Das (fast) gute Buch: „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ von Christian Hanne (eine Gast-Rezension mit Verlosung)

Grüß Gott, verehrte Leserinnen und Leser, wenn Sie mir erlauben, würde ich mich kurz vorstellen: Mein Name ist Tod. Sie kennen mich nicht persönlich, aber, wenn Sie aus unerfindlichen Gründen diesen Blog häufiger aufsuchen, aus meinen regelmäßigen Gesprächen mit Christian Hanne.

Die Weihnachtszeit ist bekanntermaßen die Zeit, in der wir anderen gerne eine Freude bereiten. Daher habe ich beschlossen, Christian ein wenig unter die Arme zu greifen und seinem Blog ein wenig Aufmerksamkeit zuteil kommen zu lassen. Ursprünglich hatte ich eine kleine Influencer-Kampagne geplant, aber leider haben meine zahlreichen Fans keinen Zugang zum Internet. Stattdessen habe ich mich entschieden, einen Gastbeitrag zu verfassen, der nicht nur das qualitative Niveau des Familienbetriebs erheblich erhöht – was einem allerdings auch mit der Veröffentlichung der Inhaltsstoffe eines Müsli-Riegels gelänge –, sondern gleichzeitig die Verkaufszahlen von Christians Buch „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ ankurbeln wird. Das Buch ist bereits im September 2016 im Seitenstraßen-Verlag erschienen, hat aber ein wenig Marketing-Untersützung bitter nötig. In der Buch-Branche gilt bereits das geflügelte Wort „Wenn’s ein Ladenhüter ist, nennen wir ihn Christian“.

Ein Beitrag geteilt von Familienbetrieb (@betriebsfamilie) am 26. Aug 2016 um 7:04 Uhr

Disclosure

Ich treffe mich regelmäßig mit Christian Hanne, um mit ihm über dieses und jenes zu plaudern. Man könnte fast sagen, uns verbindet so etwas wie eine freundschaftliche Bande. (Da ich über äußerst wenige dauerhafte soziale Kontakte verfüge, kann ich diesbezüglich nicht wählerisch sein.) Dennoch wird unsere persönliche Beziehung mein Urteil über Christian Hannes Buch nicht unbotmäßig beeinflussen. Gerade in einer Freundschaft sind Ehrlichkeit und Offenheit sehr wichtig, da darf man sich auch bei schwierigen Themen nicht wegducken. Und außerdem wissen Sie ja: Der Tod ist unbestechlich. Auch als Literaturkritiker.

Der Autor

Christian Hanne, geboren 1975 im mäßig schönen Mannheim, ist in seinem sozialversicherungspflichtigen Leben Kommunikationsberater. Was man da genau macht, vermag ich leider nicht zu sagen, denn ich verstehe es nicht. Seine Tante Gertrud müssen sie diesbezüglich übrigens auch nicht fragen, denn der muss Christian jedes Jahr an Weihnachten von neuem erklären, womit ein Kommunikationsberater sein Geld verdient. Irgendwann sagt sie dann: „Du machst also Werbung.“, woraufhin Christian resigniert „Ja“ erwidert und in die Küche geht, wo er hofft, im Kühlschrank noch einen Rest Johannisbeerlikör zu finden.

Seriosität wird im Familienbetrieb ganz groß geschrieben.

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Mit der Kommunikationsberaterei scheint Christian Hanne nicht ausgelastet zu sein, denn er betreibt nebenher noch den Blog „Familienbetrieb“. Darüber hinaus schreibt er für diverse Medien regelmäßig Kolumnen. Wenn man diese liest, wünscht man sich, dass er hoffentlich bald einige größere Beratungsaufträge bekommt, die ihn zeitlich rund um die Uhr in Beschlag nehmen.

Christian Hanne lebt mit seiner Frau und ihren beiden gemeinsamen Kindern in Berlin-Moabit.

Die Hardware

„Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ kommt in einer ebenso praktischen wie formschönen Klappbroschur-Ausgabe daher. Durch das Gewicht von weniger als 200 Gramm liegt es gut in der Hand, um es bei Diskussionen einem Gegenüber, das rationalen Argumenten nicht zugänglich ist, einem Fehdehandschuh gleich durchs Gesicht zu ziehen.

