Fukushima ist aus den Schlagzeilen verschwunden. Die Menschen vergessen schnell. In ein paar Jahren wird wohl Gras über die Sache gewachsen sein und die Atomlobby wird mit neuen „absolut sicheren“ Projekten aufwarten. Und schliesslich wird die Angst vor einem Blackout die Angst vor einem Gau besiegen. Sofern bis dahin nichts mehr passiert.
Doch das Biest von Fuskushima ist nicht tot. Es sitzt auf dem kaputten Dachboden von Reaktor Nummer 4. Dort oben, in 30m Höhe, liegen 1535 Reaktorstäbe in einem beschädigten Abklingbecken. Sie haben zusammen ein Strahlen-Potential von 37 Millionen Curies. Es braucht bloss ein weiteres Erdbeben und die ganze Chose bricht zusammen. Was dann passiert, ist unvorhersehbar. Aber es könnte ein Mehrfaches an Cs-137 freigesetzt werden als beim Unfall von Tschernobyl.
Die Brennstäbe können nicht geborgen werden. Die nötige Infrastruktur ist kaputt, die Strahlung in der Nähe zu hoch. Die verantwortlichen hoffen, dass es nicht so schlimm kommt und verschleiern die Problematik.
Doch das ist noch längst nicht alles. Keine 50m weit von Reaktor 4 entfernt befindet sich ein weiteres und noch viel grösseres Abklingbecken. Dort sind 6375 alte aber hoch radioaktive Brennstäbe gelagert. Insgesamt befinden sich auf dem ganzen Gelände 11421 Brennstäbe mit insgesamt 336 Millionen Curies an langlebiger Radioaktivität. Davon 134 Millionen Curies an Cs-137, das eine Halbwertszeit von 30 Jahren hat. Das heisst, nach dreissig Jahren ist immer noch die Hälfte der Strahlung übrig. Diese Menge an radioaktivem Caesium ist 85 mal mehr als in Tschernobyl freigesetzt wurde.
Wird in nächster Zeit keine Lösung gefunden, die Brennstäbe erdbebensicher zu machen, und vor allem vom Dach des Reaktors Nummer 4 herunter zu holen, sieht es für Japan und Amerikas Westen zappenduster aus. Denn in Japan sind Erdbeben häufig. Aber auch wir in Europa müssen mit einer wesentlich erhöhten Radioaktivität rechnen. Wenn das Biest von Fukushima zum Leben erwacht, wird die radioaktive Wolke auf der nördlichen Halbkugel unzählige Leben fordern und halbe Kontinente unbewohnbar machen.
Der Mensch hat ein grundsätzliches Problem: Er denkt die Dinge nie wirklich zu Ende. Euer Traumperlentaucher.
Bild: Mongolin melkt ein Yak. © by Barbara & Gregor Jungo