Filmtitel: Das Ende ist mein Anfang Buchtitel: Das Ende ist mein Anfang Autor: Tiziano Terzani
Dauer: 94 Minuten
Altersfreigabe: ohne Altersbeschränkung Erscheinungstermin: 2010
Inhalt:
Der Krebs frisst Tiziano Terzani auf, sein Tod steht kurz bevor, jeder Tag könnte der letzte sein, doch er möchte die Welt nicht einfach verlassen, möchte etwas hinterlassen. Zusammen mit seinem Sohn Folco macht er sich auf, sein Leben zu dokumentieren. Die Kindheit in Armut, die Jugend in Florenz, die Arbeit als Asienkorrespondent und letztlich die Reise zu sich selbst. Den Tod sieht er mit Gelassenheit entgegen, doch wie nimmt man Abschied vom Leben, wie lässt man los? Fragen, die der Film beantworten möchte (allerdings nicht tut).
Meine Meinung:
Einen spirituellen Film hatte ich mir erhofft, obwohl ich mit diesem Thema nicht sehr verbunden bin, so wollte ich doch wissen, wie ein Mensch an seinem Lebensabend mit der Gewissheit des Todes umgeht, ob dies nun auf philosophischer Sicht geschieht, oder eben spiritueller, das war für mich einerlei. Bekomme habe ich einen Film, der so tief wie eine Pfütze ist und keinerlei Aussagekraft über irgendetwas besitzt.
Tiziano Terzanis Werk sind bekannt, von seinem Buch „Das Ende ist mein Anfang“ wurde mir damals in der Buchhandlung abgeraten, weil ich dafür noch zu jung sei, nicht um es zu verstehen, sondern um die Schwere zu ertragen. Ich ließ es damals auch erst einmal bleiben – jetzt lief der Film aber in unserem Kino und so wollte ich doch einen Versuch unternehmen. Es geht eigentlich darum, dass Folco Terzani seinen Vater über sein Leben befragt, ein großes Interview führt und auch herausfinden möchte, wie es ist, diese Gewissheit zu haben bald sterben zu müssen. Tiziano Terzani ist unheilbar an Krebs erkrankt, Ärzte will er nicht mehr sein – er wartet auf sein Ende, mit stoischer Ruhe Es klingt vielversprechend, letztlich ist ein leeres Papier aber immer noch voller als dieser Film.
Es werden Etappen aus Tizianos Leben herausgerissen – er arbeite als Journalist im Vietnamkrieg, interessant mag man denken, aber es ist wirklich nur ein Fetzen, man erfährt, wo er war und von einem schrecklichen Ereignis, insgesamt nimmt es 5 Minuten im Film ein, danach wird das Thema nicht mehr aufgegriffen. Man erfährt auch, dass er 3 Jahre in der Abgeschiedenheit des Himalaya gelebt hat – was er dort gemacht hat? Gute Frage, nächste Frage. Meditiert, soviel habe ich irgendwie mitbekommen, aber ansonsten erfährt man auch hier überhaupt nichts. Und mich hat dieser Fetzenmarkt so dermaßen genervt, da sind so gute Geschichten vorhanden und keine wird aufgegriffen, nur kurz angerissen und dann wird man als Zuschauer alleine gelassen.
Also über Tiziano Terzanis Leben erfährt man wider Erwartens überhaupt nichts, aber was ist mit dem großen Thema Tod, bekommt man wenigstens eine Einsicht, wie ein Mensch damit umgeht, wenn er kurz bevorsteht? Man kann es sich schon denken, nein, man erhält keinen Blick darauf. Es gibt ein paar wunderbare Sätze im Film, die ich mir gerne angestrichen hätte, aber sie sind so rar gesät, dass sie die Katastrophe auch nicht mehr retten können. Es werden Phrasen wie: „Man kann ein Leben führen, in dem man sich wiedererkennt“, in den Raum geworfen, aber eine Beantwortung, wie selbiges funktioniert, die bleibt einem der Film schuldig. Möglich ist viel, das habe ich auch schon gelernt, es ist die Umsetzung, an der es meistens hapert und wo man Hilfestützen benötigt, „Das Ende ist mein Anfang“ beantwortet keinerlei große Fragen, nicht mal kleine.
Und obwohl ich den Film richtig schlecht fand, gibt es zwei Dinge, die ich doch loben möchte: Die Filmmusik ist ein Traum – Ludovico Einaudi ist mein Lieblingspianist seit jeher und seine Töne, sie laden zum Träumen ein, wenn auch der gezeigt Film Murks ist, so kann man sich wenigstens an der Musik erfreuen.
Schauspieler können aus einem schlechten Drehbuch nicht Gold machen, aber sie können das Szenario erträglich gestalten – Bruno Ganz als Tiziano Terzani ist einfach wunderbar, so hätte ich mir diesen Mann auch vorgestellt, tiefgründiger ja, aber charakterlich und menschlich passt das Bild perfekt. Erika Pluhar als Ehefrau Angela, was soll ich sagen, es ist Erika Pluhar, ein wunderschöne und beeindruckende Dame. Elio Germano als Folco Terzani kam mir ein wenig zu aufgesetzt und ungelenk vor, aber gut, daran ist der Film nicht gescheitert.
Ich hab mir ein paar Rezensionen zu diesem Film durchgelesen und frage mich, ob ich vielleicht was ganz anderes gesehen habe – womöglich habe ich mich im Kinosaal geirrt und bin gar nicht in „Das Ende ist mein Anfang“ geraten. Berührend, zum Nachdenken und tiefgründig? Alles habe ich gesucht, habe aber nur Langeweile gefunden. Obwohl diese Enttäuschung vorhanden ist, möchte ich doch mal „Noch eine Runde auf dem Karussell: Vom Leben und Sterben“ lesen, weil man weiß, Verfilmungen können oft nicht mit dem Buch konkurrieren und wer weiß, vielleicht kann ich die oben genannten Adjektive doch noch einmal im Zusammenhang mit Tiziano Terazani gebrauchen.
Fazit:
Ein tiefgründiges Kinoerlebnis hatte ich mir erhofft, eine maßlose Enttäuschung habe ich erhalten. Desaströs für diesen Film finde ich die Oberflächlichkeit, mit der das wichtige Thema Tod behandelt wird. Keine Beschreibung, wie es sich anfühlt und die beste Szene, sie sieht man im Trailer, danach kommt auch nicht mehr viel. Die Schauspieler verstehen jedoch etwas von ihrem Handwerk und ihnen sind letztlich die zwei Sterne anzurechnen, die ich vergebe.