Meine Gedanken und Meinungen zur Thematik der (fehlenden ?) kreativen Freiheit mancher Blogger und über das generelle Blogging an sich.
Warum wir überhaupt bloggen
Wenn wir uns über Blogger und das bloggen Gedanken machen, müssen wir einmal zurück zum Ursprung. Und daher müssen wir uns erst einmal fragen, warum wir überhaupt bloggen. Aus dem Tagebuch wurde der Blog. Doch dieses Online-Tagebuch hat sich heute auch in eine neue Richtung entwickelt. Daher kommen auch die ganzen Themenblogs. Egal ob Wein Blog, Gastroblog, Technikblog und so weiter. Die Grundidee ist jedoch stets die gleiche. Man möchte über etwas schreiben, was einem selbst interessiert, oder bewegt.
Der Blogger einst und heute
In den Anfängen des bloggen schrieb man hin und wieder über ein bestimmtes Thema. Ganz ungezwungen. Aber ist es heute auch noch so? Viele Blogger setzen sich unter einen Druck, fast täglich Beiträge zu veröffentlichen. Aus den Blogs von früher wurden professionell geführte Online-Portale. Nicht selten haben sich Blogs zu redaktionell geführten Magazinen weiterentwickelt. Dies ist in unserem Bereich, also dem Weinblogs, zwar eher die Ausnahme, aber nicht unmöglich. Mit den Jahren hat sich aber auch das Ansehen der Blogger verändert und entwickelt. Früher waren die Blogs „nett“, doch heute wird ein Blog in der Öffentlichkeit oft schon als Magazin geführt. Daher ist die Erwartungshaltung der Leser auch entsprechend höher als früher. Das Ansehen der Blogger ist ebenfalls anders als früher. In Wein Bereich ist es so, dass man nicht selten von Winzern angefragt wird, ob man nicht deren Weine verkosten und darüber schreiben möchte. Jedenfalls ist es bei mir so.
Die künstlerische Freiheit
Man wird nicht nur von Weingütern angefragt, sondern auch von Messeveranstaltern, oder Veranstaltern von Prämierungsverkostungen. Der Blogger von heute wird oft als günstiger Ersatz für Journalisten gesehen. Messeveranstalter laden jemanden ein, um erhoffen sich positive Reputationen, und sehen dies teilweise als eine Selbstverständlichkeit. Man wird bereits vorab gebeten, den Beitrag vor Veröffentlichung an den Veranstalter zu senden, und auf die Freigabe zu warten. Dies ist aber nicht nur bei Messen oder anderen Events der Fall, sondern auch bei kleinen Beschreibungen von Weingütern und/oder einzelner Weine. Ich persönlich sehe dies aber nicht ein. Ich glaube jetzt für alle Blogger zu sprechen wenn ich sage: „Ich habe nicht umsonst meine Leser. Den Lesern gefällt was ich schreibe, und wie ich es schreibe. Es gefällt ihnen wie ich einzelne Weine, Weingüter oder sonstiges bewerte bzw. beschreibe. Also warum sollte ich dann da Beiträge absegnen lassen, welche in meinem Blog veröffentlicht werden.“
Kuriose Netzwerke
Nicht alle Beiträge sind gespickt mit positivem Inhalt, sondern leider auch kritisch. Bitte nicht falsch verstehen, es geht nicht darum, dass man nichts kritischen schreiben soll, sondern um die Wahrnehmung solcher Beiträge, bzw. über eventuelle Folgen. Und kommen kuriose Netzwerke zum Zug. Folgendes Beispiel aus persönlicher Erfahrung: Ein deutscher Weinjournalist veröffentlichte vor rund 2 Jahren einen Beitrag, welcher die Arbeitsweise eines Unternehmens angriff. Dieser Journalist schickte mit via Facebook den Link zum Beitrag und schrieb dazu: „ Was denken Sie darüber“. Ich habe mir den Beitrag durchgelesen, und wollte auch wissen, was meine FB-Freunde darüber denken. Bisher ist noch alles in Ordnung. Doch nun kommt das angesprochene „kuriose Netzwerk“. Viele wissen, dass ich Obmann der Kärntner Sommelier Vereinigung bin, dieser Verein ist auch Mitglied des österreichischen Dachverbandes, und dieser wiederum Mitglied bei der ASI. Wie jeder Verband haben wir natürlich auch Partner und Sponsoren. Das, vom deutschen Journalisten angegriffene Unternehmen, ist unter anderem ein Partner des Verbands. Natürlich bin ich auf Facebook mit einigen Personen des Unternehmens verlinkt, welche mein Posting gesehen haben. Nur wenige Stunde nach dem Posting erhielt ich eine E-Mail von der Unternehmensleitung, warum ich dies getan habe, und ob sie nicht immer tolle Partner für den Verband waren. Erst ging die Unternehmensleitung sogar davon aus, dass ich den Beitrag verfasste, und den auf der deutschen Website veröffentlichte. In meinen Blog, also hier, habe ich nie etwas über das Unternehmen veröffentlicht, und auch nicht sonst wo. Das habe ich dann der Leitung auch mitgeteilt, und darauf hingewiesen, bei Anschuldigungen erst die Fakten zu prüfen. Nach dem dies geklärt war, wurde ich gebeten, alle Beiträge mit negativen Inhalten des Unternehmens gegenüber, zu unterbinden, bzw. die Verbreitung solcher Beiträge zu unterlassen und zu verhindern. Sowie als „Gegensteuerung“ positives in meinem Blog zu veröffentlichen.
