Seit gestern stehe ich ein wenig unter Schock. Und so ziemlich den einzigen Trost ziehe ich daraus, dass es nicht nur mir so geht.
Was ist passiert?
Seit gestern früh ist klar: der Google-Reader wird (mit anderen Diensten) ab dem 1. Juli 2013 abgeschaltet. Das kam für mich mehr als überraschend. Andere scheinen das schon vorausgesehen zu haben – und diskutieren bereits Ersatzmöglichkeiten. Dafür ist es mir noch zu früh.
Doch der Reihe nach: als ich gestern den Reader in der Webansicht öffnete, sprang mich diese Mitteilung an:
Das mag für Jemanden, der nur Facebook kennt und nutzt, erst einmal eine Randnotiz sein; Netzdienste kommen und gehen. Das haben wir alle schon erlebt. Und uns dann nach Alternativen umsehen müssen.
Doch in diesem Falle…
In diesem Falle muss ich etwas weiter ausholen: ich lese jeden Tag (meist einmal morgens und einmal am Abend) via Google-Reader bzw. über diverse Apps um die 2.000 Artikel – das heißt natürlich: Überschriften. Ich folge mit dem Reader inzwischen ca. 250 Blogs und Onlineportalen. Darüber habe ich hier bereits schon einmal berichtet. Auch über meinen “Arbeitsfluss” und die Software, die ich nutze.
Es hat wirklich eine ziemliche Zeit und ein paar Euro gedauert, bis ich den für mich angenehmsten Algorithmus gefunden habe.
Und das soll nun vorbei sein. Nicht, weil ich es will, sondern weil Google es so will?
Es ist schon so, wie der Boschblog schreibt: “Fast nie sind Trennungen einvernehmlich, ein Part ist meistens der Stärkere in einer Beziehung.” In diesem Falle: Google.
Heise spricht zwar davon, dass durch das Einstellen dieses Dienstes das Vertrauen in Google erschüttert ist. Allein: es mangelt mir an Glauben. Neunetz.com sieht das gar als Chance für andere Anbieter. Und vor allem als Zeichen – dem ich zustimmen muss – dass Google seinen Ruf als “Die Guten im Netz” verliert und “als das zu sehen [ist] was es ist: Bestenfalls Selbstleugnung, schlimmstenfalls Lüge, oft schlicht Propaganda.”
Google ist einer der Giganten – er hat ein Monolpol, an denen man nun mal nicht vorbei kommt. Auch wenn man will. Es ist so wie bei Microsoft: alle meckern… und alle nutzen es. Und sei es nur, dass Dokumente als Word-Dokumente verschickt werden… Wir halten uns alle an diesen Quasi-Standard. Den Niemand beschlossen hat. Der sich einfach aus der Macht ergab, den MS bei Office-Produkten inne hat. Natürlich gibt es Alternativen… Doch wir sind alle bequem und nutzen, was alle nutzen.
Und so war/ist es auch mit dem Google-Reader.
Günter Hack nennt das in seinem Blog beim ORF einen Schlag gegen das freie Web und hofft, dass sich durch das Ende vom Google-Reader eine neue Kultur und Infrastruktur entwickeln wird.
Doch erst einmal geht es mir so wie dem Kommentatoren bei Cashy:
BTW: Die Petition! Mit dem Bekanntwerden der Nachricht gibt es auch eine Petition dagegen. Dort haben seit gestern bereits 94.243 Leute unterschrieben (Stand: 15.03.2013, 12:34 Uhr) – Auch wenn Ihr – Leser – das Teil nicht nutzt: unterschreibt mal bitte. Um meinetwillen
Obwohl ich wenig Hoffnung habe, dass das etwas ändert.
Doch – wie Ali Arbia schon schreibt: “Das war kein Rennpferd, sondern mehr ein treuer Arbeitsesel. Einfach gestrickt und tat was er tun sollte.” Denn wenn ich mir einige der Alternativen ansehe, über die derzeit gesprochen wird… das ist mir alles zu Klicki-Bunti. Wo ist eine simple, schnelle und trotzdem individuell einstellbare Alternative?
Ich warte noch etwas ab – vor allem warte ich ab, was der Programmierer meiner Lieblingsapp “Mr. Reader” als Quelle anbieten wird. Bis zum 1. Juli sind es ja noch ein paar Tage…
Nic