The Dark Knight Rises (Photo credit: Wikipedia)
Dieses ist der letzte Streich. Derzeit läuft The Dark Knight Rises noch in den Kinos, der dritte und letzte Batman-Film von Christopher Nolan und damit die Fortsetzung des wahnwitzig erfolgreichen The Dark Knight. Wir bemerken die etwas inkonsequente Benamsung, da man ja mit Batman Begins begann. Logischer wäre also z.B. Batman lasts (Batman Returns ist ja leider schon belegt) oder Batman gets going gefolgt von Batman’s last oder auch Batman ends gewesen. Vielleicht hätte in Anlehnung an die Story von Grant Morrison auch Batman R.I.P. gepasst. Wie auch immer, man wechselte zum dunklen Ritter, was ja auch aus den Comics stammt. Dieses ist mein unzensiertes Review, was impliziert, dass ich Teile der Story enthüllen werde. Dies ist die offizielle Spoilerwarnung, man lese bitte NICHT weiter, wenn man sich den Ersteindruck NICHT versauen will. And so it ends…
Ich hatte die Freude den Film direkt am ersten Tag im Rahmen des sogenannten Männerabend-Events in der lokalen Dependance einer nationalen Kette von Lichtspielhäusern zu sehen. Das macht Spaß, insbesondere weil der Film entgegen der üblichen Unsitte nicht durch eine Pause unterbrochen wurde. Löblich, das Vorgeplänkel des Animateurs hingegen hätte man sich aber sparen können. Wie auch immer, inhaltlich stellte sich das knapp dreistündige Abendprogramm verkürzt folgendermaßen dar:
Batman hatte mit Ende des letzten Films ganz Gotham City gegen sich aufgebracht, weil er zusammen mit Commissioner Gordon (Gary Oldman) vertuschte, dass Harvey “Two-Face” Dent (Aaron Eckhart) vom Glauben abfiel und Menschen töteten, bevor er selbst zum Opfer wurde. Der Glaube an Dent und sein Gesetz, das Ruhe in Gotham geschaffen hat, sind erhalten geblieben, Batman/Bruce Wayne (Christian Bale), der für alles die Schuld übernam, aber ist im Ruhestand und die Lüge nagt auch an Gordon, der mit dem Gedanken spielt, die Wahrheit zu sagen. Wayne hat sich in sein Haus zurückgezogen, lebt fern der Öffentlichkeit, auch weil er den Tod von Rachel nicht verwinden kann. Alfred (Sir Michael Caine) bedauert, dass Bruce nicht ins Leben zurückfindet. Selina Kyle (Anne Hathaway) dringt während einer Veranstaltung in Wayne Manor ein und stielt scheinbar Familienschmuck, tatsächlich hat sie es aber auf Waynes Fingerabdrücke abgesehen. Das aber lockt Wayne aus der Reserve, gleichzeitig begegnen wir Polizist John Blake (Joseph Gordon-Levitt), der im Film eine wichtige Rolle haben wird und lernen aus der Exposition, dass sich böse Menschen in der Kanalisation Gothams herumtreiben, die von einem gewissen Bane (Tom Hardy) geführt werden. Der Film bringt langsam alle Figuren in Stellung: Selina übergibt die Fingerabdrücke an ihren Auftraggeber, der nicht zahlen will. In der folgende Auseinandersetzung folgt Gordon den Verbrechern in die Kanalisation, wird stark verletzt und landet in der Klinik. Selina (Catwoman, auch wenn das glaube ich niemand im Film sagt) entkommt. Bruce Wayne holt sich neues Spielzeug von Lucius Fox (Morgan Freeman), der in Waynes Abwesenheit immer noch die Firma führt. Blake erzählt Wayne ins Gesicht, dass er weiß, was er im Dunkeln treibt. Boom! Rückblickend irgendwie bäh, aber im Film fand ich’s erstmal nicht so wild. Dazu später mehr. Auch neu dabei: Miranda Tate (Marion Cotillard), eine Geschäftsbeziehung von Wayne, mit der ein Energieprojekt nicht zum Abschluss kam. Merke: Nolan hat offenbar einige Inception-Kollegen ins Franchise geholt.
