Freiherr von und zu Guttenberg, es ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her, dass Sie als Verteidigungsminister ihren Rücktritt einreichten. Wie haben Sie den 1. März 2011 in Erinnerung?
KT: Ich habe die Bundeskanzlerin in einem freundschaftlichen Gespräch informiert, dass ich mich von meinen politischen Ämtern zurückziehen werde – und um meine Entlassung gebeten. Der schmerzlichste Schritt meines Lebens.
Sie haben lange gebraucht, bis Sie zu diesem schmerzlichen Schritt bereit waren.
KT: Ich habe, wie jeder andere auch, zu meinen Schwächen und Fehlern zu stehen. Zu großen und kleinen im politischen Handeln bis hin zum Schreiben meiner Doktorarbeit. Und mir war immer wichtig, diese vor der Öffentlichkeit nicht zu verbergen.
Frau zu Guttenberg, Sie leben mit Ihrem Mann und Ihren Kindern seit dem Sommer in den USA. Wie geht es Ihnen dort, haben Sie sich eingelebt?
Steph: Nein, wir leben erst mal inmitten von Kartons, wie sich das gehört. Wenn man nach Übersee zieht, ist ja vor allem interessant, wann die Habseligkeiten ankommen. Das kann dauern.
Länger als ein halbes Jahr?
KT: Ja, das hat mich auch erstaunt.
Sie leben also ein halbes Jahr zwischen Kartons. Was befindet sich denn darin?
Steph: Wurscht, Brot und Bier aus Oberfranken… und eine Isomatte hab ich auch. Es soll ja ein bisschen Abenteuer dabei sein. Aber das, was ich am liebsten habe, ist eh dabei: mein Mann und meine Kinder.
Warum sind Sie überhaupt ausgewandert?
KT: Es ist reizvoll von hier aus nach Europa zu blicken, es ist sehr interessant.
Das kann ja nicht der einzige Grund sein. Flüchten Sie vor der deutschen Öffentlichkeit?
Steph: Wir verlegen unsere Basis für einen begrenzten Zeitraum. Wir wandern nicht aus. Wir bleiben Deutsche, mit ganzem Herzen. Und wir kommen zurück. Das ist schon mal klar.
KT: Es wird höchste Zeit, dass diese transatlantischen Beziehungen auch gepflegt werden.
Amerika gilt als das Land der großen Autos, was fahren Sie als Neu-Amis für ein Auto?
Steph: Eigentlich wollte ich meine Familie mit einem exzentrischen Schlitten schocken, mit Felgen, die sich an der Ampel weiterdrehen und Unterbodenbeleuchtung. Aber jetzt wird es eine gemütliche, praktische Familienkutsche.
KT, ein Leben zwischen Umzugskisten, die meisten Habseligkeiten sind irgendwo verschollen, und Sie haben regelmäßig Interviewtermine mit Giovanni di Lorenzo – das klingt nach wenig Spaß.
KT: Es waren in der Tat einige der härtesten Wochen meines politischen Lebens. Ich kann mich zum Glück auf eine sehr starke Familie verlassen.
Warum tun Sie sich das überhaupt an? Sie könnten auch ein Leben abseits der Öffentlichkeit in Ihrem fränkischen Schloss führen.
KT: Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich mich in der Region blicken lasse. Es wird aber keinen Reiseaktionismus geben.
In Bayern regiert Horst Seehofer, aktuell lässt er sich regelmäßig in seiner Funktion als stellvertretender Bundespräsident im Schloss Bellevue blicken. Lange galt Seehofer als ihr Unterstützer, zuletzt wendete er sich von Ihnen ab. Wie ist das Verhältnis zwischen Ihnen beiden heute?
KT: Ich mochte und mag ihn sehr. Zwischen uns ist damals ein großes Vertrauensverhältnis gewachsen. Dass ich ihm Schmerzen zugefügt habe, ist etwas, das mich tief bewegt und erschüttert.
Eine letzte Frage: Sie haben bis zu Ihrem Auftritt in Halifax immer diese schreckliche Nickelbrille getragen, dazu die Haare zurückgegelt, was Ihnen das Aussehen eines schnöseligen BWL-Studenten ohne Zugang zu einem Spiegel gegeben hat. Wie konnten Sie sich so vor die Tür trauen?
KT: Das ist so eine klassische Frage, wie man sie von Günther Jauch gestellt bekommen würde.
Und?
KT: Das hatte sicherlich auch mit Hochmut zu tun und mit einem gerüttelt Maß an Eitelkeit. All das ergibt eine ziemlich verheerende Kombination.
Quellenverzeichnis:
Guttenberg-Rücktritt – Die Erklärung im Wortlaut, News.de, 01.03.2011
Sie sehen mich hier sitzen – Guttenberg-Rücktritt, Münchner Merkur, 01.03.2011
Stephanie zu Guttenberg – Wie lange wir weg sind, ist völlig offen, Bild.de, 15.08.2011
Comeback des Besserwissers – Guttenbergs Auftritt in Halifax, stern.de, 19.11.2011
Guttenberg – «Es war kein Betrug», Zeit Online, 26.11.2011
Quelle:
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Politik News -
zu Guttenberg – Das Copy-Paste-Interview