Das Bio im Plastik – Wie entsorge ich Biokunststoffe richtig?

Wer beim Einkaufen Wert auf nachhaltige Verpackungen legt, stößt schnell auf das Thema Biokunststoffe. Kunststoffe, die biologisch abbaubar sind – klingt gut, oder? Leider ist es in der Realität nicht ganz so einfach. Denn „biologisch abbaubar“ heißt nicht automatisch, dass die Verpackung in den Biomüll oder auf den Kompost gehört.

Warum biologisch abbaubar nicht dasselbe ist wie kompostierbar

Zuerst müssen wir klären, was „Biokunststoff“ eigentlich bedeutet. Im Gegensatz zur Bezeichnung „bio“ für Lebensmittel sind die Begriffe Bioplastik oder Biokunststoff nicht gesetzlich definiert und werden deshalb ganz unterschiedlich gebraucht. Bio kann hier einerseits für biobasiert stehen, was bedeutet, dass der Kunststoff – ganz oder teilweise – aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, etwa aus Mais- oder Kartoffelstärke. Oder es bedeutet, dass der Kunststoff biologisch abbaubar ist, doch das heißt noch lange nicht, dass er dann aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Auch biologisch abbaubare Kunststoffe können zum Beispiel Erdöl enthalten. Umgekehrt ist nicht jeder Biokunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen auch biologisch abbaubar, zumal auch oft Zusatzstoffe wie Druckfarben und Weichmacher enthalten sind.

Um das zu verstehen, muss man den Unterschied zwischen biologisch abbaubar und kompostierbar kennen. „Biologisch abbaubar“ heißt, dass das verwendete Material unter anaeroben oder aeroben Bedingungen zersetzt und in einfachere Stoffe gespalten werden kann, wie Wasser, Methan und Kohlenwasserstoff. Ein Zeitraum ist hier noch nicht definiert – abgebaut wird am Ende alles, nur dauert es unterschiedlich lange. Im Falle von Plastikflaschen mehrere hundert Jahre. Gemäß EU-Norm darf sich ein Produkt deshalb nur dann biologisch abbaubar nennen, wenn der Abbauprozess innerhalb von sechs Monaten zu 90 Prozent abgeschlossen ist.

Der Begriff „kompostierbar“ ist enger definiert. Kompostierung ist der Zersetzungsprozess organischen Abfalls durch Mikroorganismen. Dafür benötigt der Abfall eine bestimmte Temperatur und bestimmte Mengen an Wasser und Sauerstoff. Dann entsteht wertvoller Kompost, den man beispielsweise als Dünger verwenden kann. Laut EU-Norm ist ein Material dann kompostierbar, wenn es sich innerhalb von drei Monaten zu 90 Prozent unter aeroben Bedingungen abbaut. Um Biokunststoffe richtig zu entsorgen, ist es wichtig, diesen Unterschied zu kennen.

Wie man Biokunststoffe richtig entsorgt

Auf die Kennzeichnung achten!

Bevor es an die Entsorgung geht, muss man Biokunststoffe beim Einkaufen erst einmal als solche erkennen. Als Verbraucher erkennt man Bioplastik nicht am Material, sondern nur am Aufdruck auf der Verpackung. Eine einheitliche Kennzeichnung gibt es nicht – oft ist „biologisch abbaubar“ oder „aus nachwachsenden Rohstoffen“ aufgedruckt. Einige Hersteller verwenden Siegel: Das Zeichen „PlantBottle“ steht für PET-Kunststoff-Flaschen, die teilweise aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt sind. Das Kompostierbarkeitslogo der EU (auch als „Keimling-Logo“ bekannt) sagt aus, dass die EU-Kriterien für die Kompostierbarkeit erfüllt sind. Insgesamt ist es für Verbraucher aber momentan schwer oder gar nicht erkennbar, woraus eine Verpackung aus Bioplastik genau besteht.