Erst denken, dann lenken
Nicht nur beim Autofahren soll zuerst nachgedacht werden, sondern ebenso auch vor jeder Handlung. Doch wie weit muss ich als freier Blogger eigentlich denken, bis ich eine Handlung tätige. Muss ich wirklich erst alle möglichen Netzwerke und Verstrickungen untersuchen? Muss man sich wirklich erst überlegen, ob man (in)direkt jemanden angreifen könnte, bevor man etwas veröffentlicht. Bei allen Beiträgen, vor allem bei kritischen Themen müssen die Fakten stimmen. Das ist auch gut so. Aber was ist, wenn ich einen Beitrag verfasse, welcher auf Fakten basiert? Muss ich denk wirklich erst einmal durch die halbe Welt senden, „Top Secret“ drüber schreiben, und darum bitten den Beitrag veröffentlichen zu dürfen?
The Promise
Als Blogger hat man auch eine gewisse Verantwortung. Ebenso hat man automatisch das Versprechen gegenüber den Lesern gegeben die Beträge frei zu schreiben. Also keine Werbetexte, sondern Beiträge unabhängig anderer zu verfassen. Jedenfalls ist es bei mir so, und ich denke bei allen anderen auch. Ausnahmen sind da sicherlich oft die Firmen-Blogs, und vor allem Blog von Werbegesellschaften. Und da kommt wieder ein Thema, welches in der Bloggerszene immer wieder einmal bearbeitet wird. Das liebe Geld. Während andere kostenlose und positive Beiträge von Bloggern erwarten, gehen andere den Weg, einen Blog finanziell zu „unterstützen“. Ich habe es bewusst unter Anführungsstriche gesetzt, weil es oft im Grunde nichts anderes ist, als sich positive Reputationen zu erkaufen, und mit kleinen Geschenken den Betreiber eines Blogs auf seine Seite zu ziehen. Ich finde das Thema Werbung in Blogs sowieso anders, als viele anderen. Während ich sehr wohl für Werbung bin, sind andere der Meinung, dass man durch Werbeflächen die Glaubwürdigkeit des Blogs verrät. Doch in meinen Kopf bildet sich eine komplett andere Meinung. Erst wenn man Werbung schalten kann, bzw. Werbeplätze verkaufen kann, hat man einen Bekanntheitsgrad aufgebaut. Wodurch sollen sonst Werbekunden auf einen Blog aufmerksam werden? Wichtig ist, so sehe ich das, dass der Blog nicht mit Werbungen und Pop-up’s überschüttet wird. Der Leser will einen Beitrag lesen, und nicht nur Werbung sehen.
Bloggen und Geld verdienen? Ja geht das denn überhaupt?
In der Weinbranche zwar eher weniger das Thema, aber in den größeren Blogs, bzw. den Blogs mit allgemeineren Themen schon. Ich hatte erst vor kurzen ein Gespräch mit einem Technik-Blogger, der verzweifelt auf der Suche nach Einnahmequellen war. Aktuell hatte er Banner online, welche nach dem „Pay per Click“ und nach dem „Pay per Sale“ Systemen aufgebaut waren. Die daraus gewonnen Einnahmen waren jedoch null. Was mich persönlich auch nicht besonders wundert. Wenn man die Google-Banner einbaut, bekommt man immer die „passende“ Werbung. Und diese dann auch auf gleich den nächsten paar Websites die man besucht. Daher habe ich noch nie diesen Banner eingebaut. Im Zuge des Gesprächs wurde eines klar. Wieso geben wir Werbeplätze frei, ohne zu wissen, ob überhaupt eine finanzielle Einnahme daraus entsteht? In jeder Zeitung, jedem Magazin im Printbereich zahlt man für jede Millimeter Werbung. Warum dann nicht auch im Onlinebereich? Durch die zwei oben genannten Systeme von Werbebannern wird der Blogger doch automatisch in eine Art Mitverantwortung genommen, dass die Banner geklickt werden, und das fleißig geshoppt wird. Doch warum soll der Blogger dafür sorgen? Als Blogger sehe ich meine Aufgabe darin, Beiträge zu veröffentlichen, welche meine Leser interessieren, nicht die Werbung zu verkaufen, bzw. das Marketing für Werbekunden zu übernehmen. Wieso dann nicht ganz einfach Werbeflächen zu einem Fixpreis verkaufen bzw. vermieten. Da lässt es sich auch besser und leichter kalkulieren und steuern. Schließlich ist es ja nicht meine Aufgabe Werbung zu machen, sondern lediglich Werbung zu zeigen. Jedenfalls, wenn ich Werbung überhaupt zeigen will.