Das Baby schläft nicht: Meine Erfahrung und was vielleicht hilft

Von Nele Hillebrandt

Unser Baby schläft nicht gut. Seit der Geburt gab es keine Nacht, in der er (und somit auch ich) durchgeschlafen haben und so wie es momentan aussieht, wird das in naher Zukunft auch nicht der Fall sein. Eine Zeit lang hat mich das extrem belastet und ich war wirklich fertig. Mittlerweile habe ich mich damit ganz gut abgefunden und Wege gefunden damit umzugehen. Ohne tagsüber mega müde zu sein oder nachts Groll gegen das Kind zu empfinden. Denn eins ist klar: Extra macht mein Kind das sicherlich nicht.

Was ist Durchschlafen eigentlich?

Für uns Erwachsene bedeutet durchschlafen in der Regel eins: Dass man sich abends ins Bett legt (meist zwischen 22 und 24 Uhr) und am nächsten Morgen aufwacht (so zwischen 07 und 09 Uhr). Ohne Unterbrechung.

Bei Babys gilt hingegen, dass man vom „Durchschlafen" spricht, sobald eine Nachtmahlzeit wegfällt. Dadurch schlafen die Kleinen dann in der Regel fünf bis sechs Stunden. Ob diese lange Schlafphase zu beginn und am Ende der Nacht liegt, ist dabei völlig egal. Es kann also durchaus sein, dass ein Kind, das um 19 Uhr ins Bett gebracht wird fünf Stunden am Stück schläft (also bis 24 Uhr) und dann alle zwei Stunden wach wird. Wenn die Mutter erst um 23 Uhr ins Bett geht, ist für sie die Nacht dann natürlich ständig unterbrochen und sie würde wahrscheinlich nicht sagen, dass ihr Baby durchschläft, obwohl dies eigentlich der Fall ist.

Unser Baby schläft nicht: unsere „Schlaf-Geschichte"

Ich glaube, als ich Mutter wurde da war ich ziemlich naiv. Klar, irgendwie war mir schon bewusst, dass es auch mal anstrengend werden würde aber wie anstrengend, dass habe ich doch ziemlich unterschätzt. Vor allem habe ich dabei unterschätzt, dass Schlaf im ersten Jahr (und bei uns anscheinend auch darüber hinaus) Mangelware sein würde.

Als wir aus dem Krankenhaus kamen, da schlief der Sohn noch ziemlich viel aber - wie wohl alle Neugeborenen - in kleinen Dosen über Tag und Nacht verteilt. Das hatte ich schon erwartet und konnte auch recht gut damit umgehen. Ziemlich schnell entwickelte er dann auch schon einen Tag-Nacht-Rythmus. Tags wurden die Wachphasen deutlich länger, am Abend wurde er sichtlich müde und dadurch ungnädig. Nur die Schlafphasen in der Nacht, die wurden leider nicht länger. Alle zwei bis drei Stunden wachte er auf und wollte gestillt werden.

Nun ja, dachte ich mir, er ist ja noch sehr jung. Dass andere Babys mittlerweile bis zu sechs Stunden am Stück schliefen, nahm ich einfach hin ohne da besonders viel hinein zu interpretieren. Ich dachte einfach, dass mein Kind halt noch nicht so weit sei.

Es vergingen Tage, Wochen, Monate. Der Sohn schlief tagsüber nur noch zwei kurze Schläfchen und recht früh merkten wir, dass selbst das für ihn zu viel war. Abends war er bis 23 Uhr wach und wollte partout nicht einschlafen. Also stellten wir mit etwa neun Monaten auf einen Mittagsschlaf um. Das klappte tagsüber sehr gut: Er war fit, schlief schnell ein und es gab abends keine Probleme mehr ihn zwischen 19 und 20 Uhr ins Bett zu bringen.

Die Nächte jedoch waren weiterhin ständig unterbrochen. Länger als drei Stunden am Stück schlief er selten. Das Maximum waren vier Stunden ohne Unterbrechung. Doch ich sagte mir weiterhin, dass das Baby einfach noch nicht so weit sei. Und es war ok für mich, auch wenn ich langsam merkte, dass dieses Schlafverhalten an mir zerrte.

