Als der kurz zuvor zum Gott ausgerufene Caesar im Senat von den Männer niedergestochen wird, denen er zu ihren Karrieren verholfen hat, bezieht Cicero blitzschnell und glasklar Stellung: er stellt sich hinter die Attentäter, gratuliert ihnen zu ihrer mutigen Tat und schaltet sich mit altem Elan in die Politik ein. Es gilt, die Republik wiederherzustellen und zu stabilisieren und Cicero, sowie einige seiner alten Weggefährten, ist davon überzeugt, der richtige Mann für den Job zu sein.
Aber inzwischen ist eine neue Generation in die Politik eingezogen und der Vater des Vaterlandes scheint den Anschluss verloren zu haben. Mit einem Marcus Antonius kann er kaum mithalten und als er zufällig in privatem Rahmen den jungen Mann kennenlernt, der Caesars Adoptivsohn war, ist er von dessen charmanten Komplimenten und seiner ruhigen Art überzeugt. Dieser Octavian soll die Republik retten. Auf ihn setzt er alles und muss zu spät erkennen, dass die Zeiten der römischen Republik vorbei sind. Die Zeit der Kaiser - der "Diktatoren" - ist gekommen und Octavian, der zwar Ciceros philosophische Schriften mit Interesse gelesen hat, wird sich von dem alten Mann auf dem Weg zur Macht nicht stoppen lassen. Dass er dabei skrupelloser als sein Adoptivvater vorgeht wird Cicero und seinem treuen Tiro erst zu spät klar, als bereits jeder Ausweg versperrt ist. Genau wie in den ersten beiden Teilen der Geschichte stellt Harris mit Tiro, Ciceros Privatsekretär, dem Leser, beziehungsweise Hörer, einen unterhaltsamen Beobachter zur Seite, der zwar detailliert aber nicht langatmig erzählt und der trotz seiner Nähe zu Cicero genug Abstand hält, um in mancher peinlichen Situation auch die Komik zu entdecken.
Mit Frank Arnold reiht sich eine dritte Stimme in der Reigen der Leser ein. Christian Berkel, der den ersten Teil liest, erzählt mit ruhiger Tonlage und der am deutlichsten ausgeprägten Ironie von den Anfängen von Ciceros Karriere, der sich als "Neuer Mann", also als Mann aus einer nichtaristokratischen Familie, behaupten will. (Die Rezension zur Hörbuch-Version des ersten Teils Imperium gibt es hier). In Titan, dem zweiten Teil, liest Hannes Jaenicke auf eine abgebrühte und leicht schnodderige Art und er verpasst Cicero genau den Tonfall, den man von einem Mann erwarten würde, der auf dem Gipfel der Macht angekommen ist, der das weiß und der daher auch von sich und seinem Können völlig überzeugt ist. (Die Rezension zum zweiten Teil gibt es hier). Frank Arnold nun liest wieder deutlich ruhiger als Jaenicke, doch er klingt älter und müder als Berkel. Auch von der Ironie ist weniger zu spüren, vielmehr schwingt eine leise Wehmut mit. Tiros Memoiren neigen sich dem Ende zu und somit auch dem unausweichlichen Ende des großen Redners Cicero, dessen Kopf und Hände nach seiner Ermordung auf dem Forum Romanum ausgestellt wurden um Kritikern der neuen Herrscher als Warnung zu dienen.
Kurzfazit: Genau so überzeugend wie die ersten beiden Teile und trotz des sich abzeichnenden grausigen Endes will man nicht aufhören.
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Wer das englische Original bevorzugt, wird hier
Ich danke Random House Audio für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.