Mit 128 Seiten ist „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ nicht sonderlich dick, aber das muss ja nicht immer etwas schlechtes sein. In einigen Online-Rezensionen wurde der dünne Umfang des Buches kritisch kommentiert, aber ich kann diese Aufregung nicht nachvollziehen. So hat man doch schließlich immer das rettende Ufer in Form des Buchendes vor Augen.

Grafisch gesehen spielt das Cover von „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ auf jeden Fall in der ersten Liga. Es zeigt einen bärtigen Mann, der mit einem Hörrohr am Bauch einer schwangeren Frau lauscht und sich dabei Notizen macht. Illustrator Jan Steins hat es mit seiner Zeichnung vortrefflich verstanden, das leicht entrückte und ins Vertrottelte spielende Wesen Christian Hannes einzufangen, wie ich es in meinen zahlreichen Unterhaltungen mit ihm erlebt habe.

Der Inhalt

Der Titel „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ löst bei den meisten Leserinnen und Lesern wohl Irritationen aus. Soll dies tatsächlich der Titel sein oder handelt es sich um Blindtext, den der Grafiker vergessen hat, vor dem Druck auszutauschen? Oder ist es ein genialer Schachzug des Verlags, um alle Frauen namens Judith in den Kauf des Buches zu manipulieren? Oder alle Jungen? Man weiß es nicht.

Inhaltlich lässt sich „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ dem humoristischen Schwangerschafts-und-Junge-Eltern-Genre zuordnen. Es weist sowohl satirische als auch einige dadaistische Elemente auf, wobei man sich bei letzterem nicht ganz sicher ist, ob das gewollt ist, oder ob der Autor einfach nur beim Versuch unfallfrei zu schreiben, spektakulär gescheitert ist.

Die Handlung des Buches lässt sich recht schnell zusammenfassen. Biene trifft auf Blume, Biene bestäubt Blume, Blume verwandelt sich allmählich in eine kugelrunde Hortensie und die Biene in eine Hummel. Zwischendurch kopulieren irgendwelche Nachbarn auf bonoboeske Weise, irgendwann ist das Kind dann da, es bereitet den Eltern schlaflose Nächte und die Verwandtschaft schenkt komische Sachen zur Geburt. Dann ist die Geschichte aus. Sollten Sie bei dieser Zusammenfassung den dramaturgischen Spannungsbogen vermissen, kann ich Ihnen versichern, dass Sie diesen auch nicht finden werden, wenn Sie das komplette Buch lesen.

Kritisch anzumerken ist, dass sich der Autor in „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ so intensiv mit dem Thema Schwangerschaft und dem Schicksal junger Eltern auseinandersetzt, dass er die wichtigste Episode im Leben eines jeden Menschen vollkommen aus den Augen verliert: den Tod. Sie werden mir sicherlich recht geben, dass ein Buch, in dem der Tod keine Rolle spielt, es nicht wert ist, gelesen zu werden. Schließlich wollen Sie sich auf dem Sterbebett einmal nicht vorwerfen müssen, kostbare Lebenszeit mit dem Lesen von Schundliteratur vergeudet zu haben, während Sie sich mit „Bauer sucht Frau“ oder „Frauentausch“ hätten intellektuell herausfordern können.

In einer Internet-Rezension war zu lesen, das Büchlein eigne sich hervorragend als Klolektüre. Ich vermute, diese Einschätzung beruht darauf , dass die Lektüre des Buches auch bei hartnäckigen Verstopfungen eine darmentleerende Reaktion hervorruft. Allerdings ist es in diesem Zusammenhang unverständlich, warum der Verlag drauf verzichtet hat, die einzelnen Seiten zu perforieren. Das böte den Leserinnen und Lesern einen echten Mehrwert. Wenn das Buch schon nicht den Geist reinigt, könnte es wenigstens etwas anderes reinigen. Sie verstehen sicherlich, was ich meine, ohne mich in Details zu ergehen.

