Das Bild und das Bild

Von Martin Gehring

Vor nicht allzu langer Zeit, mein lieber Leser, verpasste sich meine Lieblingsfacebookgruppe "Arme Poeten" ein neues Gruppenbild, welches von der erstaunlichen Bremer Autorin und Malerin Dagmar Herrmann 
beigesteuert wurde. Damiteinher ging ein kleiner Dichterwettstreit, in dem das Gemälde in Lyrik oder Prosa beschrieben bzw. interpretiert werden sollte. Es wurde sogar ein kleiner Buchpreis für das beste Werk ausgelobt. Na wunderbar, dachte ich mir und nahm neben etlichen anderen hochkarätigen Armen Poeten an dem Wettbewerb teil. Meine natürliche Bescheidenheit verbietet es mir beinahe zu erwähnen, dass ich den Wettkampf für mich entschied, aber das Siegergedicht möchte ich dir trotzdem nicht vorenthalten:
Das Bild und das Bild
Da lehnt ein Bild am Katafalk:
Gemalte Braut, so bleich wie Kalk.
Dazu ein Herr in fahlem Licht,
bekannt ist er als Ohngesicht.
Dann Bücher, leer, aus Marmorstein.
Im Sarg daselbst wähnt man Gebein',
denn an ihm steht in dürren Staben,
Poeten seien hier begraben.
Alle Hoffnung scheint verpufft,
die Liebe modert in der Gruft.
Der Glaube tröstet nur die Toten.
Ein Schild: Betreten ist verboten.
Am Boden Blumen, frisches Laub.
Zersetzen Tod, keimen aus Staub.
Sie überwuchern Schmerz und Trauer
hinter der alten Backsteinmauer.
Ich möchte es abschließend nicht versäumen, Dagmar Herrmann für die Bereitstellung des Bildes und nicht zuletzt den damit einher gegangenen Wettbewerb noch einmal zu danken und einige Links für all jene aufzulisten, die sich mit dem herausragenden schriftstellerischen und bildnerischen Werk der Künstlerin eingehender beschäftigen möchten:
Dagmar Herrmanns Blog 
Dagmar Herrmanns Kunstshop

P.S.: Es sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass es sich bei dem oben dargestellten Bild lediglich um einen Ausschnitt eines größeren Gemäldes handelt, welches in seiner ganzen Pracht hier bestaunt werden kann:
Illusionen zu Grabe getragen