Vorletzte Runde in der großen Rezensionswoche “Jeden Tag ein Buch” #jteb . Könnt Ihr noch? Haltet durch und kommt mit mir in den Biergarten. Da gibt es allerhand schöne Sachen zu entdecken.
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“Das Biergartenkochbuch”……wie könnte ich so einem Buchtitel widerstehen? Gar nicht. So ein Biergartenbesuch im Sommer ist einfach herrlich. Das Schöne ist: man kann sein sein Essen dort kaufen – oder es selbst mitbringen. Dafür liefert dieses Buch so einiges an Ideen. Oder auch für das Biergarten-Gefühl zu Hause.
Das Biergarten-Kochbuch soll beides möglich machen. Es stellt sowohl Rezepte vor, die sich zur Mitnahme für eine Brotzeit anbieten, als auch Biergarten-Klassiker zum Nachkochen für zuhause.
Die Optik stimmt schon mal. Helles, freundliches Layout und und schöne, großformatige Bilder machen Lust auf Schmökern und Nachkochen. Die Gestaltung ist frisch und modern und frei von jeder Betulichkeit. Zu jedem Rezept gibt es ein Foto. Manche Seiten sind auch mit hübschen Galerien geschmückt. Man möchte aufbrechen und in den nächsten Biergarten rennen.
Aber halt – erst wird gekocht. Vorher lesen wir noch einen kleinen Exkurs zur Geschichte des Biergartens. Ich habe da eine Bildungslücke geschlossen: ich muss gestehen, die Grosshesseloher Biergartenrevolte war mir unbekannt. Aber nun weiß ich, dass sie 1999 in der Bayerischen Biergartenverordnung endete. Zu meiner Ehrenrettung kann ich sagen – ich lebte damals im Exil in Stuttgart
Die Rezepte haben mir gut gefallen. Zum einen werden die Klassiker - wie Fleischpflanzerl oder Obatzda - präsentiert, aber die altbekannten Rezepturen werden auch aufgemischt: so bekommt das Backhendl eine Sesampanade und der Blaukrautsalat wird mit Orangenmarmelade getunt.
Abgerundet wird der Rezeptteil durch ein Register, in dem man findet was man sucht, einen kleinen bayrisch-deutschen Sprachführer und Biergartentips.
Click to view slideshow.Haltet mich für ein wenig seltsam, aber wenn es in einem Buch Brotrezepte gibt, ziehen sie mich magisch an. Brotrezepte teste ich immer zuerst. So wie in diesem Fall das Bierbrot. Ein Roggenmischbrot mit Hefe, Trockensauer, Gewürzen und natürlich Bier. Einfach zu backen und schön würzig.
Und weil ich schon Bier gekauft hatte, gab es gleich darauf das Biergulasch. Das Rezept hat mich etwas irritiert, denn es werden erst die Zwiebeln angebraten, dann das gesamte Fleisch zugegeben. Das Fleisch kocht so eher, als es brät. Geschmeckt hat es nach der langen Schmorzeit dennoch, aber mit portionsweise angebratenem Fleisch und so entstehenden Röstaromen wäre es bestimmt noch besser gewesen.
Den Paprika-Sesam-Aufstrich habe ich sowohl auf’s Brot geschmiert als auch als Dipp verwendet – nussig-würzig; es gab nichts zu meckern.
Das man Senf selbst machen kann, war mir schon klar, nur hatte ich es noch nie getan. Das Biergarten-Kochbuch war ein schöner Anlaß, es mal zu versuchen. Scharfen Estragon-Senf gab es und natürlich süßen Senf. Schnell gemacht die beiden – und richtig gut. Bloß die Flüssigkeitsmenge im Rezept war etwas zu großzügig bemessen, da tastet man sich lieber langsam ran.
Für ein Gröstel braucht man eigentlich kein Rezept, sondern nur Reste ;-); geschmeckt hat die in der Pfanne gebratene Mischung aus gekochten Kartoffeln, kaltem Schweinebraten und Speck mit dem Spiegelei obendrauf aber trotzdem.