Heute

Unser Sohn ist mittlerweile fast 13 Monate alt. Er ist also eigentlich gar kein Baby mehr. Durchschlafen ist hier aber immer noch nicht in Sicht. Auch jetzt freue ich mich, wenn wir drei Stunden am Stück schlafen. Zum Glück ist es in der Regel so, dass er aufwacht, stillt und wieder einschläft. Geschrien wird Nachts eher selten und wenn, dann weiß ich, dass wirklich etwas nicht stimmt: Entweder kommen die Zähne oder er hat Verdauungsbeschwerden oder der Tag war einfach zu voll.

Problematisch ist momentan eher, dass er allein absolut nicht schlafen kann. Während ich ihn früher gegen 19 Uhr ins Bett brachte, kurz stillte und dann aufstehen konnte, ist dies momentan absolut nicht möglich. Er wacht auf, sobald ich für ein paar Minuten den Raum verlasse und ist dann untröstlich.

Ich versuche mittlerweile die Situation einfach so anzunehmen wie sie ist. Ich bin einfach nicht bereit es zu ändern, wenn das für meinen Sohn Stress bedeutet. Das heißt, dass ich abends mit ihm zusammen ins Bett gehe. Zum Glück kann ich dort problemlos am Smartphone arbeiten, Serie schauen, telefonieren oder sogar ein Buch lesen. Solange mein Sohn mich spüren kann, schläft er dabei in der Regel gut.

In der Nacht stille ich ihn sobald er aufwacht und er schläft dann schnell und problemlos wieder ein. Wenn die Nacht sehr anstrengend war, steht mein Mann morgens mit ihm auf und ich kann noch ein bis zwei Stunden in Ruhe weiter schlafen.

Ist das Stillen Schuld daran, dass das Baby nicht schläft?

Lange habe ich mir die Frage gestellt, ob ich selber am Schlafverhalten meines Sohnes Schuld bin. Weil ich ihn viel und oft zum Einschlafen stille. Aber mittlerweile glaube ich das nicht mehr und vermute eher, dass mein Sohn dies von allein ablegen wird, wenn er soweit ist.

Warum?

Eine Bekannte hat wegen der schlechten Nächte abgestillt. Die Folge: Das Baby schläft noch schlechter ein, die Nächte sind genauso durchbrochen allerdings wird nun deutlich mehr geschrien. Klar, das wird sich irgendwann geben und so eine Umstellung braucht Zeit. Aber ich weiß, dass ich momentan nicht die Lust und Kraft habe so eine Änderung durchzusetzen und auszuhalten. Von daher lasse ich es.

Außerdem (und viel wichtiger in diesem Zusammenhang!): Mein Kind schläft mittlerweile ohne Stillen super ein. Wenn wir ins Bett gehen, dann stille ich ihn zwar aber sehr oft schläft er dabei nicht direkt ein. Irgendwann löse ich ihn und dann brabbelt er noch ein bisschen vor sich hin, kuschelt mit mir und schläft dabei irgendwann von alleine ein. Das klappt so erst seit ein paar Wochen, es zeigt mir aber ganz deutlich, dass mein Kind generell alleine einschlafen kann.

Dein Baby schläft nicht gut und du bist verzweifelt?

Letztendlich ist auch bei diesem Thema entscheidend, dass eine Lösung gefunden wird, mit der alle irgendwie zufrieden sind. Es bringt nichts, wenn Mama sich aufgibt und dann gar nicht mehr kann. Und eine Umstellung mag zwar im ersten Moment anstrengender sein, wird aber wahrscheinlich dazu führen, dass es auf lange Sicht gesehen besser wird. Am Ende ist es immer ein Abwägen von Bedürfnissen. Ich habe für uns entschieden, dass mich die Situation nicht so sehr belastet, dass ich jetzt unbedingt etwas ändern muss. Klar, manchmal nervt es mich aber ganz oft liege ich sogar im Bett, schaue meinen Sohn an und kann die Zeit genießen. Und das nächtliche Aufwachen nervt zwar aber wenn ich nicht dagegen ankämpfe und es einfach akzeptiere, kann ich auch damit ganz gut umgehen.

