhe, bedeutet, hier ist er einer der höchsten Berge überhaupt.
Im Volksmund nennt man ihn auch „Felshocker", darauf werde ich später noch zurückkommen.
Der Ohlyturm.
Oben angelangt, quasi am Gipfel der heutigen Tour.
Es empfängt mich ein großer Parkplatz und der steht voll, auch Radfahrer und zahlreiche Fußgänger tummeln sich hier.
Gleich nebenan wirbt ein Lokal mit afrikanischer Küche.
Etwas abseits entdecke ich einen steinernen Turm, den Ohlyturm.
Dieser, aus massigem Granit erbaute, Turm ist 27 Meter hoch. Eingeweiht wurde er am 6. Oktober 1901, er war der Neubau eines hölzernen Vorgängers aus dem Jahr 1891.
Es gab eine Zeit, da war der Turmbau auch in unserer Gegend „IN". Heute sind viele der alten Bauwerke dem Verfall preisgegeben.
Meine Schritte führen mich nun bergab - ich bin ja wegen dem Felsenmeer hier.
Das Felsenmeer.
Die Felsen werden jetzt immer mehr und teilweise sind es riesenhafte Brocken, die an meinem Weg liegen.
Auch begegnen mir immer mehr Menschen allen Alters.
Um die Entstehung dieser Felslagerungen zu verstehen, müssen wir eine kleine Reise in die Erdgeschichte machen.
Man geht davon aus, dass die Gesteine in diesem Teil des Odenwalds über 500 Millionen Jahre alt sind. Eine ganz schön lange Zeit.
Vor etwa 380 bis 340 Millionen Jährchen teilten sich zwei große Urkontinente die Erde. Im Laufe von kaum vorstellbaren Zeiträumen bewegten sie sich aufeinander zu und zerrieben einen kleineren Kontinent zwischen sich.
Der Odenwald entstand. Allerdings lag er damals noch nicht in unserer klimatisch gemäßigten Zone, sondern auf der Höhe des Äquators.
Ein großes Gebirge bedeckte unsere Landschaft. Dieses Gebirge erreichte Höhen von mehr als 4.000 Metern. Freilich sind wir heute davon weit entfernt.
Wieso eigentlich?
Die Verwitterung von Millionen von Jahren hat das Gebirge quasi abgetragen - erst durch den Einbruch einer großen Erdscholle in den Oberrheingraben, wurde der Sockel des ehemaligen Gebirges wieder angehoben und der heutige Odenwald faltete sich auf.
Daher kommen also die Felsen, welche jetzt vor mir liegen.
Zugegeben, ich drücke es vereinfacht aus und bin kein Geologe.
Die Römer im Felsenmeer.
Es gibt viele Orte, an denen sich Felsströme erstrecken. Was das Felsenmeer im Odenwald besonders macht, ist die Anzahl römischer Werkstücke.
Die Römer?
Ja genau. Diese nutzten in ihrer Zeit das heutige Felsenmeer als Werkplatz für Säulen und ähnliche Baumaterialien.
Heute sind 15 Werkplätze hier bekannt und es befinden sich noch über dreihundert unfertige bzw. beschädigte Stücke im Felsenmeer.
Und wann war das?
Man nimmt einen Zeitraum zwischen dem zweiten und vierten Jahrhundert an.
Wenn Steine erzählen könnten.
Die Riesensäule.
Während ich jetzt langsam zum Zentrum des Felsenmeeres vordringe, wird es immer voller - der Ort scheint bei Ausflüglern sehr beliebt zu sein.
Dann gelange ich an die Riesensäule und es wimmelt nur so von Menschen um mich herum.
Bei der Riesensäule handelt es sich wohl um das bekannteste Werkstück aus der Römerzeit hier im Felsenmeer.
Sie ist 9,3 Meter lang und wiegt stolze 27,5 Tonnen. Kaum zu glauben wie so etwas zu jenen Zeiten transportiert werden konnte.
Hat man aber, denn im Trierer Dom befindet sich noch ein Stück einer Odenwälder Riesensäule. Auch im Heidelberger Schloss und in Mainz befinden sich Säulen aus dieser Gegend.
Ankunft am Felsenhang.
Etwas weiter talwärts bewegt sich ein riesiger Strom aus Felsblöcken hinab - nun ist der Begriff „Felsenmeer" durchaus berechtigt.
Überall klettern große und kleine Erkunder über die unterschiedlich großen Felsblöcke. Hier kannst Du dich einen ganzen Tag beschäftigen.
In der Mitte führt eine Brücke mit einem bequemen Wanderweg über den breiten Strom aus Felsen. Da werden ganz bestimmt nicht die Füße von den brausenden Wellen des Felsenmeeres nass.
Die Riesensage.
Es gibt noch eine weitere Erzählung zur Enstehung des Felsenmeeres und die finde ich wesentlich spannender.
Vor langer, langer Zeit hausten einst zwei Riesen in dieser Gegend.
Der Felshocker saß hier auf dem Felsberg und der Steinbeißer gegenüber auf dem Hohenstein. Weshalb auch immer, sie gerieten eines schönen Tages in Streit und bewarfen sich mit Felsen.
Muss ein ganz schönes Getöse gewesen sein.
Der Steinbeißer hatte mehr Wurfmaterial und war damit im Vorteil. Stück für Stück wurde der Felshocker und den Steinen begraben.
Er ruht noch heute unter den Steinen des Felsenmeeres und wenn Du ganz still bist, kannst Du ihn ab und an noch brüllen hören.
Gegenüber auf dem Hohenstein ist von seinem Widersacher auch nichts mehr zu sehen. Nur noch eine letzte „Hauswand" seines Riesenhauses hat sich aus Felsen erhalten.
Na, ist die Geschichte nicht viel schöner.
Mein Fazit.
Wie es so ist, jeder schöne Tag neigt sich irgendwann seinem Ende zu und auch meine Schritte führen mich wieder zum Parkplatz Römersteine zurück.
Es war ein schönes Erlebnis im Felsenmeer und wenn Du in der Nähe bist, dann schau es Dir gerne an.
Ich empfehle Dir einen kleinen Rucksack mitzubringen, es gibt zwar einen Kiosk, jedoch keine Abfalleimer - Du solltest also bereit sein Deinen Abfall wieder mitzunehmen.
Toiletten befinden sich im Informationszentrum.
Und damit bin ich für heute am Ende angelangt, mal schauen was ich als nächstes „entdecke".
Bis dahin, bleib interessiert
Björn
Und nun noch die Links zum Artikel: