Googlet man den Begriff „Cutman“, so findet man bei Wikipedia, eingebettet in den Artikel über „Cut (Boxen)“, folgende Definition: „In der Ecke eines jeden Profi-Boxsportlers steht während des Kampfs neben dem Trainer und einem Helfer oder Physiotherapeuten ein so genannter „Cutman“ bereit. Dieser kümmert sich ausschließlich um die Versorgung von Cuts, Schwellungen und Nasenbluten. Sollte die Wunde im Laufe des Kampfes weiterhin bluten oder sich vergrößern, ist der Ringrichter gehalten, den Kampf abzubrechen. Auch der Ringarzt kann diese Entscheidung vom Ringrichter einfordern. Cutmen sind auch bei anderen Vollkontakt-Sportarten wie z. B. Kickboxen im Einsatz.“ Der oder diejenigen, die dies geschrieben haben, sind offensichtlich nur selten bei Profiboxveranstaltungen gewesen. Da sieht man nämlich sehr viele verschiedene Typen von Cutmen. Sehr beliebt ist es, einen Freund als Cutman mitzunehmen, damit er umsonst in die Veranstaltung kann. Nach dem rheinischen Motto: „Et hätt noch emmer joot jejange.“ Man konnte auch schon Trainerlegenden bei WM Kämpfen ohne Cutman in den Ring steigen sehen. Es kommt wie es kommen kann, der Weltmeister kommt mit einer Platzwunde in die Pause und er berühmte Trainer lernt, dass Multitasking doch nicht ganz so einfach ist. Am Ende hat der Boxer durch TKO verloren, wenn ich mich recht entsinne.
Da gibt es aber zum Beispiel auch noch die Ehefrau des Boxers, die in ihrer Funktion als Cutwoman lauter in den Ring schreit als der Trainer. Was dazu führt, dass der sekundierte Boxer klammert, um seiner Angetrauten zu sagen: „Schatz, lass mich bitte boxen.“ – Habe ich selber gesehen und gehört.
Ein Typ Cutman ist aber gefühlt in der Mehrheit. Das ist der Mann, der mit dem Handtuch den Boden aufwischt, um dann mit demselben Handtuch durch das Gesichts seines Schützlings zu fahren und gegebenenfalls auch damit die blutende Wunde zu behandeln. Von diesen Cutmen, aber es gibt auch Trainer die das machen, wimmelt es nur so an den Ringen.
Einige jedoch nehmen ihr Tun auch ernst. Einer von ihnen ist Olaf Schröder, einer der wenigen bekannten deutschen Cutmen. Bemerkenswert ist, dass er auch ein Cutman Seminar anbietet. Das habe ich unlängst besucht. Was mir da auffiel, war, dass kaum ein Teilnehmer aus dem Bereich Boxen kam. Gar vom Profiboxen kam keiner.
Der Bielefelder Olaf Schröder ist seit über drei Jahrzehnten an den Boxringen überall auf der Welt zu finden. So stand er u. A. in der Ecke von Firat Arslan, Francois Botha, Christina Hammer, Richel Hersisia, Raymond Joval, Milan und Lukas Konecny, Mihaly Kotai, Luan Krasniqi, Natascha Ragosina, Axel Schulz, Robert Stieglitz und Jan Zaveck.
Das Seminar gliederte sich fünf fakultative und zwei optionale Themen:
1.) Grundvoraussetzungen
2.) Ausrüstung des Cutman
3.) Arbeiten in der Ringecke
4.) Arten von Verletzungen
5.) Nach dem Kampf
6.) Professionelles Bandagieren (mit Kai Gutmann)
7.) Regelkunde bei Verletzungen
Kai Gutmann, Promoter, Trainer und Inhaber der Sportschule Tosa Inu in Lemgo, übernahm den Part des professionellen Bandagierens. Er führte nicht nur in die Theorie ein und demonstrierte sie, sondern er ließ die Seminarteilnehmer sich auch, unter seiner Anleitung, gegenseitig bandagieren.
Das Seminar war sehr lehrreich, informativ und, was sehr selten ist, unterhaltsam. Ob ich dadurch zu einem richtigen Cutman geworden bin? Das weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass ich, auch ohne praktische Erfahrung, es auf jeden Fall besser machen kann als die Vielen, die mit ihren Handtüchern den Ringboden zu wischen pflegen. Ich würde ihnen, wie auch allen anderen Interessierten, dieses Seminar empfehlen.
© Uwe Betker