Leider war mein Akku leer, sonst hätte ich die Klotüren für euch fotografiert. Die funktionieren nämlich so: Kein Gast drauf – Türen durchsichtig – ich dachte erst, es wäre ein Scherz!
Wenn der Pipi-Gast im Kabinchen die Türe verriegelt, wird das Glas undurchsichtig.
Wir waren alle Die Kinder waren begeistert, bis ein männlicher Gast den großen Sohn bei der Kloputzfrau verpetzte: “Da spielt einer mit den Türen!” Lieber fremder Herr, das ist kein Herumspielen, das ist wissenschaftliche Neugier! Der große Sohn hat nämlich herausbekommen, wie der Trick funktioniert: Tür verriegeln -> Licht im Kabinchen geht an -> Licht fällt von innen auf die Glastür -> Tür wird undurchsichtig. Toll!
Der Rest der Hochzeit stieß bei den drei Söhnen auf höfliches Unverständnis.
“Die haben sich über die Ringe unterhalten!” echauffierte sich der große Riesensohn.
“Wann kommt das Eis?” fragten die Zwillinge.
“Wann gehen wir?” murrte Sohni, der immer als erstes die Geduld verliert.
Wenigstens Maxe zeigte Anstand und überreichte sein Geschenk: Einen glitzernden blauen Plastikdiamanten aus dem Ein-Euro-Shop. Er hatte schon einige Kratzer, kam aber von Herzen.
Das schlimmste sind die Fahrten.
Ich mag ja keinen Stress. Vom Babybesuch zur Schule, Kind 1 abholen. Kind 1 in der Stadt absetzen, damit das Fahrrad wieder frei ist für Kind 2 bis 3. Mit Kind 2 und 3 Kind 1 wieder einsammeln. Geld abholen. Fahrrad absperren. Kinder zum Bahnhofsbäcker schicken, damit ich in Ruhe die Wirrungen des Fahrkartenautomaten durchschauen kann.
“Mama??” Kind 1 kommt vom Bäcker, “dürfen wir auch was Süßes?”
“Mir egal”, brumme ich unpädagogisch.
“Mama??” Maxe hüpft heran, “kann ich auch was Süßes aussuchen?”
“Hmpf”, sage ich. Wo zum Geier ist die Taste für ermäßigte Fahrkarten??
Sohni rennt herbei: “ich will den Schokoring – darf ich??”
“Ja”, ich knirsche mit den Zähnen, “wenn ich mal abbeißen darf.” Zwei Euro?? Das kann nicht sein. Egal. Wir müssen zum Gleis.
Ich stoße ins Horn, und alle Kinder rennen zum Gleis, wo sich – ihr ratet es schon – der Zug verspätet.
Die Braut ruft an: “Steig in Köln West aus, da kannst du in die Linie 5 umsteigen, Richtung Heumarkt. Ist kürzer.”
Ich hoffe kurz, stelle aber fest, dass der Zug nicht daran denkt, in Köln West zu halten. Wir steigen im Hauptbahnhof aus und rennen zum Alten Rathaus, wo uns eine Standesbeamtin im Eingang erwartet und uns durch das Labyrinth der Trauungsräume in den richtigen Raum führt. Immerhin stehen keine Plastikaschenbecher auf dem Tisch.
Über die Rückfahrt in stickiger S-Bahn, weil der Zug ausgefallen war, breite ich das Mäntelchen des Schweigens. Nur ein Stichwort: Gegen Heizkörper bollernde Winterstiefel können einem ganz schön auf den Wecker gehen, und die letzte halbe Stunde überstanden wir nur, weil ich das Märchen von Jack und den Zauberbohnen erzählte. Der ganzen S-Bahn.
Mit zunehmenden Alter mag ich ja Hochzeiten. Bericht von der Hochzeit, erste Reihe:
Die Braut heult, der Bräutigam ist ganz rosa im Gesicht. Die Bräutigam-Eltern sind mit insgesamt 53 Kameras ausgestattet. Insgesamt richten sich 3.000 Handykameras auf die Brautleute.
Bei uns macht Sohni die Fotos, daher ist auch der Akku leer, als wir bei den Klotüren des Cafés ankommen, nach Kuchen, Eis, Kaffee und heimlich aus der Volvic-Flasche getrunkenem Wasser – hier ist alles so teuer.
Wer sich übrigens die tollen Türen einmal anschauen will: Nehmt eure Kinder und geht in das Café gegenüber der Dom-Platte. Es lohnt sich! Und die Putzfrau will auch nur 50 Cent.
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