Das böse Propofol

Von Kinomaniac

Ich weiß nicht, wer von Euch die Verhandlung um Michael Jacksons Leibarzt Conrad Murray verfolgt. Ich gucke mir das gelegentlich mal an, denn ich finde es ganz interessant. Daher muss ich jetzt natürlich auch mal meine 2 Cents zu abgeben. Mich ärgert an der ganzen Geschichte nämlich eines ganz gewaltig. Selbst in den seriösen Medien ist immer wieder so was zu lesen wie: “Michael Jackson starb an einer Propofol-Vergiftug”. Das ist Blödsinn. Es führt nur dazu, dass Patienten in der Prämedikationsambulanz sitzen und sagen: “Kriege ich auch das gefährliche Propofol?”

Die Sache ist die, jedem anästhesiologisch versiertem Menschen war schon bei der Beschreibung der Todesumstände des King of Pops klar, wie die Sache wahrscheinlich gelaufen ist. Propofol lässt Menschen einschlafen. Dafür ist es da. Das ist auch gut so. Es hat auch noch einen netten Nebeneffekt, ohne den es in der operativen Medizin nicht geht – es stoppt die Eigenatmung des Patienten. Das ist bei einer Vollnarkose auch durchaus erstmal gewünscht, denn sonst kann ich den Patienten nicht intubieren und je nach OP kann der Chirurg nicht operieren, wenn der Patient selbst atmet. Ich kann auch so wenig Propofol geben, dass der Patient kurz einschläft und nicht aufhört zu atmen. Es gibt auch immer mal Eingriffe, wo nur eine “Analgosedierung” gewünscht wird. Der Patient soll keine Schmerzen haben und ein wenig schlafen, aber selbstständig atmen und notfalls erweckbar sein. Es gibt sicher keinen Anästhesisten, der bei der “Analgosedierung” nicht schon mal daneben gegriffen hätte, sprich: der Patient hört doch auf zu atmen und man muss die Atmung assistieren. Wenn ich daneben stehe und mich mit den verschiedenen Methoden der Atemwegssicherung auskenne, so ist das auch kein Problem. Aber letztendlich ist es so, dass ich bei einem Patienten, der mehrere verschiedenen Medikamente intus hat, nicht mehr einschätzen kann, bei welcher Propofoldosis die Atmung aussetzen wird. Propofolvergiftung? Nein, sondern eine ganz normale Folge des Gebrauchs. Deshalb macht man das auch nicht bei jemandem im Wohnzimmer.