Die kalte Gurkensuppe mit geräuchterter Forelle habe ich versemmelt. Ich habe ordnungsgemäß die Gurken mit Buttermilch und Crème fraîche püriert und schön würzig abgeschmeckt. Die Räucherforelle habe ich dann am nächsten Tag im Kühlschrank gefunden. Naja…geschmeckt hat die Suppe trotzdem.
Natürlich mußte ich die Leberkäse-Burger mit Ei machen. Dabei kann man auch gleich den Süßen Senf benutzen. Alle waren glücklich mit den Burgern, für die mit süßem Senf bestrichene Laugenbrötchen mit Leberkäse, Senf, Essiggurke, Tomate, Spiegelei, Zwiebel, Tomate und Salat gestapelt werden.
Nudelsalat mag keine typisch bayerische Angelegenheit sein – als Proviant im Biergarten ist er trotzdem gern gesehen. Der Salat kommt mir Nudeln, Kirschtomaten und Mozarella daher. Ich fand witzig, dass die Tomaten in einem Gefrierbeutel zerdrückt werden und dann mitsamt dem Saft an den Salat kommen – Tomatensaft statt Essig im Dressing.
Was Süßes zum Schluß? Das waren die Apfelstrudelschnecken. Im Prinzip ist das Apfelstrudel, der nicht längs, sondern halt in Schneckenform gebacken wird. Der Teig ließ mich kurz die Stirn runzeln, denn es ist Ei drin, was ich von Strudelteig so nicht kenne. Trotzdem war der Teig gut zu bearbeiten und die Schnecken sehr fein. Mit der Form allerdings habe ich etwas gekämpft, aber das liegt an meiner grobmotorischen Veranlagung-
Bei diesem Buch stimmt für mich alles – die Rezepte sind vielfältig und gut umsetzbar. Ich werde es sicherlich nicht nur dann aus dem Regal holen, wenn ich eine Brotzeit-Idee für den Biergarten brauche. Das Buch gibt es direkt beim Verlag. Übrigens auch auf Englisch.
Und jetzt zum Senf. Ich habe beide Sorten fabriziert, und das sicher nicht zum letzten Mal. Die Rezepte ergeben jeweils ein kleines Gläschen voll. Das Senfmehl (üblicherweise die gelbe Dose Colemans’ Mustard) gibt es im Feinkosthandel oder im Asia-Shop.
Für den scharfen Estragon-Senf:
- 4 EL gelbes Senfmehl
- 4 EL Zucker
- etwas Salz
- 4 EL Apfel – oder Weißweinessig
- 2 Gewürznelken
- 1/2 TL Koriandersaat
- 2 Stängel Estragon
Essig, 200 ml Wasser, Nelken, Korianderkörner und 1 Stängel Estragon in einen kleinen Topf geben. Aufkochen, dann auf etwa 5 EL einreduzieren.
Inzwischen Senfmehl in einer kleinen Schüssel mit Zucker und Salz vermischen. Vom zweiten Estragon-Stängel die Blätter abzupfen und fein hacken.
Den Sud durch ein feines Sieb gießen, dann nach und nach zur Senfmehl-Mischung geben bis die richtige Konsistenz erreicht ist. Die gehackten Estragonblätter unterrühren.
Den Senf in ein sterilisiertes Gläschen füllen und 4-6 Wochen zum Reifen in den Kühlschrank stellen.
Für den süßen Senf:
- 4 EL gelbe Senfkörner (Supermarkt, Gewürzregal)
- 1 EL Senfmehl
- 2 EL brauner Zucker
- 4 EL Weißwein- oder Apfelessig
- 2 Gewürznelken
- 1/2 TL Koriandersamen
- 1 Streifen Zitronenschale
- 2 EL Honig
Senfkörner in einer kleinen Pfanne ohne Fett anrösten, bis es knistert. Ein Deckel oder ein Spritzschutz wären nicht schlecht
Essig zusammen mit 200 ml Wasser, Nelken, Koriander und Zitronenschale in einem kleinen Topf aufkochen und auf ca. 5 EL einreduzieren.
Die Reduktion durch ein feines Sieb abgießen und nach und nach mit der Senfmehl-Mischung verrühren, bis die richtige Konsistenz erreicht ist.
In ein sterilesiertes Schraubglas füllen und im Kühlschrank ca. 4-6 Wochen reifen lassen.