Von Theophil (@stheophil)
In meinem Artikel über (vermeintliche) familienpolitische Maßnahmen und deren Ziele habe ich behauptet, das Ehegattensplitting subventioniere die Ehe an sich und nicht primär die Ehe mit einem Hauptverdiener. Einige Kommentatoren widersprachen mir und teilweise muss ich ihnen Recht geben.
Wenn man die Frage nach dem Effekt des Ehegattensplittings stellt, muss man zwei Situationen unterscheiden:
1) Für ein bereits verheiratetes Paar bleibe ich bei meiner vorherigen Behauptung. In der Ehe erschwert das Ehegattensplitting nicht die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit durch den erwerbslosen Ehepartner. Die Aufnahme einer Arbeit wird auch nicht explizit begünstigt, aber auch nicht erschwert. Jeder in der Ehe von einem der beiden Ehepartner verdiente Euro wird gleich besteuert.
Nimmt man an, dass der bereits arbeitende Ehepartner seine verbleibende Freizeit mit der Familie wertschätzt, der nicht arbeitende Ehepartner gerne mehr Herausforderungen hätte, dann ist die Aufnahme einer Arbeit durch den erwerbslosen Ehepartner u.U. die attraktivere Lösung.
Das Splitting ist eine Subvention der Ehe, weil es der Ehe eine zusätzliche Freiheit gibt, die eine freie Partnerschaft nicht hat.
2) Eine andere Wahl stellt sich nicht-verheirateten Paaren. Heiratet das Paar, dann sinkt die Steuerlast nur, wenn die Gehälter beider sich stark unterscheiden. Paare mit ungleichen Einkommen haben also einen zusätzlichen finanziellen Anreiz zu heiraten.
Das Ehegattensplitting führt also nicht dazu, dass sich in Ehen das Alleinverdienermodell durchsetzt (Fall 1) sondern umgekehrt: Es belohnt Paare mit einem Alleinverdiener, die sich zur Heirat entschließen. Es erzeugt diese klassische Rollenverteilung also nicht in der Ehe, sondern es belohnt Paare die die klassische Rollenverteilung leben. Und damit erfüllt es heute seinen Zweck nicht mehr.
Wer die Ehe als Ideal fördern möchte, muss eine Lösung finden für die zahlreichen jungen Paare, in denen beide Partner arbeiten.