Frank Herfort “Imperial Pomp – Post Soviet Highrise”, 176 Seiten, 44 €, Kerber, ISBN: 978-3866787988;
Dies ist nichts weniger als eine Anthologie des Wahnsinns., nein: des Kitschs, oder des Größenwahns. Was in Russland und den angrenzenden ehemaligen Staaten der UdSSR architektonisch in den vergangenen Jahrzehnten entstand, ist eine Foto-Reise wert. ES protzt an allen Ecken und Enden.
Der Leipziger Fotograf bereiste für diesen Fotoband sechs Jahre die untergegangene Sowjetunion. Er durchquerte das Uralgebirge, fuhr bis nach Sibirien und die Wolga entlang – immer auf der Suche nach diesen eigenartigen Bauwerken, die wie der Versuch einer Verknüpfung der Zarenzeit mit dem Stalin-Wahnsinn und dem Orient wirken.
Der Architekt Michail Below, der vor drei Jahren ein zwölfstöckiges Wohnhaus mit Turm unweit des Kremls baute, scheut sich auch nicht, eine Verbindung zu den Diktatoren herzustellen. “Es ist schrecklich, das zu sagen, aber es bleibt dennoch wahr: Mussolini, Stalin und Hitlers Oberarchitekt Albert Speer hatten einfach einen guten Geschmack.”
Fassade ist alles bei diesen Hochhäusern. Außen hui, innen pfui. Meist sind sie gerade fertiggestellt, da muss schon mit der Renovbierung begonnen werden. Es ist eine ganz andere Welt, in die Herfort da eingetaucht ist. Ich habe sie bei zwei Besuchen im weißrussischen Minsk auch kennengelernt. Die Sowjetunion lebt – in der Architektur fort!
Das Buch lohnt sich.
Bewertung: *****