Wer hingegen schon auf dem Zahnfleisch geht und von der Situation total genervt ist oder einfach körperlich oder psychisch nicht mehr kann, der sollte versuchen etwas zu ändern. Was man macht, ist von Familie zu Familie verschieden und hängt auch davon ab, ob man noch stillt oder nicht. Und natürlich ist das Wichtigste, dass man sich selbst damit wohl fühlt!

Ich habe hier ein paar Handlungsalternativen zusammengestellt, die man ausprobieren kann, wenn das Baby nicht schläft. Dabei ist die Reihenfolge zufällig. Ich empfehle keine der Methoden für jeden, sondern rate, dass jeder einfach das ausprobiert, womit er oder sie sich am wohlsten fühlt. Und wenn es nicht klappt und man wieder zum Gewohnten zurück kehrt, ist das (entgegen mancher Behauptung!) gar nicht schlimm! Man kann es dann einfach erneut probieren wenn das Kind älter ist oder vielleicht löst das Problem sich ja gar von selbst.

Möglichkeit 1: Der Papa übernimmt

Vor allem wenn die Mama nicht mehr stillt, kann man versuchen, dass der Papa das ins Bett bringen übernimmt. Manchmal klappt das unerwartet gut und das Kind schläft deutlich besser ein. Manchmal sorgt das aber auch für großen Widerstand beim Kind.

Bei uns hat das überhaupt nicht geklappt. Ganz im Gegenteil: Der Sohn hat sich so aufgeregt, dass er kaum zu beruhigen war. Wir haben das also schnell abgebrochen.

Möglichkeit 2: Das sanfte Ablösen

Danielle beschreibt auf dem Blog eine Methode um das Stillen vom Einschlafen zu entkoppelt. Außerdem findest du in dem Artikel noch ein paar weitere Ideen um das nächtliche Stillen zu reduzieren.

Möglichkeit 3: Ausgleich suchen

Manchmal kann es auch helfen nicht die Problemsituation an sich zu lösen, sondern einen Ausgleich zu schaffen. Wenn Mama zum Beispiel am Tag Zeit für sich bekommt und mal alleine etwas Schönes machen kann, kann das dazu führen, dass die Einschlaf- oder Durchschlafsituation nicht mehr als so belastend wahrgenommen wird. Das ändert zwar nichts daran, dass das Baby schlecht schläft, wenn Mama entspannter ist, kann sie damit aber wahrscheinlich viel besser umgehen.

Was man eher vermeiden sollte

Ich bin generell kein Fan davon sein Kind schreien zu lassen. Allerdings kann ich es auch nachvollziehen, dass man irgendwann einfach an seine Grenzen kommt. Es ist nicht verwerflich (und ganz im Gegenteil sogar gut!) wenn man in akuten Situation kurz den Raum verlässt um Luft zu holen. Sein Kind nach vorgegebenen Zeiten allein zu lassen (während es schreit und sichtlich unglücklich ist) halte ich jedoch für falsch.

Wenn du das Gefühl hast, dass du einfach nicht mehr kannst und nicht mehr weiter weißt, dann versuche zunächst die Spannung zu reduzieren. Vielleicht kann dir dein Mann, deine Mutter oder dein Vater, eine Freundin oder ein Freund das Kind für eine Zeit abnehmen. Wenn du noch stillst, kannst du dich auch jederzeit an deine Hebamme wenden.

Ein Buch, das ich selber sehr schön finde und anderen Eltern nur empfehlen kann, ist das von Herbert Renz Polster und Nora Imlau:

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Hi! Ich bin Nele. Erzieherin, Bachelor-Psychologin und seit 11/2016 Mama von einem bezaubernden Babyjungen. Hier auf meinem Mama-Blog erfährst du, was mich bewegt und beschäftigt.