Auftritt Bane: Er bricht in die Börse Gothams ein und sorgt (mit viel visueller Ablenkung) dafür das a) Wayne Enterprises im Auftrag seines Besitzers ein echt schlechtes Geschäft macht (die gestohlenen Fingerabdrücke besiegeln die Transaktion) und b) der dunkle Ritter wieder auftritt und von allen gejagt wird, was Bane letztendlich zur Flucht verhilft. Catwoman war also nur Erfüllungsgehilfin und soll es bald wieder werden. Vorher aber übergibt Wayne seine nun ziemlich angeschlagene Firma an Miranda, weil sie damit (im Gegensatz zum Konkurrenten) nix Böses anzustellen droht. Außerdem zeigt er ihr den geheimen Nuklearreaktor, das unvollendete Energieprojekt ist irgendwie doch fertig und – Bingo – kann auch zur Bombe umfunktioniert werden. Boom! Alfred verlässt Wayne, weil er ihn nicht auch noch begraben will. Catwoman soll Batman helfen Bane zu finden, eigentlich hilft sie aber Bane, damit er Batman brechen kann. Und Bane weiß, wem er auf die Fresse gibt, er führt – Überraschung – die Geselschaft der Schatten an, die wir nach Batman Beginsmit dem Tod von R’as al Ghul erledigt glaubten. Und so bricht Bane den dunklen Ritter im übertragenen und im Wortsinn, denn nach einer krassen Niederlage im Faustkampf ist Batman quasi gelähmt. Er erwacht in einem indischen Gefängnis, das “The Pit” genannt wird und welches man nur verlassen kann, wenn man eine steile Wand bis zur Oberfläche erklimmt. Was noch keiner geschafft hat. Naja, man erzählt sich von einem Kind, das mal entkommen sein soll. Wer kann das wohl sein…
Es folgt der zweite Akt. Bane macht mächtig Rabatz, Bomben, Explosionen, die ganze Insel Gotham wird von der Außenwelt abgeschnitten während er drinnen all die netten Spielzeuge von Wayne Enterprises aufsammelt, auch einen gewissen Reaktor. Ein gekidnappter Forscher macht eine Bombe draus und wird zum Dank publikumswirksam getötet. Bane verkündet, dass die Bürger Gothams ihre Stadt zurückerorbern sollen, auch der Zünder sei im Besitz eines unbekannten Bürgers und besiegelt so den Ausnahmezustand. In den folgende Wochen wird alles auf den Kopf gestellt, alle Verbrecher sind freigelassen, die Cops unter der Stadt begraben und nur einige wenige wie Gordon und Blake betreiben einen Guerillakrieg mit Banes Leuten. Die Bombe befindet sich auf einem von drei Trucks, die durch die Stadt fahren, keiner weiß wo sie ist, aber sie wird in ca. 90 Tagen hochgehen. Wer kann flüchtet, alle anderen sitzen fest. An dieser Stelle verfolgen wir die Geschichten der verschiedenen Individuen: Gordon, Blake, Catwoman, Fox, Tate, Bane, Wayne. Letzterem wird der Rücken kuriert und er trainiert sich wieder in Form. Doch die Versuche die Wand zu erklimmen scheitern, weil er keine Angst hat zu Sterben. Die muss er wieder finden. Gleichzeitig versuchen Gordon et al die Bombe zu finden und so gut wie möglich die Ordnung aufrecht zu erhalten. Hilfe von außen ist nicht zu erwarten. Man hofft aber auch auf den dunklen Ritter. Durch eine Eingebung in Gestalt von R’as Al Ghul erkennt Wayne die Zusammenhänge. Er findet seinen Lebenswillen wieder und somit auch die Angst zu sterben. Damit erklimmt er die Wand und macht sich auf zum letzten Akt.
Der beginnt wenige Stunde bevor die Bombe durch den Zeitzünder ausgelöst wird. Die kleine Schar um Gordon will an die Bombe ran, wird aber gefangen genommen. Batman rettet Gordon und Blake bevor sie exekutiert werden und gibt ihnen einen Sender, der die Fernzündung, wenn an der Bombe angebracht, lahmlegen soll. Der Plan ist: Die Bombe finden, Zünder stören, Bombe zum Reaktor bringen, fertig. Alle ziehen an einem Strang und in einer fulminanten letzten Schlacht, werden die Polizisten befreit und stellen sich Banes Mannen während Batman sich den Chef selbst vornimmt. Seine Schwäch ist die Maske, die er zum Überleben braucht. Batman hat die Oberhand, als der obligatorische Twist einsetzt: Nicht Bane ist der Kopf, sondern Miranda Tate aka Talia al Ghul! Boom! Und sie hat den Zünder. Boom!! Wayne hat definitiv kein gutes Händchen mit Frauen. Sie will ihren Vater rächen, sie flüchtete als Kind aus dem “Pit” und Bane war ihr Beschützer. Die Enthüllung setzt auch Batman zu und nur durch Catwomans Hilfe entkommt er letztendlich doch, um Talia die Bombe noch abzunehmen. Dies gelingt einige actiongeladene Minuten später auch, doch es bleibt keine Zeit, die Bombe wieder zu sichern. Darum greift sich Batman mit seinem Fluggerät (das einzig neue Gadget im Film btw.) die Bombe und fliegt – mangels Autopilot persönlich – damit aufs Meer hinaus und rettet Gotham zum letzten Mal. Mehr vom Ende verrate ich hier nicht, aber Nolan hat dem Schluss noch ein paar Goodies spendiert.
