Liest man die Diekmännische, und überfliegt man hierbei auch nur die Aufmacher und Überschriften, so kann leicht der Eindruck entstehen, dass Deutschland ein stets verschmähtes, verlachtes, verspottetes, verarschtes, bedrohtes, ausgebeutetes und despektierlich behandeltes Land ist. Und der Deutsche, er ist der verschmähte, verlachte, verspottete usw. Vertreter seines Landes.
Deutschland contra...
Die Diekmännische Tageszeitung meidet das Bindewort - es gibt kein Und, es gibt nur Gegen; kein Deutschland und die anderen, lediglich ein Deutschland gegen die anderen. Deutschland scheint auf diesen Seiten keinen sicheren und anerkannten Platz in der Welt zu haben; es muß beständig gegen die Verdrängung von diesem Platze kämpfen. Bis in jedes kleinste und belangloseste Ressort ist der Furor, die Welt sei gegen das Deutsche, spürbar. So kann es passieren, dass man alleine an einem Tag vorgesetzt bekommt, dass die EU Deutschlands Exportüberschüsse für bedenklich hält ("Warum gönnt man uns den Erfolg nicht?"), eine deutsche Mannschaft im Europacup verpfiffen wurde ("Was hat der Schiri gegen deutsche Mannschaften?"), irgendein deutscher Funktionär auf Europaebene durch einen anderen Funktionär anderer Nationalität ausgetauscht wurde ("Warum wollen die keinen Deutschen mehr im Amt?") und ein peripheres EU-Land Deutschland dazu verpflichten will, auch Flüchtlinge aufzunehmen, um selbst entlastet zu werden ("Müssen denn immer wir bezahlen?").
Deutschland, einig Opferland. Das Deutschland, das uns die berühmte Tageszeitung abbildet, es ist wehleidig, weinerlich, strotzt vor Selbstmitleid. Aber es zieht sich nicht zurück, es bläst zum Gegenangriff, schreit die Ungerechtigkeit laut hinaus. Jeder soll das Unrecht hören...
Eingeschnapptes Lebensgefühl
Als Journalist unter Diekmann, vermutlich war es unter dessen Vorgängern nicht gravierend anders, muß man verinnerlichen, aus einem Land zu berichten, dass von jeher an die Wand gedrückt wird. Larmoyanz ist das tägliche Brot. Keiner mag uns!, ist die Parole, die weinerlich umformuliert lautet: "Warum mag uns nur keiner?" Der Journalist fragt beleidigt, er versteht die Welt im wahrsten Sinne der Redewendung nicht mehr, deshalb hinterfragt er das Gestrüpp an Diskriminierung, Undankbarkeit und Verunglimpfung. Es ist doch nicht normal, dass uns Europa so verabscheut. Der Neid ist dann die Ausrede: man beneidet uns, man gönnt uns nichts. Er ist es, der Europa gegen Deutschland stellt - manchmal sogar die ganze Welt, wenn beispielsweise in einem WM-Endrundenspiel mal wieder ein Einwurf für Deutschland nicht gegeben wurde, der vermutlich aber ganz sicher den Siegtreffer gebracht hätte. Spottet die Welt über eine Nationalelf, die ohne Glanzpunkte und mit viel Glück ins WM-Finale stolpert, man denke hierbei an das Turnier in Japan und Südkorea, so ist man eingeschnappt, weil einem diese Welt nicht mal den Titel gönnt.
BILD zu lesen bedeutet ein bestimmtes Lebensgefühl zu konsumieren. Dieses Lebensgefühl heißt: Wir gegen die Welt! Und der Journalist hat es dem Konsumenten zu vermitteln. Er ist das Medium zwischen ungerechter Welt und immer benachteiligtem Deutschland. Er formuliert die Verarschung, mit der man als Deutscher von Geburt an konfrontiert ist. Das savoir vivre, das Verstehen-zu-leben des Deutschen ist nicht Genuss oder Gemütlichkeit oder Gelassenheit - es ist das unterschwellige Bewusstsein, einem Volk zugehörig zu sein, das beharrlich veräppelt, betrogen und ausgelacht wird. Zumindest meint das die Redaktion besagter Zeitung.
Iniquité, Imbécillité, Fraternité
Mitglied dieses auserwählten Volkes zu sein, das schmiedet eine Schicksalsgemeinschaft. Was das BILD-Volk zusammenhält, diese dumpfe Gewissheit gründlich von Europa, von der Welt verarscht und erniedrigt zu werden, das ist der Kitt. Was sollte sonst die Nation einen? Die immer mehr auseinanderklaffende Einkommensschere? Die Zwei-Klassen-Medizin? Diätenerhöhungen und steigende Managergehälter bei Einsparungen im Sozial- und Gesundheitswesen? Die gemeinsame Empörung gegen die, die uns nichts gönnen, die uns auslachen und ausbeuten, das vereint, das fraternisiert.
Wir empören uns, also sind wir. Erst wenn das Volk von Gnaden Diekmanns gemeinsam entrüstet ist, entsteht das Wir. So betrügt man nicht mehr Deutschland - man betrügt uns. Lacht nicht mehr über Deutschland - wir werden ausgelacht. Du bist Deutschland - wir alle. Zusammen gegen den Rest der Welt, der uns respektlos behandelt. Wir sind alle Brüder im Geiste Diekmanns, wenn wir nur einen gemeinsamen Punkt in der Ferne fixieren, auf den wir unsere weinerliche Entrüstung zielen können.
