Queens Of The Stone Age
„…Like Clockwork“
(Matador)
An den Queens Of The Stone Age scheiden sich die Geister. Hier die hartgesottenen und unbedingten Stoner-Traditionalisten, die sich den Queens auch nach Jahren nur über die kalifornischen Kyuss, zugleich Stammzellenträger, Überväter und Gralshüter des staubtrockenen Wüstenrocks, nähern, da die klassischen Hartmetaller und zu guter Letzt die nicht eben kleine Gemeinde der Grunge-, Alternativ- und Indiespezialisten. Es ihnen allen Recht zu machen scheint schlichtweg aussichtslos: Wo die einen Verrat am Subgenre beklagen und Rückbesinnung einfordern, geht denen, die das gnadenlose Brett bevorzugen, das ganze Diversifikationsgemucke kräftig auf den Sack, der kleinteiliger gestrickten Anhängerschaft kann es wiederum nicht abwechslungsreich genug zugehen. Und mittendrin Josh Homme, einst Kifferikone, dann Vorzeige-Geier, gern auch mal als braver Schmusecrooner unterwegs, ausgestattet mit einem gewaltigen Ego und bekannt dafür, die Besetzung seiner Band fast so häufig auszutauschen wie der selige Mark E. Smith.
Trotzdem und genau deshalb ist dieses sechste Album der Band ein außergewöhnlich gutes geworden, besser in jedem Falle als die beiden etwas zerrissen wirkenden Vorgänger „Lullabies To Paralyze“ und „Era Vulgaris“. Ob’s daran liegt, dass Dave Grohl, letztmals für „Songs For The Deaf“ bei den Queens aktiv, für den Großteil der Stücke wieder hinter den Kuhfellen Platz genommen hat oder mit Nick Oliveri ein alter Bekannter zur Rückkehr bewegt werden konnte? Eher nicht. Denn die Drums auf diesem Album sind, bei allem Respekt, nicht eben die anspruchsvollsten, Oliveris Beitrag ist auch nicht so klar zu bemessen. Überhaupt – Homme gilt ja als bestens vernetzter Musiker, die Payroll zum Album bietet wie gewohnt große Namen, allein: Wen man hört, ist Homme selbst. Am Piano bei „Fairweather Friends“ sitzt Elton John? Piano? Geschenkt. Ähnlich geht’s den Gastbeiträgen von Frank Turner, Mark Lanegan und Jake Shears, sie werden, wenn überhaupt, nur als Randnotiz wahrgenommen. Einzig Trent Reznor kann sich mit „Kalopsia“ den passenden Song kapern und zu Eigen machen – eine düstere Fantasie voller schwermetallischem Krach und unheilvollen Ruhepunkten, die in Geschrei und Chaos endet.
Der Spagat also zwischen den Erwartungen und Ansprüchen ist es, der „…Like Clockwork“ gelingen lässt: Die für die Queens so typischen, vorwärtsgetriebenen Rocknummern „I Sat By The Ocean“ und „My God Is The Sun“, hier läuft der Generator auf Hochtouren und die Stücke erinnern angenehm an die vergangenen Großtaten „Go With The Flow“ oder „Feel Good Hit Of The Summer“. Auch eher traditionell, aber eine Spur überdrehter und deshalb großartig „Smooth Sailing“ – wie der junge Iggy Pop knarzt sich Homme durch diesen satten und windschiefen Rockfetzen: „I’m gonna do the damage, till the damage is done“, wie wahr. Ebenso gut aber auch die ausgefalleneren Stücke wie der synthetisch unterfütterte Schmerzgesang „The Vampires Of Time And Memories“ (“To be vulnerable is needed most of all, if you intend to truly fall apart, … I feel no love“), der beginnt, als käme er direkt aus der Klangwerkstatt von Depeche Mode und sich später in Richtung Art und Prog emporschwingt, nicht zum ersten Mal lassen Pink Floyd grüßen.
Ähnlich gelagert „I Appear Missing“, das Stück also mit dem mumifizierten Untoten im Schlepptau – eine gelungene Verbindung aus sattem Gitarrenlärm und psychedelischem Gewaber. Cream of the crop aber sicher „If I Had A Tail“ als eine Art Rock-Cabaret oder Zitatesammlung, “Lady Marmelade” vs. “Da Do Run Run” – herrlich. Auch am Schluß ein, jetzt eher nachdenklicher, Querverweis (je nach Alter wahlweise auf Kravitz oder Timberlake): „Most of what you see my dear is purely for show, because not everything that goes around comes back around you know, holding on too long is just fear of letting go, because not everything that goes around comes back around you know” – Homme beklagt im Titelstück mit zarter Kopfstimme die Vergeblichkeit allen Tuns und läßt die Herzen heulen. Er hat es wieder mal allen Zweiflern gezeigt, sechs, sieben erstklassige Stücke darf man zählen, der Rest ist mindestens ordentlich. Er hat ihn noch, den Punch – wer wollte sich also beschweren? www.quotsa.com
13.06. Interlaken (CH), Greenfield Festival
21. bis 23.06. Scheessel, Hurricane
21. bis 23.06. Neuhausen, Southside
22.06. Berlin, Zitadelle
02.07. Wien, Stadthalle
„…Like Clockwork“
(Matador)
An den Queens Of The Stone Age scheiden sich die Geister. Hier die hartgesottenen und unbedingten Stoner-Traditionalisten, die sich den Queens auch nach Jahren nur über die kalifornischen Kyuss, zugleich Stammzellenträger, Überväter und Gralshüter des staubtrockenen Wüstenrocks, nähern, da die klassischen Hartmetaller und zu guter Letzt die nicht eben kleine Gemeinde der Grunge-, Alternativ- und Indiespezialisten. Es ihnen allen Recht zu machen scheint schlichtweg aussichtslos: Wo die einen Verrat am Subgenre beklagen und Rückbesinnung einfordern, geht denen, die das gnadenlose Brett bevorzugen, das ganze Diversifikationsgemucke kräftig auf den Sack, der kleinteiliger gestrickten Anhängerschaft kann es wiederum nicht abwechslungsreich genug zugehen. Und mittendrin Josh Homme, einst Kifferikone, dann Vorzeige-Geier, gern auch mal als braver Schmusecrooner unterwegs, ausgestattet mit einem gewaltigen Ego und bekannt dafür, die Besetzung seiner Band fast so häufig auszutauschen wie der selige Mark E. Smith.
