(Quelle: Moovie)
Am 17.10.2016 kommt es wohl zum ungewöhnlichsten TV Experiment dieses Jahres. Nein, das Experiment ist nicht, dass das Erste einen Film über Terror zeigt, sondern dass sie eine Art Schauprozess aufführen. Eine Art Schauprozess, bei dem der Zuschauer letztlich über das Urteil entscheidet (Schuld oder Unschuld? Heldentat oder Verbrecher?) und somit über den Ausgang des Films. Abgestimmt werden darf online oder per Telefon. Soweit so spannend, denn auch der Film hat es in sich.Der Film
Auch der Film selbst ist auf seine Art speziell. Es handelt sich um etwas, dass ich selbst gerne als ein Ein-Raum-Film bezeichne. Die gesamte Handlung findet in nur einem Raum statt. Auch die Schauspielerzahl ist mit sechs Leuten und einer Menge Statisten überschaubar. Gezeigt wird ein Prozess.Der Fall
(Quelle: Moovie)
Major Lars Koch (gespielt von Florian David Fitz) hat mit einem Kampfflugzeug der Luftwaffe einen terroristischen Anschlag in letzter Minute verhindert. Er hat ein Passagierflugzeug mit 164 Menschen abgeschossen um zu verhindern, dass dieses Flugzeug in die, zu dem Zeitpunkt voll besetzte Allianz Arena geflogen wird. Voll besetzt heißt, es ging um den Schutz von 30.000 unschuldigen Zivilisten. Nun ist der des Mordes angeklagt an 164 Passagieren.Er selbst räumt diese Handlung ein, bewertet sie jedoch selbst nicht als Mord, da er ja 30.000 Menschen gerettet hat. Schon die Handlung als solche speziell, dass ungewöhnlichste daran ist jedoch, dass der Zuschauer selbst zum Schaffen wird. Der Film hat also praktisch nicht ein Ende, sondern zwei, der Ausgang des Abends ist somit ungewiss. Umso besser, dass dieser Film in einen Themenabend eingebettet ist. Der Hauptfilm selbst geht bis etwa 21:40 Uhr.
Um 21:40 Uhr startet dann hart aber fair mit Frank Plasberg, der an diesem Abend auch eine ungewöhnliche Aufgabe hat, denn auch er kennt es nicht das Abstimmungsergebnis des Abends, welches der Zuschauer trifft. Moderiert er also eine Verurteilung oder einen Freispruch? Er weiß es nicht. Doch warum wird dieser Fall in zwei Teile geteilt? Warum entscheidet der Zuschauer. Insgesamt ist das alles ein wenig heikel oder undurchsichtig, aber letztlich erfüllt dieser Film eine ganz besondere Aufgabe. Er zwingt den Zuschauer dazu, sich einmal selbst die Frage zu stellen, ob und wie er in einem solchen Fall handeln würde. Würde er 164 Menschen retten, die eigentlich nicht zu retten sind, oder würde er sich ähnlich entscheiden wie Major Koch?
(Quelle: Moovie)
Die Rolle der Schauspieler
(Quelle: Moovie)
Letztlich ist es egal, wer die einzelnen Rollen besetzt. Es ist egal, ob Florian David Fitz in der Rolle des Majors glänzt, es ist egal, ob Martina Gedeck die Rolle der Staatsanwältin mit so viel Leidenschaft spielt, dass man ihr die Staatsanwältin abnimmt, letztlich ist es auch egal, ob Burghart Klausner als Richter einen linearen und leidenschaftslosen Stil aufführt, Lars Eidinger als Rechtsanwalt des Majors sehr angriffslustig rüberkommt. Das alles ist egal, denn die schauspielerische Leistung jedes einzelnen Schauspielers tritt vor der Handlung zurück. Wer den Film aufmerksam verfolgt, der wird schnell merken, dass es hier einzig und allein um die Frage geht, wie viel ist ein Menschenleben wert, hat es überhaupt eine Wertigkeit, die es vergleichbar werden lässt.Die Fakten
Die Fakten, die Ferdinand von Schirach in diesem Film auf besonders anschauliche Weise präsentiert, ja womöglich sogar auf besonders beängstigende Weise, gibt es so tatsächlich. Es gibt das im Film diskutierte Luftsicherheitsgesetz ebenso wie das Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Letztendlich geht es dabei um die Frage nach dem Wert eines Lebens. Ethisch wie moralisch äußerst komplexe Frage, die jeder nur für sich selbst beantworten kann. Das Gesetz hat dazu eine klare Meinung. Man darf niemand das Leben gefährden, um ein anderes zu retten. Die Aussage ein Leben für ein Leben gibt es so nicht, zumindest vor dem Gesetz. Die Leben sind vergleichbar, jeder Mensch ist gleich wichtig.Aus moralischer Sicht jedoch ist diese Aussage sehr umstritten. Wenn ich mir vorstelle, vor der Entscheidung zu stehen, vor die Major Koch in Ferdinand von Schirachs Geschichte gestellt wird, so möchte ich nicht mit ihm tauschen. Ein Leben für ein Leben, die Aufrechnung kann genauso wenig funktionieren wie die Tatsache, dass man vielleicht lieber nicht eingreifen sollte. Es gibt zahlreiche Gedankenexperimente, die auch im Film eine wesentliche Rolle spielen, nicht aber genau aus dem Grunde nicht mehr ausführen möchte. Schaut euch diesen Film an und dann fragt euch, wie würdet ihr entscheiden. Stimmt gegebenenfalls sogar mit ab, denn wie Ferdinand von Schirach selbst sagt: „Demokratie braucht Diskussion“.
Wichtiges zum Film
Wann? Montag, 17.10.2016, 20:15 Uhr
Wo? Im Fernsehen, Programm: Das Erste
Mehr zum Film
Im Anschluss hart aber fair mit Frank Plasberg
Zur Abstimmung
Ihr habt die Möglichkeit, nach Ende des Films online abzustimmen oder auch telefonisch.
Online: http://www.daserste.de/hartaberfair
https://www.facebook.com/hartaberfairARD
https://twitter.com/hartaberfair
Dank t5 content konnte ich den Hauptfilm bereits vorab schauen.