Bei der Lektüre von „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ fällt einem unweigerlich die ausschweifende Verwendung von Fremdwörtern auf. Wahrscheinlich möchte Christian Hanne durch die hohe Fremdwörter-Dichte intellektuelles Format seinerseits vorgaukeln. Dafür gibt es eine recht einfache tiefenpsychologische Erklärung. Schließlich hat er Soziologie studiert und wie wir alle wissen, ist die Soziologie der Peniskomplex unter den Studienfächern. Man kann mit Soziologie nicht nennenswert Geld verdienen und außerdem ist es unmöglich, irgendjemandem zu erklären, was Soziologen überhaupt so machen. (Fragen Sie Tante Gertrud. Die wird Ihnen das bestätigen.) Daher sind Soziologen immer bemüht, sich möglichst unverständlich auszudrücken, in der Hoffnung, wenn sie schon arm sind, wenigstens für klug gehalten zu werden. Was aber niemand tut, weil ihnen nie jemand zuhört.

Trotz der vielen Fremdwörter liest sich „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ alles in allem ganz nett weg. Vorausgesetzt Sie haben Gefallen an Fips-Assmussen-Humor, der erfolglos versucht, Ephraim Kishon zu imitieren. Solche Leute soll es ja geben. Schließlich gibt es ja für alles einen Fetisch.

Der Preis

„Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ kostet 9,90 Euro, was nicht wahnsinnig teuer ist. Schließlich gibt man für anderen Mist noch viel mehr Geld aus. Für Brotbackautomaten zum Beispiel. Oder für Luftbefeuchter.

Andererseits könnten sie für zehn Euro auch ein 12-Wochen-Los der Deutschen Fernsehlotterie erwerben. Das ist vielleicht eine bessere Investition, denn da können Sie eine Sofortrente von 10.000 Euro im Monat gewinnen. Außerdem bietet die Bekanntgabe der Gewinnzahlen jede Woche Spannung, Aufregung und Emotionen pur. Das kann ich ihnen bei dem Judith-Buch nicht unbedingt versprechen.

Das Fazit

Ich würde nicht sagen, „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ ist totlangweilig, und ich habe gewiss schon schlechtere Bücher gelesen. Allerdings ist das schon ziemlich lange her. (Ich war damals von Luthers Erstübersetzung der Bibel nicht ganz überzeugt.) Das sollte Sie aber nicht vom Kauf des Buches abhalten. Vielleicht sind Sie ja noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk, mit dem Sie dem Beschenkten Ihre mangelnde Wertschätzung zum Ausdruck bringen möchten, scheuen aber die Kosten für einen Jochen-Schweizer-Erlebnisgutschein. Dann könnte das Judith-Buch eine gute und günstige Alternative sein.

Das Gewinnspiel

Christian Hanne stellt drei seiner Rezensionsexemplare für eine Verlosung zur Verfügung. Obwohl ich ihm mehrfach erklärte, das sei wirklich nicht nötig (wirklich, wirklich nicht), hat er darauf bestanden. Wenn Sie also über so wenig Selbstachtung verfügen, dass Sie „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ gewinnen möchten, kommentieren Sie einfach unter diesen Artikel. Für einen Kommentar gibt es ein Los, mehrere Kommentare einer Person führen nicht zu mehreren Losen. Teilnahmevoraussetzung ist lediglich eine gültige Email-Adresse (Diese wird nicht veröffentlicht und nur zum Zwecke der Gewinnbenachrichtigung verwendet. Außer Sie geben ausdrücklich an, dass Sie gerne meinen kostenfreien Newsletter „Einfacher sterben mit dem Tod“ abonnieren möchten.). Die Verlosung endet am Dienstag, den 19. Dezember um 18 Uhr. Der Rechtsweg ist ebenso wie der Linksweg ausgeschlossen, eine Auszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Viel Glück allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass die Losfee Sie verschont!

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Das (fast) gute Buch: „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ von Christian Hanne (eine Gast-Rezension mit Verlosung)
Christian Hanne: Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith. Seitenstraßen-Verlag. ISBN: 978-3-937088-21-1*

*Affiliate Link, d.h. wenn Sie das Buch über diesen Link kaufen, erhält Christian Hanne eine kleine Provision (ohne Mehrkosten für Sie) und kann sich davon irgendwann eine eigene Insel leisten. Also, wenn 22.653.424 Bücher über den Link gekauft werden.

Sollte Sie aus moralischen Gründen den Erwerb von Waren im Amazonas ablehnen, können Sie das Buch auch direkt beim Verlag bestellen. Aufgrund der höheren Gewinnmarge können sich die Verleger dann zu Weihnachten einen goldenen Ferrari schenken.


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