Das beste Versteck

05-054

Wenn man etwas besonders gut verstecken will, dann legt man es am besten ganz offensichtlich hin. Und keiner wird es da sehen. Ach ja, Brille und Schlüssel können das ja sowieso gut.

Vom Tarot gibt es eine solche Legende: als Gott ein Versteck suchte, um die tiefsten Geheimnisse des Mensch seins zu verbergen, kam er auf die Idee, diese in einem Kartenspiel darzustellen, welches dann jedermann im Wirtshaus bei Bier spielt.

Ein weiteres solches Versteck ist: das Wort.

Eigentlich ist es doch etwas banales: wir machen mit dem Mund ein Geräusch, und sobald ein paar Leute dasselbe Geräusch für eine ähnliche Sache machen und kennen, nennt man es “Wort”. Ist ja nichts weiter dabei. Kleine Kinder machen einfach mit.

Aber die Fähigkeit, Worte in riesengroßer Menge zu bilden und Dinge damit immer präziser zu differenzieren, ist das Eingangstor zu all unseren menschlichen Leistungen. Das Tor zur Poesie und zur Wissenschaft, das Tor zur Erkenntnis!

“Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort” steht in der Bibel (Prolog zum Johannesevangelium, dort in Form eines Gedichtes). Die Magie des Wortes hat offenbar schon manchen Heiligen oder Weisen berührt. Für Johannes war das Wort sogar identisch mit Gott – mit dem Bewusstsein in Reinform.

So wie sich über die Jahrtausende Karftorte etabliert haben, so haben sich die Menschen auch Karftworte angeeignet. Die Hinduistischem Mantras, die Sutren des Korans, der Rosenkranz der Katholiken, das Buddhistische OHM – alles sind Worte, mit denen Menschen die Erfahrung gemacht haben, dass allein der Klang schon wirkt.

Im Dialog kommen wir weiter, in der Verwirrung geschieht Lernen und in der Paradoxie (im Zen das Koan) kann Erleuchtung geschehen. Worte sind also der Nährboden für die Entfaltung unseres Bewusstseins, für die philosophische oder spirituelle Erkenntnis.

Aber dann Geschieht etwas merkwürdiges. An einem bestimmten Punkt der Erkenntnis werden Worte plötzlich nutzlos. Ja sie werden zu einer Belastung, sie verfälschen. So sagt das TaoTe King im ersten Vers: “Das Tao, das man beschreiben kann, ist nicht das wahre Tao.”  Mystiker können ihre Erfahrung nie beschreiben!

Es scheint da also eine Welt der Erkenntnis zu geben, die komplett jenseits des Wortes liegt – und doch ist offenbar ein langer Weg der Worte nötig, um zu dieser besonderen Welt zu gelangen!


BILD OBEN
Bereitschaft / 49cm  x 31cm / Collage mit Gouache auf Aquarellpapier / 2005, Nr.05-054



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