Warum Biokunststoffe meistens in den Restmüll gehören

Und wohin nun mit der Bioplastiktüte, wenn man sie einmal als solche erkannt hat? Die kurze Antwort ist: Biokunststoffe gehören weder in die gelbe Tonne noch auf den Komposthaufen im Garten, sondern in den Restmüll und nur manchmal in die Biotonne.

Produkte, auf deren Etikett „biobasiert“ oder „biologisch abbaubar“ steht, gehören grundsätzlich nicht in die Biotonne – den Biomüll in einer biologisch abbaubaren Plastiktüte zu sammeln, ist also keine Lösung. Bei kompostierbarem Plastik ist es ähnlich. Es darf zwar laut Gesetz grundsätzlich in die Biotonne entsorgt werden. Trotzdem sollte man sich vorher unbedingt beim lokalen Entsorger erkundigen, wie dieser mit Bioplastik umgeht. Denn: Die drei Monate, in denen sich ein kompostierbares Material laut Gesetz zersetzen muss, sind in den meisten Fällen zu lang. In vielen Kompostierungsanlagen wird nicht drei Monate lang kompostiert, sondern deutlich kürzer. Außerdem lassen sich Biokunststoffe nicht oder nur schlecht von normalem Plastik unterscheiden und werden meist ohnehin aussortiert. Weil manche Entsorgungsfirmen die Tonne manchmal auch gar nicht mitnehmen, wenn Plastik drinliegt, sollte man sich auf jeden Fall vorher erkundigen.

Das Bio im Plastik – Wie entsorge ich Biokunststoffe richtig?

Auf den Kompost oder einfach in die Natur gehören Biokunststoffe erst recht nicht. Denn viele kompostierbare Kunststoffe bauen sich nur unter den Bedingungen ab, die in industriellen Kompostierungsanlagen herrschen. Auf dem heimischen Komposthaufen funktioniert das nur deutlich langsamer oder gar nicht.

In die gelbe Tonne sollten Biokunststoffe ebenfalls nicht, denn zur Zeit fehlen noch geeignete Recyclingverfahren. Das liegt auch daran, dass der Marktanteil solcher Verpackungen noch sehr klein ist. Beim normalen Recycling behindern sie andere Kunststoffe, deshalb empfiehlt das Umweltbundesamt derzeit, Bioplastik über den Restmüll zu entsorgen und damit der sogenannten thermischen Verwertung zuzuführen. Zumindest momentan ist das Verbrennen die sinnvollste Lösung. Denn bei der Zersetzung von Biokunststoffen entstehen in der Regel keine wertvollen Bodenbestandteile, weil sie oft lediglich zu CO2 und Wasser zerfallen. Ihre Kompostierung liefert also keinen Mehrwert – beim Verbrennen entsteht dagegen immerhin noch nutzbare Energie.

Warum Biokunststoffe auch Vorteile haben

Trotz dieser Fakten haben Biokunststoffe auch Vorteile. Sie reduzieren den Verbrauch von Erdöl, Erdgas oder Kohle und damit CO2-Emissionen. Und auch bei der Verbrennung sind sie klimafreundlicher als normales Plastik, denn sie setzen nur soviel CO2 frei, wie im Ausgangsmaterial gespeichert war. Und das ist bei pflanzlichen Rohstoffen deutlich weniger als bei erdölbasiertem Material.

In Zukunft wird sich die Ökobilanz von Biokunststoffen weiter verbessern, das erwartet zumindest die Deutsche Umwelthilfe. Denn künftig werden sie mehr als jetzt aus landwirtschaftlichen Rest- und Nebenprodukten hergestellt: Aus Orangenschalen, Sägespänen oder sogar Federn. Das wird den Einsatz fossiler Ressourcen weiter reduzieren. Es gilt zunächst weiterhin: Kein Plastik ist immer besser als Bioplastik, das Beste sind nach wie vor Mehrweglösungen.

Bilder: Walfisch: Zoetnet (CC by 2.0), Kompost: Ramiro Barreiro (CC BY-SA 3.0)


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