Trotzdem und genau deshalb ist dieses sechste Album der Band ein außergewöhnlich gutes geworden, besser in jedem Falle als die beiden etwas zerrissen wirkenden Vorgänger „Lullabies To Paralyze“ und „Era Vulgaris“. Ob’s daran liegt, dass Dave Grohl, letztmals für „Songs For The Deaf“ bei den Queens aktiv, für den Großteil der Stücke wieder hinter den Kuhfellen Platz genommen hat oder mit Nick Oliveri ein alter Bekannter zur Rückkehr bewegt werden konnte? Eher nicht. Denn die Drums auf diesem Album sind, bei allem Respekt, nicht eben die anspruchsvollsten, Oliveris Beitrag ist auch nicht so klar zu bemessen. Überhaupt – Homme gilt ja als bestens vernetzter Musiker, die Payroll zum Album bietet wie gewohnt große Namen, allein: Wen man hört, ist Homme selbst. Am Piano bei „Fairweather Friends“ sitzt Elton John? Piano? Geschenkt. Ähnlich geht’s den Gastbeiträgen von Frank Turner, Mark Lanegan und Jake Shears, sie werden, wenn überhaupt, nur als Randnotiz wahrgenommen. Einzig Trent Reznor kann sich mit „Kalopsia“ den passenden Song kapern und zu Eigen machen – eine düstere Fantasie voller schwermetallischem Krach und unheilvollen Ruhepunkten, die in Geschrei und Chaos endet.
Der Spagat also zwischen den Erwartungen und Ansprüchen ist es, der „…Like Clockwork“ gelingen lässt: Die für die Queens so typischen, vorwärtsgetriebenen Rocknummern „I Sat By The Ocean“ und „My God Is The Sun“, hier läuft der Generator auf Hochtouren und die Stücke erinnern angenehm an die vergangenen Großtaten „Go With The Flow“ oder „Feel Good Hit Of The Summer“. Auch eher traditionell, aber eine Spur überdrehter und deshalb großartig „Smooth Sailing“ – wie der junge Iggy Pop knarzt sich Homme durch diesen satten und windschiefen Rockfetzen: „I’m gonna do the damage, till the damage is done“, wie wahr. Ebenso gut aber auch die ausgefalleneren Stücke wie der synthetisch unterfütterte Schmerzgesang „The Vampires Of Time And Memories“ (“To be vulnerable is needed most of all, if you intend to truly fall apart, … I feel no love“), der beginnt, als käme er direkt aus der Klangwerkstatt von Depeche Mode und sich später in Richtung Art und Prog emporschwingt, nicht zum ersten Mal lassen Pink Floyd grüßen.
Ähnlich gelagert „I Appear Missing“, das Stück also mit dem mumifizierten Untoten im Schlepptau – eine gelungene Verbindung aus sattem Gitarrenlärm und psychedelischem Gewaber. Cream of the crop aber sicher „If I Had A Tail“ als eine Art Rock-Cabaret oder Zitatesammlung, “Lady Marmelade” vs. “Da Do Run Run” – herrlich. Auch am Schluß ein, jetzt eher nachdenklicher, Querverweis (je nach Alter wahlweise auf Kravitz oder Timberlake): „Most of what you see my dear is purely for show, because not everything that goes around comes back around you know, holding on too long is just fear of letting go, because not everything that goes around comes back around you know” – Homme beklagt im Titelstück mit zarter Kopfstimme die Vergeblichkeit allen Tuns und läßt die Herzen heulen. Er hat es wieder mal allen Zweiflern gezeigt, sechs, sieben erstklassige Stücke darf man zählen, der Rest ist mindestens ordentlich. Er hat ihn noch, den Punch – wer wollte sich also beschweren? www.quotsa.com
13.06. Interlaken (CH), Greenfield Festival
21. bis 23.06. Scheessel, Hurricane
21. bis 23.06. Neuhausen, Southside
22.06. Berlin, Zitadelle
02.07. Wien, Stadthalle