Deutschland contra...
Die Diekmännische Tageszeitung meidet das Bindewort - es gibt kein Und, es gibt nur Gegen; kein Deutschland und die anderen, lediglich ein Deutschland gegen die anderen. Deutschland scheint auf diesen Seiten keinen sicheren und anerkannten Platz in der Welt zu haben; es muß beständig gegen die Verdrängung von diesem Platze kämpfen. Bis in jedes kleinste und belangloseste Ressort ist der Furor, die Welt sei gegen das Deutsche, spürbar. So kann es passieren, dass man alleine an einem Tag vorgesetzt bekommt, dass die EU Deutschlands Exportüberschüsse für bedenklich hält ("Warum gönnt man uns den Erfolg nicht?"), eine deutsche Mannschaft im Europacup verpfiffen wurde ("Was hat der Schiri gegen deutsche Mannschaften?"), irgendein deutscher Funktionär auf Europaebene durch einen anderen Funktionär anderer Nationalität ausgetauscht wurde ("Warum wollen die keinen Deutschen mehr im Amt?") und ein peripheres EU-Land Deutschland dazu verpflichten will, auch Flüchtlinge aufzunehmen, um selbst entlastet zu werden ("Müssen denn immer wir bezahlen?").
Deutschland, einig Opferland. Das Deutschland, das uns die berühmte Tageszeitung abbildet, es ist wehleidig, weinerlich, strotzt vor Selbstmitleid. Aber es zieht sich nicht zurück, es bläst zum Gegenangriff, schreit die Ungerechtigkeit laut hinaus. Jeder soll das Unrecht hören...
Eingeschnapptes Lebensgefühl
Als Journalist unter Diekmann, vermutlich war es unter dessen Vorgängern nicht gravierend anders, muß man verinnerlichen, aus einem Land zu berichten, dass von jeher an die Wand gedrückt wird. Larmoyanz ist das tägliche Brot. Keiner mag uns!, ist die Parole, die weinerlich umformuliert lautet: "Warum mag uns nur keiner?" Der Journalist fragt beleidigt, er versteht die Welt im wahrsten Sinne der Redewendung nicht mehr, deshalb hinterfragt er das Gestrüpp an Diskriminierung, Undankbarkeit und Verunglimpfung. Es ist doch nicht normal, dass uns Europa so verabscheut. Der Neid ist dann die Ausrede: man beneidet uns, man gönnt uns nichts. Er ist es, der Europa gegen Deutschland stellt - manchmal sogar die ganze Welt, wenn beispielsweise in einem WM-Endrundenspiel mal wieder ein Einwurf für Deutschland nicht gegeben wurde, der vermutlich aber ganz sicher den Siegtreffer gebracht hätte. Spottet die Welt über eine Nationalelf, die ohne Glanzpunkte und mit viel Glück ins WM-Finale stolpert, man denke hierbei an das Turnier in Japan und Südkorea, so ist man eingeschnappt, weil einem diese Welt nicht mal den Titel gönnt.
BILD zu lesen bedeutet ein bestimmtes Lebensgefühl zu konsumieren. Dieses Lebensgefühl heißt: Wir gegen die Welt! Und der Journalist hat es dem Konsumenten zu vermitteln. Er ist das Medium zwischen ungerechter Welt und immer benachteiligtem Deutschland. Er formuliert die Verarschung, mit der man als Deutscher von Geburt an konfrontiert ist. Das savoir vivre, das Verstehen-zu-leben des Deutschen ist nicht Genuss oder Gemütlichkeit oder Gelassenheit - es ist das unterschwellige Bewusstsein, einem Volk zugehörig zu sein, das beharrlich veräppelt, betrogen und ausgelacht wird. Zumindest meint das die Redaktion besagter Zeitung.
Iniquité, Imbécillité, Fraternité
Mitglied dieses auserwählten Volkes zu sein, das schmiedet eine Schicksalsgemeinschaft. Was das BILD-Volk zusammenhält, diese dumpfe Gewissheit gründlich von Europa, von der Welt verarscht und erniedrigt zu werden, das ist der Kitt. Was sollte sonst die Nation einen? Die immer mehr auseinanderklaffende Einkommensschere? Die Zwei-Klassen-Medizin? Diätenerhöhungen und steigende Managergehälter bei Einsparungen im Sozial- und Gesundheitswesen? Die gemeinsame Empörung gegen die, die uns nichts gönnen, die uns auslachen und ausbeuten, das vereint, das fraternisiert.
Wir empören uns, also sind wir. Erst wenn das Volk von Gnaden Diekmanns gemeinsam entrüstet ist, entsteht das Wir. So betrügt man nicht mehr Deutschland - man betrügt uns. Lacht nicht mehr über Deutschland - wir werden ausgelacht. Du bist Deutschland - wir alle. Zusammen gegen den Rest der Welt, der uns respektlos behandelt. Wir sind alle Brüder im Geiste Diekmanns, wenn wir nur einen gemeinsamen Punkt in der Ferne fixieren, auf den wir unsere weinerliche Entrüstung zielen können.