Das Ende des Sommers

„Das Ende des Sommers“ von Sue Miller erschien im Mai 1995 als Fischer Taschenbuch. Das amerikanische Original erschien 1993 im Verlag Harper Collins, New York, unter dem Titel „For Love“.

Inhalt
Lotti und Elizabeth kennen sich seit ihrer Kindheit. Erwachsen geworden, kehrt Lotti aus Chicago zurück nach Massachusetts, um das Haus ihrer Mutter für den Verkauf vorzubereiten. Zeitgleich kehrt auch Elizabeth von Minnesota heim nach Massachusetts. Beide Frauen fliehen vor ihrer Ehe. Ein Unfall bringt das Idyll durcheinander.

Thema
Liebe in all ihren Facetten. (S. 168, 193, 197, 220, 263, 380, 386). Trauer (wie unterschiedlich sie wahrgenommen wird, wie unterschiedlich damit umgegangen wird). Schuld und Lügen. Vergebung. Person-sein. Erwachsen werden.

Meinung
Was für ein schönes, was für ein emotional geschriebenes Buch.
Das Buch beginnt mit dem Prolog in der „Haupthandlung“. Im Beginn des anschließenden ersten Teils folgt erst die Zeitepisode „kurz davor“. Dann erfahren wir, was von Mai bis Juli passiert ist in chronologischer Reihenfolge. Diese wird allerdings immer wieder unterbrochen durch Erinnerungen an früher. Es folgt noch eine Dezember Episode, um das ganze abzuschließen, „rund“ zu machen.
Jeder Charakter ist liebevoll ausgestaltet, es wird in die Tiefe gegangen. Ein bisschen fragt man sich bei dem Ganzen:
1.) Bleibt der Mensch, wie er von Kindheit auf ist oder verändert er sich?
2.) Sind Klassenunterschiede überbrückbar oder nicht?

Lotti und Cameron sind Geschwister, Elizabeth ihre Nachbarin.
Lotti ist ohne Vater aufgewachsen (da dieser ins Gefängnis kam) und die Mutter war Alkoholikerin. Die Kindheit wurde bestimmt von freiem Spiel.
Elizabeth hingegen hatte einen Vater, der Professor der Anthropologie war. Ihre Freizeit war bestimmt von Klavier- und Ballettunterricht und häuslichen Pflichten. Sie ist ordentlich, spricht jeden mit seinem richtigen Namen an: Sie nennt Lotti Charlotte und ihren Ehemann Lawrence, anstatt Larry, wie er sich das wünschen würde. Ihre Eltern können ihr also alle Türen öffnen. Überraschend dann das Gespräch auf Seite 178, in dem Elizabeth sagt „Aber ihr wart gleichzeitig so frei.“ Was für eine Sehnsucht da mitschwingt…
Elizabeths Eltern war also der Erfolg ihrer Tochter wichtig. Im Gegensatz zu Lottis Mutter, die sagte, Ehrgeiz zu entwickeln wäre Hochmut. Charlotte „gehörte“ ihr. Sie war ihr Besitz. Und dieser „Besitz“ war am besten „festzuhalten“, solange Charlotte nicht erfolgreich ist. Auch Elizabeth hatte das Gefühl, Besitz zu sein, da ihre Eltern ja wegen dem, was sie investierten, Erfolg sehen wollten.
Am traurigsten, am eindrucksvollsten, ist die Stelle, wo über das Kreative Schreiben von Charlotte und die Ablehnung der Geschichte durch die Mutter berichtet wird.
Lotti wurde aufgrund der familiären Situation früh erwachsen. Da die Mutter alkoholkrank war, den Bruder Cameron z.B. einsperrte, bekam sie das Gefühl, sie müsste die Mutterrolle einnehmen. Als Cameron im geschilderten Sommer verschwunden ist, überschreitet sie Grenzen. Sie liest einen an ihn gerichteten Brief, hört seinen AB ab,…so lange, bis die Situation eskaliert…

Jack, der Ehemann von Lotti.In einem Gespräch mit Cameron spricht er über den Unterschied von Liebe und Leidenschaft (S. 220). Sehr eindrucksvoll. Und es zeigt sich, dass er eine gute Menschenkenntnis hat (was Elizabeth betrifft).
„Sie ist nur in ihn verknallt, sie schlägt die Zeit tot, das ist alles. In letzter Konsequenz ist sie nicht an dem Leben interessiert, dass er ihr bieten kann. Glaub mir. Ich kenne diese Sorte Frauen.“ (S.224)
Dies sagt er Lotti gegenüber, nachdem er ein einziges Gespräch zwischen Elizabeth und Cameron mitbekommen hat.

Und Elizabeth bestätigt das Lotti gegenüber auch noch:
„Ich glaube, dass ich Cameron in gewisser Weise liebe.(…)wenn er etwas etablierter wäre…ich meine, wenn ich das Gefühl gehabt hätte, dass er uns hätte durchbringen können.(…)Aber so wie er lebt, Lottie.“(…) “ (…)und ich glaube nicht einmal, dass er eine Lebensversicherung hat.“
Oh ha- noch irgendwelche Fragen? Was für eine Person! Sie kann einem nur unendlich leid tun…
Dieselbe Zerrissenheit kommt auch in dem Brief zum Ausdruck, den sie Cameron schreibt. Sie schreibt davon, wie wunderschön und wie leidenschaftlich ihre Liebe war. Was für ein Schmerz, eine Qual, eine Folter es nun für ihn ist, wenn er sie nicht mehr sieht. Im Brief schreibt sie noch, dass sie wisse, wie er sich fühle. Trotzdem will sie bestimmen. Sie will die Kontrolle. Und als sie merkt, dass sie die Kontrolle verliert, muss Lotti herhalten:
„du musst…“(S. 313)
und Lottis Reaktion:
„Ich kann gar nichts tun- und ich möchte auch nichts tun.“  (S. 313)
Dies ist eine so schöne Stelle. Lotti hat, trotz ihrer gemeinsamen Vergangenheit mit Elizabeth, so viel hingenommen, auch Cameron. Er hat immer daran geglaubt, dass Elizabeth ihn einaml heiraten würde. Nun endlich setzt Lotti sich zur Wehr und sagt einmal „Nein“. Sehr schön!

Nun komme ich zu Ryan (Sohn von Lotti) und Jessica Laver.
Ryans erste Reaktion auf Jessicas Tod ist sehr emotional, aber toll beschrieben (Trauer, Wut). Später kommt er an einen Punkt, wo er nachdenken, reflektieren muss. Und er spricht mit Lotti. Sie führen ein Gespräch über das Erwachsen- werden.
Jessica Lever- Auf ihrer Beerdigung wird ein sehr berührender Satz über das „Person-sein/ Person-werden“ gesagt.

Fazit
ein berührendes Buch



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