Diese Insel sei keine Insel - wer dies behauptete, wird mit Nachspiel rechnen müssen, erklärte er seiner versammelten Crew. Genau so wird er es nun nicht gesagt haben, man stellt es sich mit zeitlichem Abstand nur so vor. Wie man sich Brechts Galilei vorstellte, dem man in den Mund gelegt hatte, was er nie sagte. Die Insel sei keine Insel, stellte Kolumbus für seine Mannschaft fest. Alle Anzeichen, die darauf hindeuteten, seien Fehlinterpretationen. Nochmal betonte er: Kuba sei keine Insel, es habe Festland zu sein - chinesisches Festland genauer gesagt.
Die herrschende Ökonomie und ihre Lehrer gleichen dem Genueser. Für sie ist sie sich selbst Festland, fester Boden unter den Füßen - kein Eiland, keine Insel in tosenden Gewässern. Sie haben im Neoliberalismus ihr Indien entdeckt, das lang gesuchte Land, zwar nichts Neues, aber dafür nützlich. Ihr Indien ist ein Gemeinwesen, das tollkühn asozial gestaltet ist. Sie fummeln an ihren Kolumbus-Locken, die meist Glatzen sind und beschwören den Abfall von dieser ökonomischen Entdeckungsfahrt als gefährlich und rückschrittlich, als Niedergang und Kommunismus. Festland, auch wenn alles nach Insel aussieht - Sparen, auch wenn alles sagt, dass Armut nicht mit Schöpfung und Ausbau weiterer Armut bekämpft werden kann.
Wie jener Entdecker im Juni 1494 von seiner Besatzung die Leugnung von Tatsachen forderte, um seiner Illusion weiter frönen zu können, das ist schon metaphorisch. Fast ganz Kuba hatte man bis dato umrundet, nur einen kleineren Zipfel nicht - das vermied Kolumbus auch, denn was, wenn hintendran das chinesische Festland fehle? So war er am Ende doch in einer neu entdeckten Welt gelandet, in die er nie hatte geraten wollen? Die Anekdote vom Ei des Kolumbus zeichnet dessen Chuzpe nach - skizziert, dass Geht nicht, gibt's nicht! sein Credo war. Vielleicht ist die Anekdote vom Ei nur die literarische Verklausulierung für sein Vorhaben, das Eiland an China zu binden. Möglich, dass die Chronisten Ei schrieben, weil ihnen die Tinte für -land ausging. Drosch er nicht das Ei auf den Tisch, damit es steht? Drosch er einfach nur phrasenhaft Drohungen, um das Eiland nach China zu stellen?
Beharrlichkeit im wissentlichen Irrtum: Auch so eine Konstante hienieden. Sätze die Geschichte machten: Nein, Kuba ist keine Insel! - Nein, und sie dreht sich doch nicht! - Nein, wir müssen die Krise totsparen! Irrtümer, die anfangs nur Irrtümer waren, bis sie zur Lüge, zum Kalkül wurden, weil man sich des Irrtums bewusst wurde, nicht aber bereit war, davon abzurücken. Inhalte sind je nach Zeitalter austauschbar; die Sätze mögen sich im Laufe von Generationen unterscheiden, doch klingen sie so gleich.
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Die herrschende Ökonomie und ihre Lehrer gleichen dem Genueser. Für sie ist sie sich selbst Festland, fester Boden unter den Füßen - kein Eiland, keine Insel in tosenden Gewässern. Sie haben im Neoliberalismus ihr Indien entdeckt, das lang gesuchte Land, zwar nichts Neues, aber dafür nützlich. Ihr Indien ist ein Gemeinwesen, das tollkühn asozial gestaltet ist. Sie fummeln an ihren Kolumbus-Locken, die meist Glatzen sind und beschwören den Abfall von dieser ökonomischen Entdeckungsfahrt als gefährlich und rückschrittlich, als Niedergang und Kommunismus. Festland, auch wenn alles nach Insel aussieht - Sparen, auch wenn alles sagt, dass Armut nicht mit Schöpfung und Ausbau weiterer Armut bekämpft werden kann.
Wie jener Entdecker im Juni 1494 von seiner Besatzung die Leugnung von Tatsachen forderte, um seiner Illusion weiter frönen zu können, das ist schon metaphorisch. Fast ganz Kuba hatte man bis dato umrundet, nur einen kleineren Zipfel nicht - das vermied Kolumbus auch, denn was, wenn hintendran das chinesische Festland fehle? So war er am Ende doch in einer neu entdeckten Welt gelandet, in die er nie hatte geraten wollen? Die Anekdote vom Ei des Kolumbus zeichnet dessen Chuzpe nach - skizziert, dass Geht nicht, gibt's nicht! sein Credo war. Vielleicht ist die Anekdote vom Ei nur die literarische Verklausulierung für sein Vorhaben, das Eiland an China zu binden. Möglich, dass die Chronisten Ei schrieben, weil ihnen die Tinte für -land ausging. Drosch er nicht das Ei auf den Tisch, damit es steht? Drosch er einfach nur phrasenhaft Drohungen, um das Eiland nach China zu stellen?
Beharrlichkeit im wissentlichen Irrtum: Auch so eine Konstante hienieden. Sätze die Geschichte machten: Nein, Kuba ist keine Insel! - Nein, und sie dreht sich doch nicht! - Nein, wir müssen die Krise totsparen! Irrtümer, die anfangs nur Irrtümer waren, bis sie zur Lüge, zum Kalkül wurden, weil man sich des Irrtums bewusst wurde, nicht aber bereit war, davon abzurücken. Inhalte sind je nach Zeitalter austauschbar; die Sätze mögen sich im Laufe von Generationen unterscheiden, doch klingen sie so gleich.
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