„Was gibt’s da drüben zu sehen?“ „Hm, bloß wieder mal ein Canyon …“ Zum x-ten Mal auf dieser Reise fährt oder wandert man an einem unverschämt beeindruckenden Canyon vorbei und kann seine Ästhetik schon wieder kaum begreifen. Der Besuch der Nationalparks auf dem Colorado Plateau zählt auf jeden Fall zur Hauptmotivation einer USA-Reise in den Südwesten, denn diese Landschaften kriegt man sonst wirklich nirgendwo zu sehen …
Unzählige Nationalparks und Felsformationen befinden sich auf dem Plateau, da stellt sich nur die Frage, wie viel man davon sehen und wie viel Zeit man investieren möchte, denn sehenswert sind sie alle und Zeit hat man immer zu wenig. Wir haben uns für folgende Canyons in folgender Reihenfolge entschieden und waren auf dieser Strecke etwa 10 Tage unterwegs:
Grand Canyon – Page/Antelope Canyon – Monument Valley – Capitol Reef – Bryce Canyon – Zion Canyon
Sehr sehenswert sind noch der Arches oder der Canyonlands Nationalpark, aber irgendwo muss man Abstriche machen. Stattdessen sind wir über den weniger bekannten, aber nicht minder beeindruckenden Capitol Reef Nationalpark gefahren, den ich nur empfehlen kann. Der beste Deal: Mit dem Annual Pass um 80$ kann man mit allen seinen Mitfahrern ein Jahr lang alle staatlichen Nationalparks besuchen!
Grand Canyon
Der Grand Canyon ist praktisch DER Canyon und für viele Reisende der erste oder auch einzige Nationalpark. Trotzdem braucht man sich meiner Meinung nach nicht vor den Menschenmassen zu fürchten, auch nicht am South Rim, da es sehr viele Aussichtspunkte und Wanderwege gibt, so dass man auch dort eine ruhige Zeit verbringen kann. Dass man auf den Wegen wie Bright Angel Trail nicht alleine ist, ist wohl klar, aber der Nationalpark ist schließlich groß genug. Tipp: Der Campingplatz ein paar Kilometer vor dem Eingang ist viel schöner und ruhiger als die Plätze im Park. Zwar ohne Duschen, aber dafür Natur pur!
Antelope Canyon
Muss man einfach gesehen haben mit seinen unvergleichlichen sanften Farben, Formen und Light Beams. Die 1-stündige Tour ist allerdings teuer. Mittags, wenn man die Light Beams sieht, zahlt man sogar das Doppelte (40$ pro Person), aber der Besuch ist jeden Cent wert, auch wenn der Canyon eng und maßlos überlaufen ist. Tipp: Keine teure Tour in Page buchen, sondern einfach auf die 98er ein Stück Richtung Osten fahren und beim Kraftwerk rechts (für den Upper Canyon) bzw. links (für den Lower Canyon) abbiegen, dort startet man direkt mit den Navajos zur Jeep-Tour.
Monument Valley
Der Wilde Westen ruft! Hier hört schön langsam die Zivilisation auf. Man sollte unbedingt die letzte Möglichkeit in Kayenta oder noch früher nutzen, um seine Vorräte aufzustocken. Skurrile Monumente, die mitten in der Wüste aus dem roten Sand ragen, und ein einsamer Reiter auf dem Pferd. Diese Postkartenansicht lädt nicht zum Verweilen ein, sondern zum Bestaunen der Landschaft und Kennenlernen der Navajo-Kultur. Schade nur, dass es den Campingplatz direkt im Nationalpark nicht mehr gibt und man vom Campingplatz der Goulding’s Lodge kaum mehr Sicht hat. Tipp: Visitor Center unbedingt besuchen!
Capitol Reef
Mein kleiner Geheimtipp unter den Nationalparks, der bei den Reisenden oft nicht auf dem Plan steht. So einsam und alleine waren wir sonst nirgendwo wandern. Hier kann man sich auf den Wanderwegen in der bunten Felslandschaft so richtig austoben. Aber Achtung: die Sonne brennt und es ist sehr trocken! Die abwechslungsreiche zivilisationsferne Umgebung bei der Anfahrt ist meiner Meinung nach das größte Highlight in diesem Gebiet. Tipp: Falls man vom Monument Valley kommt, unbedingt über die Schotterserpentine (nach Mexican Hat auf die 261 abbiegen) über den Mesa fahren. Unglaubliche Aussicht!
Bryce Canyon
Dieser Canyon zählt zu den beliebtesten auf der Strecke. Hier ist man wieder voll auf dem Trampelpfad, wo man sich die Aussicht mit haufenweise kamerabestückten Japanern teilt. Man kann es ihnen nicht verübeln, denn der Canyon bietet Weltklasse-Aussichten. Was mich allerdings wieder einmal beunruhigte, war der vor kurzem gesichtete Berglöwe. Paranoia-Alarm! Tipp: Eine Wanderung ins Bryce Amphitheater muss auf jeden Fall sein, um die Nadeln und Türme mal ganz aus der Nähe zu betrachten.
Zion Canyon
Von Osten kommend ist der Park nur durch einen Tunnel erreichbar. Man muss beim Visitor Center sein Auto abstellen und auf die Park-Busse umsteigen. Dementsprechend konzentriert treten dann die Touristenschwärme auf. Wenn man zu spät kommt, kriegt man hier weder Parkplatz noch Campingplatz. Bei den hinreißenden Wanderungen und Ansichten vergisst man das Platzproblem aber schnell. Tipp: Die Ponderosa Ranch wenige Kilometer vor dem Park bietet Camping und alle Annehmlichkeiten, so dass man zur Abwechslung auch mal am Abend essen gehen oder sich im Hot Pool entspannen kann.