An diesem Film ist vieles richtig gut. Handwerklich kann man eigentlich eh nicht meckern. Tolles Bild (ohne 3D, zum Glück), toller Sound, gute (wenn auch nicht überragende) Zimmer-Musik. Es gibt auch viel Plot für’s Geld, viele Charaktere, auch interessante und wir sehen eine interessante Variante des klassischen Superheldentwists, nämlich das Scheitern des Helden. Nicht an den Umständen, sondern an sich selbst. Und der Held ist nicht wirklich Batman, es ist Bruce Wayne, dessen Charakter viel stärker gemacht wird und den des dunklen Ritters quasi überschattet. Das ist für mich auch ein Manko, aber dazu später. Es wird viel aufgefahren, auch an Storywendungen. Insbesondere den finalen Twist habe ich so nicht kommen sehen, obwohl es in guter Nolantradition liegt links anzutäuschen und dann rechts zu schießen. Andere mögen damit gerechnet haben, ich nicht. Dass man aber wieder die Gesellschaft der Schatten heraus gekramt hat, fand ich irgendwie unbefriedigend, bietet das Batman Universum doch auch andere tolle Möglichkeiten. So kommt der Film als Fortsetzung, bisweilen auch Aufguss von Batman Begins daher: Wieder muss Wayne sich selbst finden und hadert mit seinem Schicksal, wieder kommt die Gefahr von Wayne Enterprises, weil Bane dort Waffen, Technik und Bombe stiehlt. In BB war’s noch ein Mikrowellengenerator. Obwohl das Anwesen wieder steht ist die Bathöhle eher nicht so beeindruckend. Andererseits führt der Film als Mangel an Kontinuität das Intermezzo mit dem Joker in Dark Knight irgendwie ad absurdum. Es scheint als hätte Batman nichts dazu gelernt, geht verblendet in einen Kampf und lässt sich überhaupt viel hinters Licht führen. Nie hat man den Eindruck, dass er die Oberhand hat, er reagiert scheinbar nur instinktiv. Die romatischen Zwischentöne mit Catwoman sind gelungen, man wird aber auch das Gefühl nicht los, dass der Film schon etwas sehr gedrängt ist.
English: Image of the Batwing filming in Pittsburgh in the The Dark Knight Rises. Português: Imagem das filmagens do Batwing em Pittsburgh em Batman: O Cavaleiro das Trevas Ressurge. (Photo credit: Wikipedia)
Außerdem nimmt sich der Film schon einige Freiheiten gegenüber der Vorlage heraus, die besonders im Nachhinein ein wenig schmerzen. Generell gesagt lässt Nolan ja alle Aspekte, die Batman als Superhelden ausmachen aus seinen Filmen heraus, auch alles Übernatürliche (wie die Unsterblichkeit R’as Al Ghuls oder Bane’s Kraft, die im Comic auf Drogen basiert) und holt jedes Versatzstück, welches er verwendet, in eine knallharte Wirklichkeit, die so ein bisschen das Mythische auflöst. Das, finde ich, macht sich vor allem beim letzten Teil auch negativ bemerkbar: Bane (der am Schluss ja vollkommen gekickt wird) wirkt nur bedrohlich, weil man kaum etwas über ihn erfährt. Ein Übergangsbösewicht quasi. Anders als der Joker oder Scarecrow wirkt er erschreckend normal, beinahe uninteressant. Und es scheint schon etwas erzwungen, dass Batman sich völlg ohne Absicherung (oder Gadgets) einem schwer einzuschätzenden Gegner im Zweikampf stellt.
Zum Teil hat sich Nolan aber durchaus von den Comics inspirieren lassen. Das Setting im zweiten Akt scheint ein wenig von No Man’s Land inspiriert, eines Story Arcs der Batman Comics, der damit beginnt, dass Gotham durch ein Erdbeben vernichtet und zum Katastrophengebiet erklärt wird. Auch die eigentliche Breaking the Bat-Story mit Bane klingt im Film an. Ich stellte mir aber am Schluss die Frage, ob der Film auch einfach ein toller Thriller hätte sein können, wenn Bruce Wayne anders geheißen und kein Kostüm getragen hätte. Und ja, der Plot kommt auch gut ohne Batman aus (schon im visuellen Design), dass man ihn wahrscheinlich hätte jenseits des Franchises drehen können, ohne dem Erfolg zu schaden. Was im Grunde ja auch passiert, der ganze zweite Akt kommt ohne den dunklen Ritter aus und am Schluss stirbt er gar, ohne dass es besonders beeindruckend oder emotional inszeniert wird. Das hat sich noch kein Film zuvor getraut und ich bin nicht sicher, ob es hier funktioniert, von der Entgültigkeit des Endes, die ich schon beeindruckend fand, mal abgesehen. Eine klarere Absage an weitere Batman-Filme hätte Nolan kaum erteilen können.
Und so bleibt ein großartiges Finale mit etwas fadem Beigeschmack. Vielleicht will dieser Film zu viel auf einmal: Fäden aus zwei vorhergehenden Filmen zum Ende führen, einen neuen Gegner etablieren und demontieren, zeitgenössische Sozialkritik üben, einen Helden abservieren usw. Das alles garniert mit der ganzen Palette aus Action, Stunts, psychischen, emotionalen und politischen Abgründen, Romantik und auch Komik. Beim ersten Sehen erschlägt es einen fast und es bleibt zu fragen, wie stark der Film bei wiederholtem Schauen leiden würde. Auf alle Fälle ein würdiges Ende für eine neue Art Comicverfilmung, die Nolan erstmal einer nachmachen soll.
Viele interessante Infos zum Batman-Universum findet man übrigens im Batman-Wiki.